Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
Vom Netzwerk:
Als er die Füße auf den niedrigen Eichencouchtisch legte, tat sie es ihm nach. Sie unterhielten sich oder saßen schweigend da und lauschten dem Gurgeln und Knacken der Heizung, die sich an- und ausschaltete, und dem Wind, der die Bäume ans Haus schlagen ließ. Um halb zwölf sagte sie: »Ich sollte wohl mal nach Hause fahren.«
    Er brachte sie zur Tür und half ihr in den Mantel. In dem Moment, als er die Hand nach dem Türknauf ausstreckte, schlang sie die Arme um ihn und küsste ihn. Es hatte mehr als ein flüchtiger Kuss sein sollen, aber nicht viel mehr – und dennoch ging er weiter, eine Entdeckungsreise, eine Bekräftigung, ihre Herzfrequenz stieg, ihre Arme legten sich noch fester um ihn, sie drängte sich an ihn, erlaubte ihm, sie noch näher an sich zu ziehen. Als sie sich voneinander zu lösen begannen, küsste er sie auf die Wange, das Kinn, die Nase und verharrte Stirn an Stirn mit ihr.
    »Oh« , seufzte sie.
    »Hm« , machte er.
    Ja , dachte sie auf der Heimfahrt. Ein bisschen mehr in der Birne als der letzte Kerl.

- 49 -
    U m Viertel vor drei, kurz bevor die Kinder nach Hause kommen sollten, klingelte Polly an der Tür. Sie hatte nie geklingelt, seit den Anfängen ihrer Freundschaft nicht.
    Stattdessen hatte sie gerufen: »Ich bin’s!« und war eingetreten.
    Als Dana ihr die Tür aufmachte, sagte Polly: »Soll ich hier draußen stehen bleiben?« Obwohl ein gewisser Humor mitschwang, vermutete Dana, dass Polly die Frage ernst meinte, und hielt ihr die Tür auf. Dann standen sie in der Diele, ohne sich anzusehen, bis es aus Polly herausplatzte: »Ich bin aus dieser Büchergruppe ausgetreten. Das ist ein Haufen Klatschweiber, und ich habe mich auf dieses Niveau hinabbegeben. Nora hält sich für die Ballkönigin schlechthin, dabei ist sie nichts als ein manipulatives Miststück.« Darauf folgte ein kurzes, heftiges, frustriertes Kopfschütteln. »Ich will mich nicht rausreden – es ist alles meine Schuld. Du sollst aber wissen, dass das ein Fehler ist, den ich nie wieder machen werde.«
    Dana nickte. »Gut«, sagte sie.
    »Außerdem ist Victor kurz davor, sich deswegen von mir scheiden zu lassen.« Eine Übertreibung, aber Dana verstand, was sie meinte. »Ständig sagt er: ›Du hast Dana den Wölfen zum Fraß vorgeworfen, und wofür? – Für diese schnöselige Nora Kinnear? Was ist denn in dich gefahren?‹ Er hat natürlich recht, aber findest du das nicht auch ziemlich frech, nachdem er so in sie verknallt war? Und dann sagt er jeden Tag zu mir: ›Geh bloß nicht rüber zu den Stellgartens und belästige Dana so lange, bis sie dich aus purer Erschöpfung wieder aufnimmt. Lass sie zu dir kommen, wenn sie dazu bereit ist.‹ Gerade so als ob er ein Diplom in zwischenmenschlichen Beziehungen hätte. Hat er nicht , kann ich dir versichern.«
    Dana blickte ihr in die Augen. »Es geht nicht um das, was du mir angetan hast, Polly, obwohl das schon schlimm genug ist. Es geht um das, was du Morgan angetan hast.«
    Polly wurde blass. »Gott, ich weiß«, flüsterte sie. »Das macht mich ganz krank. Ich hätte nie gedacht …«
    »Niemand denkt, dass Tratsch sonderlich weit reicht. Aber es ist Tratsch und verletzt einen. Sie hat Nora sagen hören, dass du diejenige warst, die es ihr erzählt hat.«
    »Ich könnte mich umbringen.« Ihre elfengleiche Gestalt schien noch dünner zu werden, und Dana dachte an diese Zeile aus Peter Pan: »Klatsch in die Hände, wenn du an Feen glaubst.«
    »Und jetzt geht es ihr schlecht, weil sie glaubt, sie hat unsere Freundschaft zerstört.«
    »Das ist doch verrückt! Sie hat überhaupt nichts gemacht!«
    »Ich wünschte, du würdest ihr das sagen. Am besten heute noch. Verrate ihr nicht, dass du weißt, dass sie sich für unseren Streit verantwortlich fühlt. Bitte sie einfach um Entschuldigung und mach ihr klar, dass sie keine Schuld trifft. Bitte.«
    »Abgemacht.«
    »Wie lief’s?«, fragte Tony, als er sie an diesem Abend gegen zehn anrief, just als Dana ins Bett gehen wollte. Sie hatte eben erst beschlossen, dass es wohl zu spät wäre, ihn anzurufen.
    »Ganz gut, glaube ich.« Sie erzählte ihm von ihrem Gespräch mit Polly.
    »Hat sie es getan?«
    »Ich glaube schon. Morgan kam mir heute Abend ruhiger vor. Ich wollte sie aber nicht fragen – dann hätte sie gewusst, dass der Anstoß von mir kam.«
    »Gut gedacht«, sagte er. »Du bist schon eine tolle Mom.«
    Dana stöhnte. »Du kennst ja die Redensart: ›Das ist kein Hexenwerk‹. Ist es nicht – es ist

Weitere Kostenlose Bücher