Die Zufalle des Herzens
herumgelegt. Ihre Brust war von seiner Hand umschlossen wie ein Vogel, der sich in seinem Nest niedergelassen hatte.
Als sie das nächste Mal wach wurde, kam er in blau gestreiften Boxershorts ins Zimmer. Während er wieder unter die Decke schlüpfte, fragte sie: »Wo warst du?«
»Hab nur das Kaffeewasser aufgesetzt. Ich wusste nicht, ob du Kaffeetrinkerin bist.«
»Eigentlich nicht«, sagte sie. »Manchmal Tee.«
»Ist vermerkt.« Und dann küsste er sie wieder, und ehe sie in die Küche kamen, um den Kaffee zu trinken, war das Wasser verkocht. Tony gab ihr eine Jogginghose, die sie ständig hochzog, damit sie ihr nicht von den Hüften rutschte, und ein Brown-University-T-Shirt. »Lizzie hat es mir mitgebracht an Weihnachten in ihrem ersten Studienjahr. Hat mir nie gepasst. An dir sieht es grandios aus.«
Er machte Omelette mit Spinat und Schafskäse, sie aßen und unterhielten sich und lächelten einander träge und zufrieden an. Als sie herzhaft gähnte, nahm er sie bei der Hand und führte sie wieder nach oben.
Um halb fünf sagte sie zu ihm: »Ich sollte gehen. In zwei Stunden sind die Kinder da.« Doch als sie dann tatsächlich aufstand und sich anzog, musste sie sich beeilen, um zu Hause noch duschen und sich umziehen zu können, bevor sie kamen.
Tony schlüpfte in Jeans und T-Shirt und fuhr sie nach Hause.
Als sie in ihrer Einfahrt standen, nahm er ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. »So«, sagte er, den Blick auf sie gerichtet, »das war doch jetzt ziemlich offiziell.«
Sie hob seine Hand an ihre Lippen und flüsterte: »Ich liebe dich.« Einen Moment lang fürchtete sie, zu voreilig gewesen zu sein. Doch dann schlang er die Arme um sie und murmelte: »Ich liebe dich auch, mein Schatz. Ruf mich an, wenn die Kinder im Bett sind.«
Victor trug Grady herein und gab Dana, während sie dem schlafenden Jungen die Schuhe auszog, einen Kuss auf die Wange. Dann ging er die Treppe hinauf, um Grady ins Bett zu bringen. Polly kam mit Morgan herein, Arm in Arm, beide erschöpft. Morgan löste sich von Polly, sank an ihre Mutter und ließ sich von ihr küssen und umarmen. Ihr Haar war in raffinierten Locken und Ringeln arrangiert. Dana konnte das Gitterwerk aus Haarklammern rings um ihren Schädel fühlen. »Deine Frisur sieht sehr kunstvoll aus«, murmelte Dana.
»Hat Tina gemacht.« Sie konnte kaum noch die Augen aufhalten. »Ich geh rauf, mich ausziehen«, sagte sie und fügte mit einem flüchtigen Blick zu Polly an ihre Mutter gewandt hinzu: »Komm mit hoch.«
Du bist nicht meine Rüstung, dachte Dana zum zweiten Mal in zwei Tagen. »Bin gleich da.« Als Morgan weg war, blickte sie Polly an.
»Die meiste Zeit hat sie sich wacker geschlagen«, sagte Polly. »Hat sich wirklich zusammengerissen. Muss schwer sein zu erleben, wie dein Dad jemand anderes heiratet, wo im letzten Jahr noch deine Mutter auf allen Familienfotos zu sehen war.«
»Bist du bei ihr geblieben?«
»Wie ein zweiter Schatten.« Sie wandte den Blick ab. »Auch für mich war es schwer. Du und ich und Kenneth und Victor, wir waren so eng befreundet. Das ist jetzt alles den Bach runter.«
»Tina scheint gar nicht so schlimm zu sein.«
»Wen interessiert schon Tina!«, brauste Polly auf. »Ich will mit Tina nichts zu tun haben!«
Victor kam wieder herunter, nachdem er Grady warm zugedeckt hatte. Er nahm Pollys Arm, sagte: »Gute Nacht, Dana«, und schob seine Frau zur Tür hinaus. »Alles zu seiner Zeit«, flüsterte er ihr zu, bevor die Tür ins Schloss fiel.
Als Dana in Morgans Schlafzimmer kam, war ihre Tochter bereits zugedeckt. Ihr Kleid lag in einem Haufen auf dem Fußboden. Aus Gewohnheit hängte Dana es auf einen Bügel. »Mach dir keine Mühe«, sagte Morgan. »Das ziehe ich nie mehr an.«
»Sag niemals nie.« Mann, das klang ja genau wie Ma , dachte Dana.
»Okay, ich ziehe es an, wenn die Jonas Brothers mich fragen, ob ich sie mit dem Cello auf ihre Tournee begleite.«
»In Ordnung.« Dana bat sie, ein Stück zu rücken, und legte sich neben sie. »Wie ist es gelaufen?«
»Fürchterlich.«
»Einzelheiten, bitte.«
»Ich hab mich tapfer geschlagen«, sagte Morgan, »bis zum Ehegelübde. Bis zu dem Satz: ›Bis dass der Tod euch scheidet.‹ Da hab ich gedacht: ›Dasselbe hat er zu Mom auch gesagt, aber nicht ernst gemeint. Wie kann ihm jetzt irgendjemand glauben?‹«
»Er hat es doch vorgehabt.«
»Ja klar«, schnaubte Morgan. »Guck doch, wohin uns das gebracht hat.«
»Ich will deinen Vater
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