Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
Vom Netzwerk:
baumeln ließ. »Sag mal.« Sie blickte zu Dana auf. »Hast du schon mal ein Mädchen geküsst? Ich meine nicht flüchtig auf die Wange, sondern richtig.«
    »Äh …« Danas Gehirn schien in ihrem Schädel herumzutorkeln. Wollte Alder wirklich wissen …
    »Du brauchst es mir nicht zu sagen, wenn du’s getan hast«, sagte Alder rasch. »Es ist irgendwie … anders, und ich hab mich einfach gefragt, ob du es schon mal gemacht hast.«
    »Na ja, einige meiner Freundinnen mag ich wirklich sehr, und ich glaube, ich finde auch nichts Verkehrtes daran … Aber ich kann nicht sagen, dass es mich je gereizt hätte …«
    »Ja«, sagte Alder. »Das dachte ich mir schon.« Sie räumte ihr Glas in die Spülmaschine. »Gott, bin ich müde«, sagte sie und ging in ihr Zimmer.
    Ich sollte Connie anrufen , ging es Dana durch den Kopf, als sie die Treppe hinaufging. Es war allerdings schon spät, wahrscheinlich zu spät, und dafür war sie dankbar. In Gradys Zimmer brannte noch Licht, und ihr wurde bewusst, dass sie ihn völlig vergessen hatte. Er lag quer auf seiner Matratze, in einer schlaffen Hand ein Star Wars -Raumschiff, in der anderen C -3 PO . Die Hose hatte er nicht mehr an, Hemd, Socken und Boxershorts aber schon. Dana stellte die Spielsachen auf seine Kommode und schob ihn unter die Bettdecke. Die verdreckte Hose nahm sie mit, um sie im Bad in den Wäschekorb zu stecken.
    Als sie die Badtür aufmachte, schlug ihr ein Geruch entgegen – so etwas wie gesüßter Parmesankäse. Fast noch im selben Augenblick erkannte sie den Geruch. Jemand hatte sich übergeben, und der Mageninhalt war nicht kräftig wie heiße Würstchen oder sauer wie Joghurt gewesen. Er war süß gewesen. Wie Kuchen. Dana blickte in die Toilettenschüssel und entdeckte innen am Rand Spritzer von etwas unnatürlich Rosafarbenem. Zuckerguss. Darüber gab es keinen Zweifel.

- 13 -
    I n dieser Nacht lag Dana im Bett und versuchte, ein wenig Schlaf zu bekommen, konnte sich jedoch von der Angst nicht freimachen, die den Abend über immer größer geworden war. Jetzt war es sicher – und nicht mehr wegzuwünschen: Morgan hatte Bulimie. Alder rauchte Marihuana mit einer namenlosen, potenziellen Lesbe, die eine Schrottkiste fuhr. Und Grady musste sich wie ein mutterloses Kind vorkommen, das allein ins Bett ging.
    Das waren Anzeichen. Große blinkende Leuchtschilder, die von Danas Unfähigkeit bei der wichtigsten Aufgabe kündeten, die sie je gehabt hatte. Wie war es dazu gekommen? War sie nicht früher einmal kompetent gewesen? Ihre Beurteilungen als Büroleiterin waren immer glänzend, ihre Zeugnisse immer gut gewesen. Dennoch war ihre Ehe gescheitert, und die Kinder in ihrer Obhut waren gestört. (Na ja, Grady schien nichts zu fehlen, aber wer konnte schon wissen, wie lange das anhalten würde, wenn sie ihn so vernachlässigte wie heute Abend?)
    Und jetzt muss ich mir auch noch einen Job besorgen , sagte sie zu sich. Ich muss diese ganzen Probleme lösen und gleichzeitig Geld verdienen . Die Tränen flossen, eine willkommene Befreiung. Es war beruhigend, dass sich immerhin an dieser einen Sache, ihrer Traurigkeit, nichts geändert hatte. Das Schluchzen erschöpfte sie, und sie glitt in eine barmherzige Dumpfheit.
    Ma , sagte eine Stimme. Es war ihre eigene, und sie war wieder in ihrem alten Haus in Watertown, Massachusetts, dem Zweifamilienhaus mit ihrer Vermieterin in der oberen Etage. Ma! , rief sie noch einmal, während sie durch die Küche und zur Hintertür hinaus in den winzigen Garten lief. So klein, und doch war alles da. Das Schaukelgerüst und der Sandkasten und das Häuschen, in dem sie Vater-Mutter-Kind spielte und das an der freistehenden Garage lehnte, von ihrem Vater aus Kanthölzern und Sperrholz zusammengenagelt, bevor er ihnen in die leere Hülle seiner traurigen, stillen Welt entglitt.
    Ihre Mutter saß auf einer der Schaukeln, die vor und zurück schwangen, und lenkte die sanfte Bewegung mit nackten, ins Gras unter ihr gegrabenen Zehen. »Ma«, rief Dana ihr zu. »Ich kann machen, dass alles wieder gut wird!«
    Ihre Mutter hob den Blick, das Gesicht vor Staunen erhellt. »Kannst du?«
    »Ja!«, sagte Dana. »Es gibt jetzt diese Pillen.« Die Shorts hingen locker an ihr, keine weiblichen Hüften, die ihre kleine Hand aufhielten, als sie sich in die Tasche schob, um die kühlen, runden Tabletten zu suchen. »Hier!«
    »Das sind nur Kieselsteine«, sagte ihre Mutter. »Kieselsteine helfen ihm nicht. Die bringen gar nichts.«
    »Nein, Ma, das

Weitere Kostenlose Bücher