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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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mit Morgan hatte?«
    »Weil ihre Eltern sich getrennt haben? Nein, das ist doch schon Monate her.«
    »Warum sollte sie denn sonst kommen? Es sind ja nicht mal Jungs da.«
    »Keinen Schimmer.«
    »Vielleicht findet sie Morgan irgendwie …«
    »Obwohl sie manchmal ganz schön peinlich ist.«
    Mit einem blechernen Geräusch begann ein Handy zu vibrieren, worauf eins der Mädchen kicherte und sagte: »Das ist Jason. Soll ich ihm zurücksimsen?«
    »Sag ihm, wir haben vor lauter Party keine Zeit zum Reden.«
    Dana hörte, wie die Tür zu Morgans Zimmer aufging und Stimmen wie Klangbänder herauswehten: »Auf keinen Fall!« und »Igitt!« und »Ich hab’s GESEHEN !« Dann ging die Tür wieder zu. Dana blieb unten. Sie würden ihr schon Bescheid sagen, wenn sie Kuchen wollten.
    Und das taten sie, indem sie, eine mit Glitter übersäte, geschminkte Horde aus Bewegung und Drama, die Treppe herunterwuselten. Sie seien am Verhungern, sagten sie, obwohl mehrere Mädchen nur einen Bissen aßen. Morgan leckte bloß ein oder zwei Mal an dem hellrosafarbenen Guss, dann verkündete sie, sie sei satt. Mittlerweile war es dunkel, und nachdem sie beschlossen hatten, hinten im Garten Verstecken zu spielen, erhoben sie sich wie aufgescheuchte Vögel vom Tisch, stürzten Richtung Diele und schnappten sich ihre North-Face-Fleecejacken und ihre Ugg-Stiefel.
    Grady starrte sie an, als sie auf dem Weg in den dunklen, kühlen Garten vorbeischwirrten. »Die wollen so Verstecken spielen?«, fragte er Dana. »Diesen Glitzerschrott sieht man doch auf einen Kilometer Entfernung.«
    Dana wollte gerade ein paar gespülte Teetassen in die Sicherheit des Geschirrschranks im Esszimmer bringen. Als sie vom Schatten des Flurs aus Morgan sah, blieb sie wie angewurzelt stehen. Ihre Tochter war dabei, systematisch alle Kuchenreste von den Tellern der anderen Mädchen zu verdrücken. Sie kaute kaum, sondern schien jeden zuckrigen Bissen im Ganzen zu verschlingen. Was Dana am meisten schockierte, war die eingeübte Sparsamkeit ihrer Bewegungen, jede von ihnen ein gezielter Angriff auf eine ahnungslose Beute.
    Morgan stellte die Teller zusammen und ging auf die Tür zu. Als sie ihre Mutter entdeckte, fuhr sie sich mit einem Finger an den Mundwinkel, um sich einen Krümel zwischen die Lippen zu schieben. »Ich wollte noch schnell die Teller abräumen«, sagte sie, während sie den Stapel auf die Küchentheke stellte. Bevor Dana reagieren konnte, zog Morgan den Reißverschluss ihrer Jacke hoch und verschwand wieder nach draußen.
    Die Party ging weiter. Irgendwann hatten die Mädchen genug davon, durch die dunkel gewordenen Winkel des Gartens zu rennen, und verzogen sich in den Keller. Nachdem Morgan Grady hinausgeworfen hatte, spielten sie abwechselnd Tanz-Videospiele und lachten sich über die Drehungen der anderen halbtot. Grady stampfte nach oben und erklärte seine Schwester für ein Arschgesicht, worauf Dana ihn in Alders Zimmer fernsehen ließ.
    Sie selbst setzte sich an den Küchentisch. Endlich hatte sie einen Augenblick Zeit zum Nachdenken. Allerdings waren es nicht so sehr Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, sondern vielmehr Bilder. Morgan, die vor ihren Freundinnen vorgab, satt zu sein, und sich dann eine Gabel nach der anderen in den Mund schob, ausdruckslos. Ausdruckslos! Sie hatte so glücklich über die Party gewirkt. Was brachte sie bloß dazu, das zu tun?
    Ich kenne meine Tochter , sagte sich Dana. Dieser Gedanke hing in der Luft, bis er ihr wie eine Spöttelei erschien, so als säße jemand in ihrem Kopf, der sie mit ihren eigenen Worten nachäffte.
    Die Haustür ging auf und zu. Dana blickte zur Wanduhr auf, dankbar, dass es erst acht war. Sie hatte Alder kein Limit gesetzt, weil sie keine Ahnung hatte, was heutzutage eine vernünftige Zeit war. Im Übrigen hatte Alder immer so reif gewirkt, als hätte sie derartige Einschränkungen ungefähr so nötig wie ein Lätzchen oder einen Schnuller.
    Als Alder in die Küche kam, fiel Dana auf, dass ihr Gang anders war. Ihre Gelenke schienen weniger fest eingehängt zu sein. »Hey …« Sie grinste Dana an. »Wir sind so … wir sind einfach so … hungrig!« Ihr Blick sank auf den Rest Geburtstagskuchen. »Kann ich den haben?«, fragte sie.
    »Natürlich«, antwortete Dana im Aufstehen. »Ich schneide dir ein Stück ab.«
    »Geht schon.« Sie nahm die Kuchenplatte und machte sich auf den Weg nach draußen. »Ich komme … ich weiß nicht … später. Aber nicht so ganz spät, okay, Dana?« Sie

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