Die Zufalle des Herzens
sein eigenes Leben zurückholte. »Ach so. In Vernon.« Sie sprachen über das Spiel und über eine Wette, die er mit einem Kollegen am Laufen hatte – wer von beiden bis Weihnachten mehr Ford Pick-ups verkauft hatte. Bald bogen sie in Danas Einfahrt ein. Er löste seinen Sicherheitsgurt und drehte sich, eine Hand auf der Rückenlehne ihres Sitzes, zu ihr um. »Das war spitze«, sagte er mit einem Grinsen. »Aber das war mir eigentlich von vornherein klar.«
»Es hat wirklich Spaß gemacht«, stimmte sie zu. Die Art, wie sein Blick immer wieder von ihren Augen zu ihren Lippen schnellte, ließ ihr Herz pochen, als wäre es auf der Suche nach einem Notausgang.
»Ich fühle mich richtig wohl mit Ihnen, wissen Sie das?«, sagte er. »Bei manchen Frauen hat man das Gefühl, man müsste die Wahrheit aufblähen, damit man besser dasteht. Aber Sie sind nicht so.« Von der Hand auf ihrer Rückenlehne spreizte sich ein Finger ab und fuhr die Wölbung ihrer Wange nach. »Gott, bist du schön.« Sein Gesicht kam näher, das Blau seiner Augen in der düsteren Fahrerkabine des Pick-ups von einer noch dunkleren ozeanischen Farbe.
Dana verspürte einen seltenen Moment wunderbaren Glücks. Das ist ein anständiger Mann, dachte sie. Vielleicht nicht so kultiviert wie Kenneth und nicht so einfühlsam wie Billy. Aber im Gegensatz zu den beiden hatte er nicht anderen Frauen oder Drogen den Vorzug gegeben. Jack wollte sie .
Während er jetzt leicht ihre Mundwinkel küsste, murmelte Jack: »Du schmeckst gut.« Erst sanft, dann mit größerer Beharrlichkeit forschte er tiefer, eine langsame, sinnliche Steigerung.
Ich werde geküsst! , dachte sie. Wann bin ich zuletzt …? An Silvester … Pollys und Victors Party … Kenneth, der mir den Rücken tätschelte, während er mich zum letzten Mal küsste … Das hier war so viel besser. Jack konnte gut küssen, aber was noch wichtiger war, dahinter steckte so viel Begehren. Sie streckte die Hand nach Jacks Schulter aus, und er knabberte an ihrem Ohr. »Lass uns reingehen«, hauchte er.
Dana erstarrte.
»Okay«, sagte er. »Ist schon in Ordnung.«
»Nein, es ist nur …«
»Kein Problem, im Ernst.«
»Alder ist zu Hause, und mir käme es nicht richtig vor …« Alder schlief bei Jet. Das Haus war leer. »Außerdem bin ich eigentlich nicht …«
»Klaro. Mein Fehler.« Er setzte sich wieder auf seinem Sitz zurecht und schlug mit den flachen Händen auf das Lenkrad. »Und wann kann ich dich wiedersehen?« Grinsend drohte er ihr mit dem Finger. »Sag jetzt bloß nicht in zwei Wochen, so lange kann ich nämlich unmöglich warten.«
Begehrt, begehrt, begehrt … der Gedanke hallte in ihrer Brust wider. »Nein«, sagte sie. »Ich auch nicht.«
- 20 -
A m Montagmorgen stand der Wecker auf Viertel nach sechs, aber schon um Viertel vor fünf war Dana hellwach. Nahtlos , dachte sie immer wieder. Die Kinder sollen möglichst wenig davon merken, dass ich jetzt arbeite. Um sieben stand sie in der Küche und machte Frühstück. Sie hatte sich eine Schürze mit dem Aufdruck MANGIA ! umgebunden, um sich nicht schmutzig zu machen. Grady, dem das Schlafanzugoberteil von einer Schulter gerutscht war, kam hereingeschlurft.
»Pfannkuchen oder Waffeln?«, fragte sie.
»Was für ein Tag ist heute?« Seine nur halb geöffneten Augen blinzelten in ihre Richtung.
»Montag.«
»Ist heute Schule?«
»Natürlich. Montag ist Schultag, das weißt du doch, du Dummerchen.«
»Pfannkuchen gibt’s aber nur am Wochenende.«
»Na ja, ich bin früh aufgestanden und hatte Lust, welche zu machen. Also was: Pfannkuchen oder Waffeln?«
»Toast«, sagte er, während er sich auf einen Küchenstuhl fallen ließ und sich am Hals kratzte. »Bei Dad und Tina gab’s gestern schon Pfannkuchen. Er tut so viele Schokochips da rein.«
Dana starrte die Schüssel mit dem Pfannkuchenteig an. »Klingt, als hättet ihr ein lustiges Wochenende gehabt.« Sie goss Grady ein Glas Orangensaft ein.
»Es war der Hammer.« Schlürfend trank er von seinem Saft. Ein Tropfen lief ihm am Kinn hinab, und er wischte ihn an der Schulter seines Schlafanzugoberteils ab. »Wir sind in Dads Fitnessstudio gegangen, nur er und ich, und haben im Pool Rennen gemacht, bei denen man nur einen Arm benutzen durfte und so was. Ich habe ihn vierzehn Mal geschlagen. Nein, fünfzehn .«
»Und wo war Morgan?«, fragte Dana. Er hätte sie nicht allein in seiner Wohnung lassen sollen, wo sie ohne Ende im Internet surfen konnte, dachte sie, während sie den
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