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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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praktisch bis aufs Messer. Und dabei liebt ihr euch über alles. Es ist wirklich ein Wunder, dass überhaupt jemand von euch überlebt.«
    Er hat recht , dachte sie. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich es schaffen werde .
    »Die Mutter der Mädchen muss sich ziemlich gut geschlagen haben«, sagte Dana, gleichzeitig mit der Frage beschäftigt, wo die Frau sich jetzt befand. Waren sie geschieden? Würde Kenneth sich einer Fremden gegenüber so positiv über sie äußern?
    »Sie war zäh.« Er lächelte zwar immer noch, aber seine Stimme hatte einen Hauch von Bitterkeit angenommen. »Das ist ihre beste Waffe, habe ich immer gesagt: dass sie länger durchhalten konnte als die beiden. Allerdings hat sich dann herausgestellt, dass sie doch nicht ganz so zäh war.«
    Obwohl seine Miene sich kaum veränderte, schien der Raum plötzlich von Trauer erfüllt, und die traf Dana so schmerzlich, als hätte sie einen freiliegenden Draht berührt. Als sie wieder auszuatmen wagte, entschlüpfte ihr ein Ton, ein kaum wahrnehmbares »Oh«.
    »Knochenkrebs«, sagte er. »Vor fünf Jahren.«
    »Das tut mir sehr leid, Tony.«
    »Danke.« Er nickte. »Ich vermisse sie immer noch.«
    »Sie muss etwas ganz Besonderes gewesen sein.«
    »Das kann man wohl sagen«, murmelte er. Kurz darauf fragte er: »Und wie sieht’s bei Ihnen aus? Was haben Sie am Wochenende gemacht?«
    Ermutigt durch das Vertrauen, das er ihr entgegengebracht hatte, antwortete Dana, ohne nachzudenken: »Ich war verabredet.«
    »Aha? Und?«
    »Nein, es war nichts. Nur ein Footballspiel.«
    »Mögen Sie diesen Mann?« Es war dieselbe Frage, die Billy ihr gestellt hatte. Warum waren alle so neugierig?
    »Er scheint recht nett zu sein.« Sie zuckte die Schultern, darauf konzentriert, einen Tropfen von ihrem Joghurtbecher abzuwischen. »Erste Verabredung, schwer zu sagen.«
    »Manchmal«, sagte er. »Dann wieder funkt es auf Anhieb. Aber Sie haben recht, es ist gut, erst einmal nicht so kritisch zu sein und abzuwarten, wie’s läuft.«
    Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Es ist gleich eins«, sagte sie, dankbar für einen Vorwand, um das Gespräch über ihr dürftiges Liebesleben zu beenden. »Ich geh jetzt mal besser an meinen Schreibtisch.«
    Dana starrte auf eine Packung Hühnerbrüste ohne Knochen, die feucht und rosa in der flachen Styroporschale vor ihr lagen. Sie versuchte gerade, eine Entscheidung zwischen Grillen und Braten zu treffen, als das Telefon klingelte. »Hallo«, sagte sie, mit einem Stirnrunzeln das Hühnchenfleisch betrachtend.
    »Ich bin’s. Und ich hab allmählich die Schnauze voll von deinem kleinen spießigen Austauschprogramm.«
    Dana lächelte. Die Zuverlässigkeit, mit der ihre Schwester bissige Bemerkungen machte, hatte etwas seltsam Beruhigendes. Dana riskierte eine spielerische Entgegnung: »Dabei kriegt sie gerade erst den Dreh raus, wie das hier läuft – überzogene Ansprüche formuliert sie schon fast fließend.«
    »Das glaube ich dir aufs Wort.«
    »Keine Angst«, sagte Dana, während sie, um ungestört zu sein, mit dem Telefon in die Diele ging. »Ich bin nicht ein einziges Mal mit ihr shoppen gegangen. Sie ist immer noch ganz deine Tochter.«
    »Was zum Teufel macht sie dann da? Es sind jetzt schon vier verdammte Wochen!«
    »Ach du je, tatsächlich?«, sagte Dana. Es war Ende September gewesen, als Alder in ihren Briefkasten gerauscht war, und jetzt war schon bald November. »Du musst sie ganz schön vermissen.«
    »Ja, ich vermisse sie – sie ist mein Kind, verdammt noch mal! Als ob du deine Kinder nicht vermissen würdest. Du hättest doch nach zwanzig Minuten schon einen Nervenzusammenbruch.«
    »Meine Kinder gehen jedes zweite Wochenende zu ihrem Vater, Connie«, erwiderte Dana sachlich, »deshalb kenne ich es besser, als du denkst.«
    »Ach stimmt, du bist ja der Star aller Trennungen.« Connie hatte so eine Art, in einem Punkt nachzugeben und gleichzeitig anzudeuten, dass es diesen Punkt eigentlich gar nicht gab. »So oder so, du hast immer noch mein Kind.«
    »Gesund und munter. Sie ist sogar nach der Schule noch dortgeblieben, um sich bei einem naturwissenschaftlichen Experiment helfen zu lassen. Soll ich sie bitten, dich zurückzurufen?«
    Einen Moment lang war Connie ungewöhnlich still für ihre Verhältnisse. »Sie ist sauer auf mich.«
    »Weil du ihr Auto noch nicht hast reparieren lassen?«
    »Ja, ja, das «, als wäre es so offenkundig, dass man es gar nicht zu erwähnen brauchte. »Aber da ist noch was, und

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