Die Zufalle des Herzens
Toaster bestückte und den Knopf mit Wucht hinunterdrückte.
»Sie und Tina sind im West End shoppen gegangen.«
Er kann die Rechnungen nicht bezahlen, aber sie können im West End shoppen gehen? Dana kochte. Mein lieber Mann, da ist ja wohl ein Anruf fällig!
»Aber es war so dämlich«, sagte Grady. »Sie haben noch nicht mal was gekauft! Sie haben sich die Sachen nur angeguckt . Was hat denn das für einen Sinn?« Er sank noch tiefer auf seinem Stuhl zusammen. »Ich will nicht in die Schule. Ich hasse sie.«
»Nein, das tust du nicht, mein Spatz«, sagte sie. »Schule macht Spaß. Vor allem die Pause, stimmt’s?«
»Ich hasse sie. Vor allem die Pause.«
Dana wartete vor der schweren Glasaußentür des Cotters Rock Dental Center, als Tony mit den Schlüsseln eintraf. Er trug eine lederne Fliegerjacke, unter der ein blauer Arztkittel hervorlugte. »Sie sind früh dran.« Er lächelte freundlich, während er die Tür aufschloss. »Kein Wunder.«
Sie füllten ihre Einstellungspapiere aus und sprachen durch, wie sie Akten finden, Anträge einreichen und ähnliche Dinge erledigen konnte. »Ich habe mir von Marie dieses verrückte Telefonsystem erklären lassen«, sagte Tony, über sie gebeugt, als sie auf dem Drehstuhl hinter dem Schreibtisch saß. Dieser sonderbare Geruch, den er an sich hatte, eine Mischung aus Minze und moschusartigem Aftershave, wehte an ihr vorbei. »Um das zu bedienen, braucht man praktisch einen Pilotenschein«, scherzte er. »Sie kommt um halb neun, falls wir es nicht zum Funktionieren bringen.«
Die kleine Glocke, die am Griff der Praxistür hing, bimmelte, und ein Mann im Straßenanzug kam herein. Er zog sich seinen Bluetooth-Kopfhörer heraus und steckte ihn ein, während er auf die Rezeption zukam.
»Kann ich etwas für Sie tun?«, sagte Dana. Tony klopfte ihr auf die Schulter und ging in sein Behandlungszimmer zurück.
Um Viertel vor zwölf kam Marie, die Zahnhygienikerin, in den Anmeldungsbereich, in der Hand eine Speisekarte mit Gerichten zum Mitnehmen von Nellys Feinkostladen. »Macht es Ihnen was aus zu bestellen?«, fragte sie Dana. »Tony bekommt ein vegetarisches Jumbosandwich ohne Zwiebeln und einen Eistee. Sagen Sie ihm einfach kurz Bescheid, wenn der Typ mit dem Essen auftaucht.«
»Klar. Und was nehmen Sie?«
»Nichts. Ich jogge in der Mittagspause.« Den Körper kerzengerade aufgerichtet, wandte Marie sich zum Gehen. »Schalten Sie um Punkt zwölf auf Anrufbeantworter um, sonst kommen Sie überhaupt nicht weg.«
Dana aß gerade ihren Joghurt, als Tonys Mittagessen eintraf. Er kam heraus und drückte dem Ausfahrer ein paar Scheine in die Hand. Dann drehte er sich zu Dana um und meinte: »He, Sie haben ja ohne mich angefangen.«
»Oh, Entschuldigung – ich dachte, ich esse hier und passe vielleicht lieber aufs Telefon auf.«
»Ach was«, sagte er. »Kommen Sie und leisten Sie mir Gesellschaft.« Sie folgte ihm in die Teeküche im hinteren Teil der Praxis, wo sie sich an den kleinen hölzernen Cafétisch setzten. Bemüht, irgendetwas zu sagen, fragte sie ihn, wie das Ablagesystem funktionierte, obwohl sie das schon selbst herausgefunden hatte. Bald hatte sie alle die Arbeit betreffenden Themen ausgeschöpft, und für eine ganze Weile trat Schweigen ein. Tony tupfte sich mit einer Serviette den Mund ab. »So«, sagte er. »Wie war Ihr Wochenende?«
»Äh … prima. Und Ihres?«
»Sehr schön, muss ich sagen.« Er streckte sich auf seinem Stuhl nach hinten aus.
»Irgendetwas Spezielles?«
»Na ja, wo Sie schon fragen …« Er bedachte sie mit einem leichten schiefen Grinsen. »Meine Tochter Lizzie war vom College nach Hause gekommen, und ich war ein bisschen nervös, weil meine … Freundin zu Besuch da war. Martine lebt in New York, und die beiden waren sich bis dahin noch nicht begegnet.«
»Wie lief’s?«
»Überraschend gut.« Er nickte. »Ich bin ja nicht so leicht einzuschüchtern, aber wenn die Mädchen meine Partnerinnen in Augenschein nehmen, kriege ich richtig Angst. Eigentlich sollte es ja umgekehrt sein, oder? Ich bin ihr Vater – sie sollten um meine werte Meinung bangen, sage ich ihnen immer.« Sein Gesicht wurde rosig vor kaum verhohlenem Stolz. »Aber das nehmen sie mir nicht ab. Ihre Mutter hat ihnen die richtige Erziehung angedeihen lassen.«
Dana lächelte. »Ein ganz kleines bisschen hatten Sie bestimmt auch damit zu tun.«
»Ein klitzekleines bisschen vielleicht. Aber Sie wissen ja, wie das mit Müttern und Töchtern ist – ein Kampf
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