Die Zufalle des Herzens
Hand. »Guck mal, Mom. Ich kann immer noch dieses Drehding.«
Als seine FüÃe an Kenneths Beinen hinaufliefen und sich zu einem Ãberschlag rückwärts abstieÃen, gab Kenneth ein angestrengtes Stöhnen von sich. »Allmählich wirst du zu groà dafür, Kumpel.«
»Du musst einfach mehr trainieren«, sagte Grady. »Vielleicht kann ich ja morgen bei dir übernachten, und wir können wieder zusammen ins Fitnessstudio gehen!«
»Das geht nicht«, erklärte er Grady. »Es ist zwar Tag der Veteranen, aber ich muss trotzdem ins Büro gehen.«
»Ich könnte ja bei Tina bleiben, bis du nach Hause kommst.« Wieder nahm er Kenneths Hände, um an ihm hochzuklettern und einen Ãberschlag zu machen.
»Tina muss auch arbeiten«, sagte Kenneth, während er sich aus Gradys Griff befreite und ihm auf die Schulter klopfte. »Aber weiÃt du was? Wir sehen uns in zwei Wochen, und dann gehen wir ganz bestimmt ins Fitnessstudio, versprochen.«
Grady gab den Versuch auf, nach Kenneths Händen zu greifen. »Zwei Wochen?«, sagte er, erstaunt zu seinem Vater aufblickend, die Stimme vor Ãberraschung gedämpft. »Zwei Wochen ?«
»Grady, du weiÃt, dass es jedes zweite Wochenende ist«, sagte Kenneth vorsichtig. »Das heiÃt, es liegen zwei Wochen dazwischen.«
In der Hoffnung, in ihrem Gesicht Widerspruch gegen diese ganz und gar unglaubliche Rechnung zu finden, sah Grady seine Mutter an.
»Eher zwölf Tage«, sagte sie.
»Ach so.« Grady starrte einen Moment lang auf seine Reisetasche hinunter. »Na dann, bye«, murmelte er und steuerte, auf Strümpfen über die Bodenfliesen schlurfend, auf die Küche zu.
»Bye, Dad«, sagte Morgan. Sie umarmte ihn etwas verlegen und folgte Grady in die Küche. Kenneth sah ihnen nach.
»Alles in Ordnung?«, fragte Dana, die jetzt, wo die Kinder weg waren, er aber immer noch dastand, misstrauisch wurde.
»Absolut.« Er zog den ReiÃverschluss seiner Jacke noch einen Zentimeter höher und den Bund nach unten über die Hüften. Dana wartete, verärgert über seine Fummelei und die Tatsache, dass er nicht ging. »Ich kann vielleicht am Mittwoch vorbeikommen, wenn du länger arbeitest«, sagte er. »Hängt von zwei Vertretern ab. Ich geb dir Bescheid.«
»Danke«, sagte sie.
»Okay.« Seine Hand hielt für einen Moment den Türgriff fest, dann ging er.
Später am Abend tappte Dana durchs Haus, knipste Lichter aus und steckte die klebrigen Eisschälchen in die Spülmaschine. Plötzlich hörte sie ein Summen. Als sie sich umschaute, sah sie Morgans Handy auf der Theke liegen und nahm es in die Hand. Eine SMS von Kimmi war gekommen: OK IS ABER HIPPER MIT MEHR LEUTEN .
Was ist hipper? Dana war keine groÃe SMS -Schreiberin. Sie konnte Morgans gelegentliche Nachrichten beantworten, wenn sie schrieb: BRING TURNSCHUHE HAB TURNEN VERGESSEN oder KANNST DU NACH SCHULE CELLO BRINGEN . Um herauszufinden, wie man sich den ganzen Dialog anschauen konnte, brauchte sie jedoch ein Weilchen. Zusätzlich gebremst wurde sie durch vorübergehende Skrupel, in einer privaten Unterhaltung herumzuschnüffeln. Aber was genau war mit mehr Leuten »hipper«?
SOLLN WIR MON ZUS ÃBERN 8 EN ?, hatte Kimmi sechs Stunden zuvor begonnen.
WO ? hatte Morgan geantwortet.
BEI MIR .
BEI MIR GÃBS TRIPLE CHOC BROWNIE MIX , bot Morgan an.
MJAM .
Dann drifteten die beiden in eine Diskussion über Triple-Chocolate-Brownies versus glasierte Ahornsirupplätzchen ab, in die sie wahllos Kommentare über ihre jeweilige momentane Beschäftigung einstreuten (von SCHEISSENGLISCH über SRRY BWD NÃGEL JETZT TROCKEN zu BRUDER HATTE HANDY GEKLAUT . IDIOT !).
Dann schlug Kimmi vor: KÃNNTEN KURZ ZU DEVYNNE RÃBER .
JA GEIL , antwortete Morgan. Doch dem folgte kurz darauf: MOM SAGT ABER SOLLN HIER PENNEN WEIL WIR DRAN SIND .
Kimmi fragte: MAGST DU DEVYNNE ?
JA KLAR , antwortete Morgan. VOLL COOL .
KANN DEV AUCH BEI DIR PENNEN ?
MOM WILL NUR EINE . Ein paar Runden lang beklagten sie das mangelnde Verständnis ihrer Mütter, und dann schlug Morgan vor, Devynne könne doch am Dienstagmorgen dazukommen. Dann hätten sie zu dritt noch den ganzen Tag vor sich. ALSO NUR DU & ICH MONTAGN 8, schloss sie.
Warum hatte Morgan es abgelehnt, Devynne auch einzuladen? Sie hatten schon oft drei oder vier Mädchen zum Ãbernachten
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