Die Zufalle des Herzens
und sie fing an, mit einem Löffel eine einzelne Kidneybohne in ihrer Schüssel herumzuschieben.
»Netter Name«, sagte Connie, Interesse heuchelnd. »Was gibtâs denn über ihn zu berichten?«
»Sie ist ein Mädchen«, nuschelte Alder, an die Bohne gewandt.
»Sie ist eine ziemliche â¦Â«, begann Dana, ihrer Marschrichtung nicht ganz sicher. »Na ja, stubenrein ist sie nicht unbedingt â¦Â« Alder lachte kurz auf. »Aber sie ist eine gute Seele, stimmtâs?«
Alder nickte, hob den Kopf und bedachte ihre Mutter mit einem Blick, der dieser nahelegte, sich jedes Kommentars zu enthalten. Der elterliche Schmerz in Connies Augen war Dana so vertraut, dass sie ihn in ihren eigenen spüren konnte. Ihre Tochter hat eine herzensgute Freundin, die sie nicht kennt , dachte Dana. Das macht sie dankbar und todunglücklich zugleich. Mochten Connies Lippen sich noch so leicht zusammenpressen, Dana konnte fast hören, wie der ReiÃverschluss zuging.
Mit der Begründung, sie müsse dringend noch für eine Geschichtsarbeit am nächsten Morgen lernen, zog Alder sich schon früh in Morgans Zimmer zurück. Sie nahm die rosafarbene Fleecedecke mit. Dana richtete das Fernsehzimmer für Connie her und holte eine andere Decke aus dem Wäscheschrank.
»Also«, sagte Dana, »ich will ja nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber ⦠wie lange bleibst du?«
Connie lachte. »Zählst du schon die Minuten?«
»Nein.« Dana lächelte geziert. »Ich möchte nur wissen, wie viele vegetarische Gerichte ich noch kochen darf. Wirst du bei Nine Muses nicht irgendwann zurückerwartet?«
»Ich bin jetzt Geschäftsführerin und selbst für den Terminplan zuständig.« Connie zuckte die Schultern. »Wie lange darf ich denn?«
»So lange du willst.«
»Ich nehm dich beim Wort.«
Dana war gerade in eine satte Schwärze abgetaucht, da nahm sie die Anwesenheit eines Menschen in ihrem Schlafzimmer wahr. Morgan? Die Matratze schaukelte, als jemand sich darauf niederlieà und Dana mit einem Mal hellwach machte. »Ach du lieber Himmel«, sagte sie, als sie ihre neue Bettgenossin sah. »Du bist ungefähr so dezent wie ein Lastwagen.«
»Diese Ausziehcouch ist das reinste Folterinstrument«, brummte Connie. »Du solltest sie an die CIA verkaufen.« Sie knuffte das Kissen und riss an der Bettdecke. »Ich hab Gradys Bett versucht, aber das stinkt wie ein feuchter Hund.«
»Tutâs nicht«, murmelte Dana.
»Tutâs wohl.«
»Hör auf rumzuwippen, ja?«
Connies Unruhe legte sich, als sie sich in das groÃe Bett kuschelte. Dana war schon fast wieder weggedöst, als Connie sagte: »Wenn Ethan derjenige ist, der sie wie Dreck behandelt hat, warum ist sie dann so sauer auf mich ?«
Dem Schlaf zum Greifen nah, seufzte Dana. »Sie hat nicht viel gesagt.«
»Ja, aber du hast doch eine Meinung dazu.«
Sich über die Erziehungskompetenz von jemand anderem zu äuÃern â gab es einen sichereren Weg, sich Ãrger einzuhandeln? Dana wollte in den samtenen Strudel der Bewusstlosigkeit zurückgleiten. »Können wir morgen darüber reden?«
»Nein«, erwiderte Connie. »Können wir nicht.«
Dana stöhnte innerlich. Sie wusste, dass Connie sie piesacken würde, bis sie ihr eine Antwort gab. »Ich habe keine Ahnung«, sagte sie schlieÃlich, »ich rate nur.«
»Gut. Rate.«
»Also ⦠wieâs aussieht, werden Kinder aus dem einen oder anderen Grund sauer auf ihre Mütter. Manchmal ist es nachvollziehbar, und manchmal sind sie einfach sauer, und wir sind das leichte Ziel.«
Connies Schweigen brachte ihre völlige Unzufriedenheit zum Ausdruck.
Dana bemühte sich, ihre Gedanken zu ordnen. »WeiÃt du, kaum dass sie geboren sind, erzählen wir ihnen: âºIch passe immer auf dich auf.â¹ Wenn dann irgendwas Schlimmes passiert, sind wir schuld, auch wenn sie alt genug sind zu wissen, dass wir nicht alles unter Kontrolle haben. Wir haben ihnen gesagt, wir würden sie immer beschützen, und dann können wir unser Versprechen nicht erfüllen.«
»Vielleicht hast du dieses Versprechen gegeben, ich jedenfalls nicht. Du versuchst immer, für jeden alles in Ordnung zu bringen; ich habe Alder dazu erzogen, sich ihrer eigenen Kraft bewusst zu sein.«
Jetzt war es an Dana zu verstummen.
»Schon gut, tut
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