Die Zufalle des Herzens
Mädchen vom FuÃball mussten ihr oft beistehen. Das ist auf die Dauer anstrengend.«
Dana war erbost. »Sie haben sie fallen lassen, weil das Verhalten anderer Kinder anstrengend war?«
»Herrje, Mom, ich weià es nicht. Erst gehörte sie dazu, dann nicht mehr. Dass die anderen genervt waren, war nur eine Vermutung, okay?«
Sie durchwühlten die Kiste mit Morgans Sommerkleidern, zogen nicht zusammenpassende Tankinis und zerknitterte Shorts heraus. »Aber warum hast du dich mit ihr angefreundet?«
Morgan, deren Lippen von einer verstohlenen Heiterkeit umspielt wurden, zögerte. »Gut, aber du darfst es nicht weitersagen!« Sie hatte im Erdkundeunterricht gesessen und so getan, als arbeitete sie an ihrem bereits fertigen Wolf-Referat, bemüht, keinen Blickkontakt herzustellen, um jede Art von Aufmerksamkeit zu vermeiden. »Ritas Platz ist gleich neben meinem, und weil ich nach unten geschaut hatte, hab ichâs vor allen anderen gesehen.«
»Was?«
Morgan fing an zu kichern. »Ihren Schlüpfer!« Unter dem Saum von Ritas Jeans hatte eine Unterhose hervorgelugt. Als das Mädchen sich auf seinen Stuhl fallen lieÃ, die FüÃe in den Gang gespreizt, war der farbenfrohe Schlüpfer ganz aus ihrem Hosenbein gerutscht und neben Morgans Stuhl gelandet. »Er war mit kleinen rosa Pandas übersät. Das Schlimmste war aber das Schildchen! Da stand ihr Name drauf â ihre Mutter hatte es für irgendein Camp oder so was Ãhnliches beschriftet!«
»Ach du Schreck! Was hast du dann gemacht?«
Morgan hatte schnell ihren Schulranzen daraufgestellt. Am Ende der Stunde hatte sie Rita überredet, zu bleiben, bis alle anderen Kinder drauÃen waren. Dann hatte sie den Schulranzen hochgehoben. »Erst hat sie es nicht kapiert und hat sich aufgeregt, woher ich ihren Schlüpfer hätte und so. Dann ist ihr aber wieder eingefallen, dass sie diese Jeans am Tag davor auch angehabt hatte, und morgens hat sie sie vom Boden aufgehoben und wieder angezogen. Der alte Schlüpfer muss noch dringesteckt haben und ist dann wohl an ihrem Bein runtergerutscht, bis er in der Erdkundestunde rausgefallen ist.«
»Hat sie sich bei dir bedankt?«
»Ãhm, irgendwie schon. Sie hat mich ihre Retterin genannt und ist mir um den Hals gefallen, bis sie mir fast das Genick gebrochen hätte. Also hab ich mich beim Mittagessen zu ihr gesetzt.«
Dana hatte Morgan einen Zwanzigdollarschein gegeben. »Kauf Rita was richtig Schönes«, hatte sie gesagt, »vielleicht eine Plüsch-Minni-Maus oder so.«
»Igitt, nein!«
Vielleicht ist sie jetzt gerade in einem Andenkenladen , sinnierte Dana, als hinter einem Schleier aus trübem Nieselregen der Teich sichtbar wurde. Vielleicht war sie gerade dabei, Kenneth stillvergnügt zu quälen, denn sie brauchte Stunden, bis sie eine Entscheidung getroffen hatte. Dana hoffte es inständig.
Sie hatte auch Grady Geld angeboten, um ein Geschenk für Jav zu kaufen.
»Auf keinen Fall, der ist ein Penner.«
»Was ist denn passiert?«
Gradys Miene verdüsterte sich. »Hat meinen Golfball genommen«, murmelte er. An dem Tag, es war am Freitag, hatte Grady Jav auf dem Schulhof seinen geheimen Schatz gezeigt. Jav hatte ihn »killermäÃig« genannt.
»Das klingt aber nicht sehr schön«, hatte Dana ihn bedauert.
»âºKillermäÃigâ¹ ist aber was Gutes. So was wie âºgeilâ¹.« Doch dann hatte Jav damit spielen wollen. »Ich hab ihm ein paarmal gesagt, er soll ihn zurückgeben, aber er hat immer nur gefragt: âºWieso?â¹Â«
»Hast du ihm gesagt, dass er etwas Besonderes für dich ist, dass du ihn von deinem Vater hast?«
Gradys Gesicht verzog sich zu einer verdrieÃlichen Miene. » So was sag ich dem doch nicht!«
Sie hatten auf dem Asphalt neben der Schule gestanden, einem weitläufigen, einstöckigen Flachdachbau, als Jav den Golfball in die Luft geworfen hatte. Er war auf dem Dach gelandet und nicht wieder heruntergekommen. »Jetzt liegt der für immer da«, murmelte Grady. »Penner.«
Als Kenneth gekommen war, um die Kinder abzuholen, hatte Dana ihm den Zwanziger gegeben, für den Fall, dass Grady seine Meinung änderte. »Ich habe selber Geld«, hatte er beleidigt gegrummelt.
»Ach, Herrgott noch mal, nimmâs doch einfach!«, hatte sie zu ihm gesagt.
Und dann hatten die Kinder ihre Reisetaschen
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