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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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Heimatstadt fahren und dort schwimmen gehen?«
    Â»Mitten in der Nacht«, sagte Connie. »Er ist bei Nacht und Nebel aufgestanden, zwanzig Meilen gefahren und hat alles, was er besaß, im Sand liegen lassen.«
    Â»Ihm ging es schlecht! Da musste er sich ins Auto setzen und losfahren!« Plötzlich erschien es ihr wichtig, ihn zu verteidigen, sich an der entfernten, wenn auch noch so irrationalen Möglichkeit festzuklammern, dass er nicht …
    Â»Er war klinisch depressiv«, sagte Connie ruhig. »Und er hat sich umgebracht. Wie es hieß, ist seine Leiche wahrscheinlich aufs Meer hinausgeschwemmt worden. Könnte aber auch sein, dass er sich von einem Gewicht hat hinunterziehen lassen. Das machen Selbstmörder manchmal.«
    Dana grabschte nach dem nächstbesten Gegenstand – einem Kissen – und warf es nach Connie. »Warum tust du das!«, zischte sie durch zusammengebissene Zähne. »Warum musst du so verdammt gemein sein?«
    Â»Tja«, antwortete Connie, »vermutlich, weil ›verdammt nett‹ bereits vergeben war.«
    Â» VERFLUCHTE SCHEISSE ! Manchmal HASSE ich dich wirklich!«
    Da saß sie, die Brust hob und senkte sich, ihre Halsschlagader pochte, als würde sie gleich platzen. Dad . Das Wort hüpfte immer wieder in ihrem Kopf hoch, wie ein flacher Stein, der ins Meer hinausgetitscht wird. Dad, schwimm zurück! , hätte sie gerne gesagt. Nimm deine Brieftasche, zieh dich wieder an und fahr nach Hause!
    Das hatte er jedoch nicht getan. Und würde es nie tun. Er hatte ihre Kinder nie gesehen, ihre kleinen Gesichter nie gestreichelt, nicht bestaunt, was für einzigartige Geschöpfe sie waren, so wie Opas es gemeinhin taten. Vielleicht hatte er, als sie klein war, ihr eigenes Gesicht gehalten, aber es war auch gut möglich, dass sie sich in ihrem sehnlichen Wunsch, ihm etwas zu bedeuten, dieses Bild zurechtgelegt, es aus dem Fernsehen oder einer Zeitschrift kopiert und eingefügt hatte.
    Dad hatte sich umgebracht. Er hatte die Wahl gehabt zwischen dem Leben mit einer Familie, die ihn liebte, und dem Tod … und sich für den Tod entschieden. Natürlich wusste sie das – schon immer. Nur wünschte sie sich so sehr, es nie gewusst zu haben.
    Â»Ich glaube, du hast mir noch nie gesagt, dass du mich hasst«, bemerkte Connie. Dana rollte ungehalten mit den Augen. »Schon seltsam«, fuhr Connie fort, »aus deinem Mund, meine ich.«
    Dana rutschte tiefer unter die Decke, riss sie Connie weg und zog sie sich über die Schultern. Natürlich hatte Connie sie nie »Ich hasse dich« sagen hören. Dana hatte es einfach noch nie gesagt, zu niemandem. Sie holte tief Luft, die sie langsam wieder ausströmen ließ.
    Â»Weißt du, bei dir ist es so«, sagte Connie, »du kommst einem so normal vor, niemand kapiert, wie verkorkst du bist.«
    Â»Halt bloß die Klappe, Connie.«
    Â»Du solltest deine Psychose lieber annehmen.«
    Â»Und wenn ich meine Brutalität annehme und dir eine knalle? Hältst du dann die Klappe?«
    Â»Halt sie schon«, sagte Connie pseudofreundlich, und Dana war versucht, um sich zu schlagen, doch Connie legte ihr die Hand auf die Schulter. »Lieb dich, Day«, murmelte sie.
    Â»Bla bla bla.«
    Connie brach in lautes Gelächter aus.
    Als Dana am Freitagmorgen ging, schliefen sie alle noch. Sie legte einen Zettel auf den Küchentisch. »Bin bei der Arbeit, komme um fünf zurück. Gruß, D.« Die anderen wussten das, aber sie schrieb trotzdem eine kurze Notiz. Sie hatte es lieber, wenn man wusste, wo sie war.
    Heute waren die Patienten ebenso heiter ermattet, wie sie am Mittwoch hektisch gewesen waren. Das schien die Nachwirkung vom Truthahn und von der Erleichterung zu sein, die sich einstellte, wenn man eine erfolgreiche Feiertagsaktion organisiert oder zumindest überlebt hatte. Der Terminplan war locker, es gab keine Zahnreinigung, nur kleinere Behandlungen, die Tony ohne Assistentin durchführen konnte, da Marie um einen freien Tag gebeten hatte. Tony beichtete, dass er mitbekommen habe, wie sie in einer Pause zwischen zwei Patienten übers Handy einen Flug nach Kanada gebucht hatte.
    Â»Wow«, bemerkte Dana. »Sie hat’s tatsächlich ernst gemeint, als sie sagte, dass sie Thanksgiving nicht feiert.«
    Â»Ich glaube ja, dass sie auf einem alternativen spirituellen Weg ist«, sinnierte er, während er in der Türöffnung

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