Die Zufalle des Herzens
zum Empfangsbereich lehnte und darauf wartete, dass der nächste Patient auftauchte.
»Sind wir das nicht alle«, murmelte sie. Als sie den Kopf hob, sah sie, dass er sie amüsiert betrachtete. Es war der Blick, mit dem er Lizzie bedacht hatte, als sie sagte, sie hätten spannendere Gesprächsthemen als ihn. Eine Art kaum verhohlene Bewunderung.
So ein schönes Gesicht , dachte sie. Die anmutig geschwungenen Linien seiner Nase und Augen. Die glatte Haut mit den markanten, kurz geschorenen Koteletten. Sie brauchte ihn nur anzuschauen, dann verspürte sie eine sonderbare Zufriedenheit, die Drama und Enttäuschung wegwischte. Doch nach kurzer Zeit kam es ihr komisch vor, ihren Chef anzustarren, während er sie anstarrte, und mit einem Blinzeln sagte sie: »Wie ist es denn nun gelaufen? Sind Ihre Mädels alle miteinander ausgekommen?«
Er schnitt eine Grimasse. »Phasenweise ja. Die übrige Zeit haben sie sich aufgeführt wie gackernde Hühner auf einer Hackparty.« Er beschrieb eine Zeitspanne von vierundzwanzig Stunden â von Martines Ankunft am Mittwoch bis zu ihrer dramatischen Abreise am Donnerstag, kurz nachdem ihre Feigentarte angebrannt war, weil Lizzie sie nach hinten in den Ofen geschoben hatte, statt sie, ihrer Bitte entsprechend, vorne hinzustellen. »Wie Fünfjährige haben sie sich gegenseitig genervt«, sagte er. »Das war die Hölle.«
»Und wo war Abby bei alldem?«
Er schmunzelte. »Wie üblich unterhalb des Radars geflogen. Hat sich in ihrem Zimmer verkrochen und für das klinisch-praktische Examen gelernt. Das war das Einzige, worin Lizzie und Martine sich einig waren â dass Abby nicht genug half.«
»Klingt schrecklich«, sagte sie mitfühlend. »Haben Sie seitdem mit Martine gesprochen?«
»Ja â¦Â« Seine Miene wurde ausdruckslos, und er wandte den Blick ab. »Ist nicht gut gelaufen.«
»Sie hat sich wegen eines Kuchens von Ihnen getrennt?«
»Hm, ja und nein. Ich glaube, es lag daran, dass ich nicht intensiv genug versucht habe, ihr das Schlussmachen auszureden.« Er zuckte die Schultern. »Die Mädchen haben sich wirklich nicht von ihrer besten Seite gezeigt, und das habe ich ihnen auch gesagt. Ich war stocksauer. Aber Martine hat sich auch nicht gerade wie eine Erwachsene benommen.« Er blickte ratlos drein. »Seit ich sie kenne, hat sie sich noch nie so aufgeführt. Normalerweise ist sie so klug und selbstbeherrscht.«
»Manche Situationen bringen nicht das Beste im Menschen zum Vorschein«, sagte Dana.
»Ja, das habe ich mir auch gedacht. Doch als ich gestern Abend Abby zum Flugplatz gebracht habe, hat sie gesagt: »Dad. Mal ehrlich. Die?« Er schüttelte den Kopf, dann blickte er Dana an. »Wie fanden Sie sie denn?«
»Oh, ähm, sie ist sehr ⦠groÃ, oder?«
Offenbar war das nicht die Art von Antwort, die er suchte. »Ãh, ja, ich glaube schon.«
»Stört Sie ⦠hat Sie das gestört? Mit jemand so GroÃem zusammen zu sein?«
»GröÃer als ich, meinen Sie? Nein. Hätte es wohl können, vermute ich. Aber bei meiner GröÃe würde das die Möglichkeiten erheblich einschränken.« Rasch lieà er ein Grinsen aufblitzen. »Und wo ist der Spaà dabei?« Dann drehte er das Licht in seinen Augen wieder zurück. »Ernsthaft«, sagte er, seine frühere Frage wieder aufnehmend. »Wie war Ihr Eindruck?«
Sie hat mich wie Aschenputtel behandelt . Dana rüttelte an ihrer Computermaus und sah zu, wie der Cursor über den Bildschirm schnellte. »Sie schien nett zu sein.«
Tony musterte sie einen Moment lang. »Sie lügen doch, oder?«
»Also gut«, sagte Dana. »Mir hat die Art nicht gefallen, wie sie sagte: âºSie sind die Alleinerziehende.â¹ Als wäre das die Rolle, die ich in irgendeiner Fernsehsendung spiele.« Sie erwiderte seinen Blick. »Sprechen Sie so über mich?«
»Dana«, sagte er, die glatten Züge schamgerötet. »Ich habe nie â¦Â«
Die Glocke an der Tür bimmelte, und Mr Kranefus kam herein, zog seinen weichen Filzhut ab und befingerte die Krempe, während er zum Garderobenständer hinüberging.
»Hallo Mr Kranefus«, sagte Dana. »Wie war Ihr Thanksgiving?«
»Es wollte kein Ende nehmen.« Er legte seinen Mantel ab und hängte ihn an einen Haken. »Aber jetzt ist es vorbei.«
Dana beendete
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