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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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bis nach den Ferien gefangen halten«, überlegte Seth laut.
    »Viel Glück dabei«, erwiderte Kendra. Sie zerknüllte den Zettel und warf ihn in den Papierkorb neben Seths Schreibtisch, traf aber nur den Rand, von wo er zurückprallte und schließlich auf dem Boden liegen blieb.
    Seth beugte sich in seinem Stuhl vor, grapschte sich das zerknitterte Knäuel und warf es in den Müll. »Gut gezielt.«
    »Gute Liste.« Kendra stolzierte auf den Flur hinaus und ging in ihr Zimmer zurück. Der Duft von Kerzenrauch lag noch immer in der Luft, daher öffnete sie das Fenster und ließ eine kalte Brise ins Zimmer. Sie wedelte mit den Händen, um den Geruch zu vertreiben, dann schloss sie das Fenster wieder und ließ sich aufs Bett fallen.
    Selbst so weit entfernt von Fabelheim, in ihrem eigenen Haus und unter ständiger Bewachung von unsichtbaren Leibwächtern fand Seth noch Wege, unnötigen Ärger zu machen! Ein Teil von Kendra wünschte, sie könnte ihren Bruder von Pattons Nachricht erzählen, schließlich war Seth im Moment der Einzige, mit dem sie über diese Art von Dingen reden konnte. Aber sie durfte es nicht wagen, ihm Zugang zu den Informationen in dem Tagebuch zu geben, denn er würde bestimmt eine Möglichkeit finden, dieses Wissen für irgendeine weitere Dummheit zu nutzen.
    Kendras Heimlichtuerei in Bezug auf das Tagebuch hatte zu gewissen Reibungen zwischen ihnen geführt. Beim Gespräch über dieses Thema hatte Seth aus ihren vagen Antworten schließen können, dass sie Informationen zurückhielt. Er selbst konnte die Geheimschrift nicht übersetzen, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als die ablehnende Haltung seiner Schwester murrend hinzunehmen.
    Kendra rollte sich auf den Bauch, schob eine Hand unter ihre Matratze und zog fünf mit einem Gummi zusammengebundene Umschläge hervor. Sie brauchte Gavins Briefe nicht zu lesen – sie kannte sie in- und auswendig. Aber sie liebte es, sie in ihren Händen zu halten.
    Er hatte versprochen, eine der Leibwächterschichten zu übernehmen, aber bisher war er noch nicht aufgetaucht. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten als Drachenzähmer waren in letzter Zeit in einigen entlegenen Teilen der Welt benötigt worden. Aber immerhin hatte er Briefe geschickt, in denen er von seinen Erlebnissen berichtete, und sie von Kendras Leibwächtern überbringen lassen: Einem langen, schlanken Drachen hatte er mehrere Tumore aus der schleimigen Haut geschnitten. Unter Wasser hatte er beobachtet, wie eine Drachin einer sehr seltenen Spezies ihre Beute mit Tintenwolken einnebelte, und eine Gruppe von Experten für magische Pflanzen hatte er vor einem kleinen, aber wilden Drachen gerettet, der Netze wob wie eine Spinne.
    So interessant die Drachen auch waren, Kendra musste sich doch eingestehen, dass ihr die Passagen am liebsten waren, in denen Gavin schrieb, wie sehr er sie vermisste und sich darauf freute, sie wiederzusehen. In ihren Antwortbriefen schrieb Kendra, dass sie sich ebenfalls auf ihr Wiedersehen freute – hoffentlich ohne dabei allzu kitschig zu wirken. Sie schloss die Lider und stellte sich Gavin vor. Wurde er in ihren Erinnerungsbildern womöglich immer schöner?
    Glücklich, die Briefe einen Moment lang in der Hand gehalten zu haben, schob sie sie unter die Matratze zurück. Kendra hatte ihr Bestes getan, um zu verhindern, dass Seth ihre Korrespondenz entdeckte. Er zog sie auch so schon damit auf, dass sie angeblich in Gavin verknallt war. Nicht auszudenken, wenn er auch noch Beweise dafür finden würde, dass das vielleicht sogar stimmte!
    Von unten ertönte das Rattern der automatischen Garagentür. Ihre Eltern kamen nach Hause. Kendra sprang vom Bett, riss das Tagebuch und den Kerzenstummel von ihrem Schreibtisch, legte sie in eins der obersten Fächer in ihrem Kleiderschrank und schob einen Stapel Pullover davor. Dann zog sie ein Heft und zwei Lehrbücher aus ihrer Schultasche und legte sie auf den Schreibtisch, obwohl sie mit den Hausaufgaben längst fertig war.
    Kendra holte tief Luft. Nur noch zwei Tage bis zu den Winterferien, dann würde sie endlich Zeit haben, sich zu entspannen und über all die Dinge nachzudenken, die sie beunruhigten. Mit betont lässiger Miene ging Kendra zur Treppe, um ihre Eltern zu begrüßen.

KAPITEL 2
    Der Stechbulbus
    S chmutziger Schnee bedeckte den Boden vor der Wilson Highschool, kantige, verharschte Hügel flankierten die Bordsteine, hier und da begrenzten Schneehaufen den Gehsteig. Kendra ging die Stufen zur Straße

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