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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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da gewesen, um sie zu beschützen. Wo war er? Sein letzter Brief war aus Norwegen gekommen. Warum hatte man ihr ein Tuch in den Mund gestopft? Eine der Leuchtstoffröhren an der Decke gab allmählich den Geist auf. Würde Ronda sie vermissen und sie suchen? Nein, genau um das zu verhindern, gab es ja das Kendra-Duplikat. Diese Betrügerin würde vermutlich auch Warren und Elise täuschen. Woher war die Betrügerin gekommen? War Rex ein Mitglied der Gesellschaft des Abendsterns? Wenn ja, musste er eine Art »Schläfer« sein – er arbeitete ja schon seit Jahren hier im Hort.
    Die Tür zum Büro ging auf. Kendra schöpfte schon Hoffnung, aber es war Rex. »Nur du und ich, Kleine«, sagte er freundlich und ging vor ihr in die Hocke.
    Kendra stieß gedämpfte Protestlaute aus und flehte mit den Augen.
    »Du magst den Knebel wohl nicht besonders?«
    Kendra schüttelte den Kopf.
    »Kannst du deine Klappe halten? Glaub mir, wenn nicht, werde ich dich sofort wieder betäuben.« Er öffnete eine Schreibtischschublade und nahm eine kleine Flasche und einen Lappen heraus. Dann zog er den Stöpsel aus der Flasche, gab etwas von der Flüssigkeit auf den Lappen und legte ihn griffbereit hin. »Schrei, und es wird dir leidtun. Wenn du glaubst, du hättest jetzt schon Kopfschmerzen, wirst du nach einer zweiten Dosis eine unangenehme Überraschung erleben. Haben wir uns verstanden?«
    Mit großen, feuchten Augen nickte Kendra.
    Rex zog das Klebeband von ihrem Mund und nahm das von Speichel durchweichte Tuch heraus.
    Kendra leckte sich die Lippen. Ihr Gaumen fühlte sich trocken an. »Warum, Rex?«
    Er lächelte und zwinkerte ihr hinter den leicht getönten Brillengläsern zu. »Rex würde dir das doch nicht antun, Kleine. Hast du noch immer nicht kapiert? Ich bin nicht Rex.«
    »Sind Sie eine Art Gestaltwandler?«
    »Schon näher dran.«
    »Sie waren zu zweit«, riet Kendra. »Genauso wie es ein Duplikat von mir gab.«
    Rex setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. »Soll ich dich aufklären? Also, um die Wahrheit zu sagen, ich komme von einem Baum. Ich war ursprünglich eine Frucht. Ein Stechbulbus. Uns sollte es eigentlich gar nicht mehr geben, und dennoch bin ich hier.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Als du bei dem Tastspiel in die Schachtel gegriffen hast, hat dich ein Stechbulbus gestochen. Mit Stechbulben muss man sehr vorsichtig sein. Sie verwandeln sich in das erstbeste lebende Geschöpf, das sie stechen.«
    »Dieser Klon von mir war zuvor die Kaktusfeige?«
    »Wir sind erstaunliche Früchte. Es braucht ungefähr neunzig Minuten, bis die Metamorphose vollzogen ist. Noch während der gesamten Verwandlung beziehen wir Materie und Nährstoffe von dem Baum, von dem wir gepflückt wurden. Dann reißt diese erstaunliche Verbindung ab, wir überleben drei oder vier Tage, und, schwuppdiwupp, sind wir tot.«
    Kendra starrte Rex an und dachte über die Konsequenzen seiner Worte nach. »Also wird sich der Kendra-Stechbulbus für mich ausgeben.«
    »Sie ist ein bemerkenswertes Duplikat. Sie verfügt sogar über die meisten deiner Erinnerungen. Sie wird dich täuschend echt imitieren. Deine Wächter werden nichts mitkriegen.«
    Kendra runzelte die Stirn. »Wenn sie meine Persönlichkeit hat, warum hilft sie mir dann nicht?«
    Rex legte die Hände aneinander und klopfte mit den Fingerspitzen. »Nicht deine Persönlichkeit. Deine Erinnerungen. Jedenfalls den Großteil davon. Wie jeder Stechbulbus hat sie ihr eigenes Bewusstsein. Genau wie ich auch. Nur weil ich Zugang zu Rex’ Erinnerungen habe, bedeutet das nicht, dass er das Sagen hat. Wir Stechbulben folgen den Befehlen, die man uns nach unserer Verwandlung erteilt hat. Meine Weichen sind gestellt. Rex war kompliziert. Ich bin es nicht. Ich wurde zu dem Zweck erschaffen, dich zu entführen, und während Ronda die Singstunde geleitet hat, habe ich deiner Kopie Anweisungen gegeben.«
    »Warum missachten Sie Ihre Anweisungen nicht und lassen mich gehen? Die Leute, die Sie geschaffen haben, sind böse! Sie wollen doch nicht den Bösewichten helfen, oder?«
    Rex kicherte und lächelte breit. »Mach dir keine Mühe. Stechbulben sind unbeirrbar loyal, Kendra. Unser Bewusstsein funktioniert anders als deins. Wir tun das, wozu wir instruiert wurden. Obwohl Rex so viele liebevolle Erinnerungen an dich hegt, kann ich dich nur als meine Feindin betrachten. Pech gehabt. Ich werde nur noch ein oder zwei Tage lang leben. Ich muss meinen Auftrag

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