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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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machte ihm das wahrscheinlich Hoffnungen. Hoffnungen, dass ich doch Gefühle für ihn hatte. Ich seufzte. Es würde nicht leicht werden, das Missverständnis aufzuklären.
    Â» Was ist los?«
    Diese Last musste ich alleine tragen. Ich hatte all das angerichtet, weil ich nicht begriffen hatte, wie Männer und Frauen funktionierten, und ich würde es auch wieder in Ordnung bringen. Aber wo hätte ich es lernen sollen? Bestimmt nicht Unten, wo ich Jägerin gewesen war. Seide hätte mich sofort degradiert, wenn sie mich dabei erwischt hätte, wie ich mich mit meinen Gefühlen beschäftigte. Derlei Schwächen waren den Züchtern vorbehalten, und das zu Recht.
    Ich seufzte. » Ich bin nur traurig über die letzten zwei Monate.«
    Â» Ich hatte einfach genug davon, dir hinterherzulaufen«, murmelte Bleich. » In der Nacht, als wir Draufgänger trafen, habe ich dir ausreichend klargemacht, wie ich für dich fühle.«
    Falls dem so war, wusste ich nichts davon. Ich hatte Fieber gehabt und schreckliche Angst, Tegan könnte sterben. Das Einzige, woran ich mich erinnerte, war der Traum, in dem Seide zu mir gesprochen hatte, und wie ich in Bleichs Armen lag, Tegan quer über unseren Beinen.
    Â» Ich kann mich nicht erinnern, was du in dieser Nacht gesagt hast«, gestand ich. » Aber du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Du bist alles, was ich noch habe.«
    Ich hätte es nicht sagen sollen.
    Bleich ließ meine Hand los. » Dann magst du mich nur, weil ich dich an ein früheres, besseres Leben erinnere?«
    Â» Nein«, widersprach ich entschieden. » Ich vermisse mein altes Leben, Bleich, aber das ist doch wohl normal, oder? Ich habe fünfzehn Jahre in College gelebt. Die Menschen dort waren meine Freunde, meine Familie. Sie waren alles, was ich kannte. Ich habe immer noch Schwierigkeiten, mich hier in Erlösung einzuleben… und ich hoffe, die Sommerpatrouillen werden mir dabei helfen.«
    Â» Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst, aber seit mein Vater gestorben ist, gibt es niemanden mehr, der mich mag, weil ich bin, wie ich bin. Alle wollen etwas von mir, aber es hat nichts mit mir zu tun, nie geht es dabei um mich. Ich muss wissen, dass es dir um mich geht, Zwei.«
    Â» Das tut es. Versprochen.«
    Bleich schlang die Arme um mich und hielt mich verzweifelt fest.
    Mein Herz begann zu rasen. Er braucht dich. Lass ihn nicht im Stich.
    Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so glücklich gewesen zu sein.
    Und gleichzeitig so verängstigt.

PATROUILLE
    Die folgende Woche ging schnell vorüber.
    Wenn ich nicht für meine Pflegemutter nähte, nahm ich Schießunterricht. Ich hatte kein eigenes Gewehr, aber falls einer aus unserer Patrouille fiel, sollte ich mit seiner Waffe umgehen können. Was mir an Erfahrung fehlte, machte ich mit natürlicher Begabung wieder wett, und ich wurde von Mal zu Mal besser.
    Wie zu erwarten, war Oma Oaks nicht gerade glücklich über meine Entscheidung, mich Draufgängers Patrouille anzuschließen, und sie versuchte, es mir auszureden. » Hier in Erlösung gelten andere Regeln, Zwei«, sagte sie. » Es gibt Arbeiten für Männer, und es gibt Arbeiten für Frauen. Seit hundert Jahren funktioniert das so, und zwar sehr gut.«
    Â» Ich komme nicht aus Erlösung«, erwiderte ich, doch sie hatte gerade erst angefangen.
    Â» Aber du bist jetzt Bürgerin dieser Stadt, und das bedeutet, dich anzupassen. Frauen kümmern sich um die Saaten, sie spinnen Wolle, nähen Kleidung, kochen das Essen…«
    Â» Aber ich bin nicht gut in diesen Dingen«, unterbrach ich sie. » Du sagtest doch, es gäbe ein göttliches Wesen, das hinter allem steht, oder?«
    Ihr Blick wurde unbehaglich. » Ja, aber…«
    Â» Warum hat er mir dann eine Begabung zum Kämpfen gegeben, ich meine, wenn es gegen seine Regeln verstößt?«
    Sie seufzte. » Um Himmels willen. Das ist ja schon beinahe Häresie. Lass das bloß niemanden hören!«
    Ich wusste nicht, was sie mit dem Wort meinte, also hielt ich den Mund.
    Â» Wenn du dich den Patrouillen anschließt, könnte das Konsequenzen haben. Die Leute könnten… ungehalten reagieren.«
    Â» Werden sie Edmund und dir Probleme machen?«
    Oma Oaks hob den Kopf. » Vielleicht. Aber mach dir über uns keine Sorgen. Wir haben schon Schlimmeres überstanden. Tu, was du für richtig

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