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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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leise auf den Rahmen, um sich bemerkbar zu machen. » Haben Sie einen Spieleschrank, Mrs. Oaks?«
    Â» Und ob. Ich zeige ihn euch.«
    Neugierig hob ich den Kopf. Davon hatte sie mir noch gar nichts erzählt, aber ich hatte sie auch nicht gefragt. Im Wohnzimmer gab es einen Schrank, der bis oben hin voll war mit interessanten kleinen Gegenständen. Tegan zog vier Holzkästchen heraus, und wir setzten uns aufs Sofa.
    Â» Kennst du diese Spiele?«, fragte ich.
    Â» Die meisten.« Sie deutete nacheinander darauf. » Vier gewinnt. Tangram. Cribbage. Mühle. Dame. Und das hier sieht aus wie Schach. Ist ein ziemlich kompliziertes Spiel. Ich bin nicht besonders gut darin.«
    Â» Aber ich«, warf Edmund ein, der gerade hereingekommen war.
    Aus einem spontanen Impuls heraus sprang ich auf die Füße und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Edmund strahlte.
    Â» Können Sie es uns beibringen?« Tegan blickte ihn flehend an, und Edmund nickte.
    Â» Ich wasche mich nur kurz und ziehe mir etwas Sauberes an. Wenn ihr dann immer noch Lust habt, Schach zu lernen, bringe ich euch die Grundlagen der Strategie bei.«
    Â» Strategie«, wiederholte ich.
    Es hatte ganz den Anschein, als könnte sich dieses Spiel auch in anderen Bereichen als nützlich erweisen. Vielleicht würden mir die auf dem Brett erlernten Strategien auch auf den Patrouillen nützen.
    Als ich Tegan den Gedanken mitteilte, lachte sie nur. » Du denkst wohl nie an was anderes als ans Kämpfen, oder? Fangen wir doch schon mal mit dem hier an, bis Edmund wieder zurück ist. Es ist ganz leicht.«
    Sie nahm ein gitterartiges Brett und stellte es zwischen uns auf. Tegan erklärte mir, ich müsste die kleinen Holzscheiben in die Schlitze auf der Oberseite stecken und versuchen, vier davon in eine Reihe zu bringen. Wer das als Erste schaffte, hatte gewonnen.
    Als Edmund zurückkam, hatte ich bereits das erste Mal verloren, und für eine Revanche blieb keine Zeit, denn wir fingen sofort mit dem Schach an. Edmund war ein guter Lehrer, und schon kurze Zeit später konnten Tegan und ich gegeneinander spielen. Ich dachte gerade über meinen nächsten Zug nach, als Oma Oaks uns zum Abendessen rief. Es roch köstlich. Sie hatte Fleisch und Gemüse zusammen mit einer cremigen Soße in einer Teighülle gebacken.
    Â» Das schmeckt fantastisch«, verkündete Tegan nach dem ersten Bissen. » Das ist mein Lieblingsessen. Danke, Mrs. Oaks.«
    Â» Du musst dich nicht bedanken«, erwiderte sie gutmütig. » Ich koche gern für Leute, die es zu schätzen wissen.«
    Â» Tue ich das etwa nicht? Und ich weiß dich zu schätzen«, warf Edmund ein.
    Â» Das weiß ich, Schatz, aber du bist mein Essen schon seit Jahren gewohnt. Zu solchen Kommentaren wie Tegan eben lässt du dich nicht mehr hinreißen.«
    Â» Stimmt«, gab er zu. » Ich würde höchstens etwas sagen, wenn es einmal nicht fantastisch schmeckt.«
    Sie grinste. » Seht ihr, deshalb habe ich ihn geheiratet: Er ist ein unglaublicher Schmeichler.«
    Tegan und ich mussten lachen über ihre Albernheiten, und die gute Stimmung hielt sogar noch während des Abwaschs an. Als wir damit fertig waren, räumte ich die Spiele im Wohnzimmer wieder auf und zündete eine Laterne an. Im sanften Lichtschein sah ich meine Pflegeeltern in der Küche sitzen und dachte, dass dies die Momente waren, die alles andere aufwogen. Grässliche Träume und noch grässlichere Erinnerungen konnten mir dann nichts mehr anhaben. Der Gedanke war wunderschön und beängstigend zugleich, denn nun gab es etwas, das mir genommen werden konnte. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.
    Â» Wir gehen jetzt nach oben, wenn es euch nichts ausmacht«, sagte ich.
    Â» Aber natürlich nicht, Liebes«, erwiderte Oma Oaks. » Ihr beiden habt sicher viel zu besprechen.«
    Ich hörte Tegans unregelmäßigen Schritt hinter mir auf der Treppe. In meinem Zimmer angekommen, stellte ich die Laterne ab, verriegelte das Fenster und zog die Vorhänge zu. Wir würden sicher nicht mehr nach draußen gehen, also streifte ich mein Nachthemd über, und Tegan tat das Gleiche. Dann machten wir es uns mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Bett gemütlich und schauten einander an.
    Ich war die Erste, die etwas sagte. » Wie geht’s deinem Bein?«
    Tegan schob den Saum hoch und zeigte mir die

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