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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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Kinder zu sein.«
    Ich überlegte kurz. » Das würde erklären, warum sie uns in Ruhe lassen.«
    Bei den Freaks in den Tunneln hatte es kein unterschiedliches Verhalten gegeben. Wenn sie angriffen, dann alle gemeinsam. Danach fraßen sie, bis sie satt waren, und zogen weiter. Dass die Körpergröße verschieden sein konnte, war mir zwar aufgefallen, aber ich hatte mir nie etwas dabei gedacht. Erst letzte Nacht war ich auf die Idee gekommen, bei den Kleinen könnte es sich um Freak-Bälger handeln.
    Pirscher stocherte mit seinem Messer in der Erde herum. » Ich hab sie nicht gerne in meiner Nähe. Nicht in so großer Zahl. Am Ende schicken sie noch nach Verstärkung.«
    Â» Wir sind nicht genug, um sie anzugreifen«, rief ich ihm ins Gedächtnis.
    Â» Wenn es keine Jäger sind, schon«, widersprach er.
    Â» Du meinst, wir sollten sie einfach unprovoziert angreifen?«, fragte Bleich.
    Â» Und ob wir das sollten. Wenn wir es nicht gleich tun, werden wir’s bald bereuen.« Pirscher konnte einfach nicht anders. Das Leben in den Ruinen hatte ihn gelehrt, sein Territorium mit aller Härte zu verteidigen. Seit wir in Erlösung waren, lernte er zwar dazu, aber der Wolf in ihm war immer noch lebendig. » Außerdem wäre es nicht unprovoziert. Schon vergessen, wie sie uns angegriffen haben, als wir das erste Mal mit den Pflanzern raus sind, und was sie mit den Toten gemacht haben?«
    Â» Es ist nicht unsere Entscheidung«, sagte ich. Und dafür war ich mehr als dankbar. » Wir haben Draufgängers Wohlwollen schon genug strapaziert. Wenn wir noch einmal etwas ohne seinen ausdrücklichen Befehl unternehmen, wird er uns zurück in die Stadt schicken.«
    Allein die Vorstellung war entsetzlich. Das Leben hier draußen hatte zwar seine Nachteile– keine Möglichkeit, sich anständig zu waschen, beispielsweise–, aber es war tausendmal besser als die langweiligen Hausarbeiten. Hier auf dem Vorposten konnten wir wenigstens etwas bewirken. Außerdem wäre die Schande unerträglich, wenn Draufgänger uns zurückschickte, während die anderen Wachen hierblieben, die nicht einmal halb so gut kämpfen konnten wie wir.
    Kurze Zeit später kam ein Bote aus Erlösung. Er wühlte in seinem Beutel und zog zwei nagelneue Paar Stiefel hervor. » Edmund schickt mich. Ich soll die hier Bleich und Pirscher geben.«
    Ehrfürchtig nahmen die beiden Edmunds Geschenk entgegen. Sie waren hervorragend gearbeitet. Am meisten erstaunte mich jedoch, dass er jemanden gefunden hatte, der den Weg hierher auf sich nahm. Entsprechend überschwänglich beglückwünschte ich den Boten zu seinem Mut, während Bleich und Pirscher ihre neuen Stiefel anzogen.
    Â» Schick Edmund meinen aufrichtigen Dank«, sagte ich bewegt.
    Â» Und meinen auch«, fügte Bleich hinzu.
    Pirscher schienen die Worte zu fehlen. » Das, das ist… wunderbar«, murmelte er. » Sag ihm Danke von mir.«
    Der Bote tippte sich an den Hut und machte sich auf den Rückweg. Draufgänger schickte ein paar Männer mit, die ihn die Hälfte des Weges begleiteten, und sie kehrten ohne Zwischenfälle zurück.
    Die Stiefel der anderen Wachen hatte zwar auch Edmund gemacht, aber ich merkte, wie sie uns beneideten. Edmund war ein guter Mensch, und ich war stolz, seine Pflegetochter zu sein.
    Später gingen wir auf Patrouille, und ich überprüfte mit Hobbs den Zustand der Felder, während wir über einfache Handzeichen, die Draufgänger uns beigebracht hatte, mit den anderen in Kontakt blieben. Einige junge Triebe waren zwar von Kaninchen gefressen worden, doch die Freaks schienen nicht mehr hier gewesen zu sein, seit sie die Köpfe auf die Pfähle gespießt hatten.
    Â» Es ist Zeit, dass die Pflanzer zurückkommen«, sagte Hobbs. Er war ein besonnener Mann, der stets wusste, was er zu tun hatte, und nie lange um den heißen Brei herumredete. » Sie sollen ihre Sachen mitbringen, mit denen sie die Schädlinge fernhalten und die Pflanzen schneller zum Wachsen bringen.«
    Â» Wenn wir das für sie erledigen, müssten wir nicht so viele Leute in Gefahr bringen.«
    Er winkte ab. » Die Pflanzer verbringen ihr ganzes Leben damit, diese Dinge zu lernen und ihre Methoden immer weiter zu verfeinern. Wenn wir die Aufgabe von ihnen übernehmen und versagen, müssen alle hungern, und wir sind schuld.«
    Da hatte er

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