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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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zu den Nachrichten gepasst, die ich ihm soeben übermittelt hatte.
    Â» Gut«, sagte er schließlich. » Für den Moment werde ich mal vergessen, dass ihr eure Kompetenzen einfach überschritten habt. Bist du sicher, dass es eine Siedlung war?«
    Ich nickte. » Eine primitive zwar, aber es war eindeutig ein Dorf.«
    Â» Sie haben euch nicht bemerkt?«
    Ich dachte an den Freak, dem ich die Kehle aufgeschlitzt hatte, und schüttelte den Kopf. Die anderen hatten uns nicht gesehen. Selbst wenn sie die Leiche fanden, konnten sie nicht sicher sein, was passiert war. Und mit ein bisschen Glück hatten Aasfresser mittlerweile die Leiche so weit verstümmelt, dass die Messerwunde nicht mehr zu erkennen war.
    Â» Das ist schon mal gut. Aber, bei allen sieben Himmeln, ich habe keine Ahnung, was wir jetzt tun sollen.«
    Es war eigenartig, dass Draufgänger das so offen vor mir zugab. Er war unser Anführer, und als solcher sollte er eine gewisse Unerschütterlichkeit ausstrahlen. Nicht zuletzt, um seine Untergebenen bei der Stange zu halten. Aber vielleicht war das nur Unten so, und zumindest machte es ihn menschlicher. Doch in Zeiten wie diesen war das nicht unbedingt ein Trost.
    Â» Du hast gesagt, solange sie uns nicht angreifen, sollten wir sie einfach in Ruhe lassen«, begann ich zögernd. » Hat unsere Entdeckung an dieser Einschätzung etwas geändert?«
    Â» Ich bin nicht sicher«, gestand er. » Wenn ich ehrlich sein soll, will ich nur diese Aussaat heil überstehen, die Ernte einfahren und wieder zurück nach Erlösung. Wenn ich mit einer Kutsche unterwegs bin, bleibe ich nie so lange am selben Fleck, und das macht mich nervös.«
    Â» Das geht den Männern genauso. Wenn wir ihnen sagen, was wir herausgefunden haben…«
    Â» Dann brennen sie den ganzen Wald nieder«, fiel er mir ins Wort. » Aber wir brauchen ihn, ganz zu schweigen von dem Wild, das darin lebt. Sie dürfen nichts davon erfahren, bis ich weiß, was wir tun werden. Und deshalb brauche ich erst mal Zeit zum Nachdenken. Sag deinen Freunden, sie sollen fürs Erste die Klappe halten, in Ordnung?«
    Â» Natürlich. Wir haben vereinbart, dass wir erst einmal abwarten, was du dazu sagst.«
    Er tippte sich mit zwei Fingern an die Stirn. » Danke dafür. Was euren kleinen Ausflug von letzter Nacht angeht: Macht das bloß nicht wieder. Da euch aber niemand gesehen hat, werde ich einfach so tun, als wär’s nie passiert.«
    Trotz meiner entsetzlichen Müdigkeit lächelte ich dankbar. » So funktioniert also euer Gesetz? Wenn keiner was gesehen hat, ist auch nichts passiert?«
    Draufgänger lachte. » Du nimmst wirklich kein Blatt vor den Mund, Kleine.«
    Erst jetzt fiel mir ein, ihn darauf anzusprechen, wie leicht wir an unseren Wachposten vorbeigekommen waren. Einem Freak, der sich am Fuß des Hügels entlangschlich, könnte das ebenso einfach gelingen. Noch dazu, wenn die Wachen weiterhin so unaufmerksam waren.
    Â» Es hätte niemals so leicht sein dürfen«, schloss ich meinen Bericht ab. » Sie hätten uns bemerken und aufhalten müssen.«
    Draufgänger schnaubte. » Ich will mich ja nicht aufregen, aber man möchte doch meinen, diese Idioten würden sich mit der Zeit an ihre Aufgabe gewöhnen. Stattdessen scheinen sie das hier für ein Picknick zu halten.«
    Â» Aber sie sind keine Soldaten«, gab ich zu bedenken.
    Â» Stimmt. Trotzdem ist das keine Entschuldigung für ihre Nachlässigkeit. Ich werd mich darum kümmern.« Er wedelte mit der Hand. » Und jetzt verschwinde. Geh ein bisschen deine Muskeln trainieren.«
    Ich ließ Draufgänger allein und übte ein bisschen mit Frank, wie ich es ihm versprochen hatte. Als wir fertig waren, setzte ich mich und wartete, bis Pirscher und Bleich das Training der anderen abgeschlossen hatten. Sie hatten meine ungeduldigen Blicke gesehen und kamen zu mir, so schnell sie konnten. Pirscher setzte sich links neben mich, Bleich rechts. Für den Moment waren alle Spannungen vergessen. Es gab Wichtigeres zu besprechen.
    Â» Was hat er gesagt?«, fragte Bleich.
    Ich fasste kurz zusammen, und Pirscher schüttelte den Kopf. » Dann will er einfach gar nichts tun?«
    Â» Nicht im Moment«, korrigierte ich.
    Â» Ich glaube nicht, dass die Freaks in dem Dorf Jäger waren«, sagte Bleich. » Sie schienen mir eher so was wie Frauen und

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