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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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versagt. Vollkommen. Mein Zelt stand ganz in der Nähe– warum hatte ich nichts gehört? Die Tatsache, dass ich damit nicht die Einzige war, bot nicht den geringsten Trost, denn sie bedeutete lediglich, dass die Freaks immer schlauer wurden. Offensichtlich hatten sie sich einiges von den Tieren im Wald abgeschaut. Wie man sich lautlos bewegte, zum Beispiel. Sie waren auch so schon stark, grausam und darauf versessen, ihr Revier zu behaupten. Wenn sie jetzt auch noch anfingen, uns hinterrücks im Schlaf abzuschlachten…
    Allmählich beruhigte ich mich, und Pirscher zog seine Hand weg. » Ich werde noch den Rest des Geländes absuchen. Pack du inzwischen alles zusammen, was wir brauchen.«
    Ein guter Vorschlag. Wenn ich Proviant und Ausrüstung jetzt gleich zusammenstellte, konnten wir sofort aufbrechen, sobald die Verstärkung da war. Außerdem würde mich die Beschäftigung von den dunklen Fantasien ablenken. Die Bilder von Bleich, wie er blutüberströmt am Boden lag, übersät von tödlichen Wunden, taten mir nicht gut. Die Vorstellung, dass er mich vielleicht nie wieder küssen oder berühren, mich nie wieder in den Armen halten würde, war unerträglich. Der Anblick seiner Leiche wäre zu viel für mich. Mit zitternden Händen fuhr ich mir übers Gesicht und verscheuchte die finsteren Gedanken.
    Pirscher hielt Wort und sammelte an Informationen, was er bekommen konnte. Aber die Ausrüstung zusammenzustellen dauerte länger, als ich erwartet hatte, denn die Männer weigerten sich, irgendetwas herauszugeben. In ihren Augen war das gesamte Unterfangen vollkommen sinnlos. Wenn ich unbedingt gehen wollte, dann allein und mit nichts als meinen Messern bewaffnet. Sollte ich doch selbst zusehen, wie ich allein in den Wäldern zurechtkam– oder eben nicht.
    Unerwartete Hilfe in der Sache kam von Ellis und Miles, die sich einfach nahmen, was sie wollten, und jeden, der etwas dagegen einwenden wollte, mit düsteren Blicken zum Schweigen brachten. Im Moment hielt der Waffenstillstand zwischen uns, aber ich bezweifelte, dass das so bleiben würde, wenn Draufgänger nicht mehr in der Nähe war.
    Die Wachen, die als Verstärkung aus der Stadt kamen, waren wenig begeistert von ihrem Los. Sie wussten nur zu gut, dass sie die Löcher füllen mussten, die zwei Tote und zwei Vermisste in unsere Reihen gerissen hatten. Hinzu kamen vier weitere Unglückliche, die den aus Pirscher, Ellis, Miles und mir bestehenden Suchtrupp ersetzen mussten, weil ich darauf bestand, die Verschollenen zu finden.
    Egal. Es war an der Zeit, dass die Bürger von Erlösung begriffen, wie wichtig dieser Vorposten war. Sobald es Herbst wurde, konnten die Überlebenden sich wieder in den Schutz der Mauern zurückziehen und den Winter über so tun, als würde draußen keine Gefahr lauern.
    Am Rand des Lagers kam Draufgänger noch einmal zu mir. Er hatte Altes Mädchen dabei, als rechnete er mit Ärger, aber vielleicht beruhigte er mit der Waffe auch nur seine überstrapazierten Nerven.
    Â» Habt ihr alles, was ihr braucht?«, fragte er.
    Ich nickte. » Danke, dass du mich gehen lässt.«
    Â» Ich kenne dich jetzt schon eine ganze Weile, und so, wie ich die Dinge sehe, kann dich nichts auf der Welt davon abhalten zu tun, was du für richtig hältst.«
    Ich konnte nichts auf seine Worte erwidern. Im besten Fall bedeuteten sie, dass ich eiserne Prinzipien hatte. Im schlimmsten Fall, dass ich unbelehrbar und weit über jede Vernunft hinaus stur war. Ich hatte nie gefragt, welche der beiden Möglichkeiten er für zutreffend hielt. Wie die meisten Menschen war ich sowohl gut als auch schlecht, trug Zorn genauso in mir wie Beschützerinstinkt, Nachsicht und Stolz, auch wenn ich im Moment nichts anderes spürte als erdrückende Angst und eine brennende Hoffnung auf Rache.
    Â» Es ist Zeit!«, rief ich Pirscher, Ellis und Miles zu.
    Sie eilten herbei, und wir folgten der Spur in den mit Freaks verseuchten Wald.

VERBORGENE ABSICHTEN
    Pirscher ging mit wachsamen Augen voraus, während ich die Nachhut übernahm, damit ich Miles und Ellis im Blick behalten konnte. Sie sprachen leise miteinander und lachten hin und wieder gehässig. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie ihren hinterhältigen Plan in die Tat umsetzten, und dann musste ich bereit sein.
    Â» Hier haben sie sie abgelegt«, sagte Pirscher. » Das Gras ist

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