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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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auf. Oma Oaks würde es nicht verkraften, wenn dir da draußen etwas zustößt.«
    Die Ermahnung traf mich wie ein Schlag in die Magengrube, aber von Schuldgefühlen durfte ich mich nicht aufhalten lassen. Oma Oaks war so unerschütterlich wie eine Eiche. Sie hatte es zwar nicht verdient, noch mehr leiden zu müssen, aber ich konnte Bleich nicht ihretwegen im Stich lassen. Er gehörte zu mir, und ich würde ihn zurückbekommen.
    Irgendwie. Und wenn ich ihn dem Tod selbst entreißen musste.
    Ellis und Miles würden keine große Hilfe sein, aber gegen Pirscher und mich konnten sie nichts ausrichten, selbst wenn sie wollten. Ich nahm sie hauptsächlich als Freak-Köder mit. Wahrscheinlich glaubten sie, außerhalb des Lagers hätten sie leichtes Spiel und könnten Rache nehmen für die Schande, die ich über sie gebracht hatte. Aber das würde nicht passieren, egal wie viele Sorgen Draufgänger sich deshalb auch machen mochte.
    Â» Ich werde einen Eilboten schicken«, sagte er. » Heute Nachmittag könnt ihr los.«
    Das war nicht annähernd so bald, wie ich gehofft hatte. Bis dahin war die Spur längst kalt und Bleich womöglich tatsächlich tot, wie alle glaubten. Vor meinem inneren Auge sah ich ihn über dem Feuer braten, das die Freaks uns gestohlen hatten, und die Vorstellung brachte mich beinahe um. Blankes Entsetzen wütete in mir und versengte mein Herz. Ich konnte nicht stillhalten, also ging ich zurück zu Bleichs Zelt.
    Pirscher war bereits dort und suchte den Boden ab.
    Ich beobachtete ihn eine Weile und fragte dann: » Was tust du da?«
    Â» Ich versuche herauszufinden, in welche Richtung sie gegangen sind.«
    Schon in der Stadt hatte er sich als guter Spurenleser erwiesen. Unter anderem war es diese Fähigkeit, die ihm seinen Namen eingebracht hatte. Hier draußen sahen die Dinge zwar anders aus, statt von Staub und Steinen waren wir von grünen Pflanzen umgeben, aber das Prinzip war das gleiche. Vielleicht entdeckte er etwas, das ich übersehen hatte. Der Hoffnungsschimmer war wie eine Folter für mich.
    Â» Sie haben sie in diese Richtung gebracht«, sagte er schließlich und deutete auf die Rückseite des Zeltes.
    Ich kniete mich neben ihn und sah die umgeknickten Grashalme. Wir waren nur sehr wenige im Lager, und deshalb waren verräterische Spuren umso leichter zu erkennen, wenn man wusste, wonach man suchen musste.
    Â» Kannst du sagen, wie viele es waren?«
    Â» Zwei oder drei, den Spuren nach. Genug, um sie zu holen, und gleichzeitig nicht zu viele, um unbemerkt ins Lager zu kommen.«
    Â» Aber warum haben sie sie entführt? Das ergibt keinen Sinn.«
    Â» Um uns einzuschüchtern? Sie haben gemerkt, dass sie im offenen Kampf nicht gegen uns bestehen können. Wir haben die besseren Waffen und sind die besseren Kämpfer, also probieren sie es auf andere Weise. Indem sie uns Angst machen.«
    Obwohl es ein sonniger Tag war, fröstelte ich. Seit der Freak in jener Nacht in unserem Lager gewesen war, hatte ich nicht mehr gut schlafen können, aber das hier war weit schlimmer. Ich konnte mir nicht vorstellen, je wieder auch nur ein Auge zu schließen. Als ich aus College verbannt wurde, glaubte ich, schlimmer könnte es nicht mehr kommen, als erleben zu müssen, wie alle meine Freunde mich nur verächtlich anstarrten.
    Ich hatte mich geirrt.
    Pirscher legte eine Hand auf die meine. » Ich weiß, dass du Angst hast, aber wenn es eine Möglichkeit gibt, werde ich ihn für dich finden.«
    Mein Kiefer klappte nach unten. Pirscher und mich trösten? Unmöglich.
    Â» Warum solltest du…« Ich konnte die Frage nicht aussprechen, konnte ihn nicht beschuldigen, er wäre in Wirklichkeit froh, dass Bleich verschwunden war.
    Â» Wenn ich dich je für mich gewinne«, sagte er mit einem wütenden Funkeln in den Augen, » dann, weil du mich willst. Und nicht, weil Bleich nicht mehr da ist. Ich bin kein Lückenbüßer.«
    Â» Es tut mir leid«, flüsterte ich.
    Pirscher legte seinen Zorn ab wie ein Paar zu klein gewordener Schuhe. » Schon gut.«
    Seine Hand blieb auf meiner liegen, aber ansonsten beließ er es dabei, und dafür war ich dankbar. Wenn er irgendetwas versucht hätte, hätte ich endgültig die Kontrolle verloren, hätte geweint oder geschrien oder Schlimmeres. Grässliche Schuldgefühle fraßen an mir. Ich hatte

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