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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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Mädchen und die Jägerin.
    Der Schmerz in meiner Brust raubte mir beinahe den Atem.
    Wenig später blieb Pirscher erneut stehen. Obwohl sein Gesicht im Schatten der dichten Blätter kaum zu sehen war, erkannte ich den Ausdruck darauf: Bestürzung.
    Ich stählte mich und kniete mich neben ihn, und da roch ich es ebenfalls. Es war Blut.
    Â» Ist es viel?«, fragte ich. Ich hätte selbst nachsehen können, wenn ich es gewagt hätte, aber das kam nicht infrage. Allein bei der Vorstellung, die Blätter zur Seite zu schieben und den feuchten Boden darunter zu betasten, wurde mir übel, weil ich wusste, es könnte Bleichs Blut sein. Meine Angst machte mich blind, und deshalb musste Pirscher jetzt für mich sehen.
    Â» Zu wenig für eine tödliche Wunde.« Er klang, als wäre er absolut sicher, und mir fiel ein Stein vom Herzen. » Und es stammt nicht von einem Menschen. Hier.«
    Er hielt mir eins der Blätter unter die Nase, und neben dem Geruch nach Eisen nahm ich noch etwas anderes war: einen süßlichen Fäulnisgestank, als würden die offenen Stellen auf den Körpern der Freaks bis tief ins Fleisch reichen.
    Ellis und Miles kamen herbei und schnupperten halbherzig. Wahrscheinlich stanken sie selbst zu sehr, um überhaupt irgendetwas riechen zu können. Trotzdem taten sie so, als hätten sie sofort begriffen.
    Â» Das ist Stummieblut«, erklärte Miles. » Bestens. Sie sind verletzt. Das wird uns die Sache noch leichter machen, sobald wir sie gefunden haben.«
    Er schien aufrichtig interessiert daran, ihnen den Garaus zu machen. Vielleicht hatte er tatsächlich vor, sich erst auf mich zu stürzen, nachdem wir die Freaks erledigt hatten, die in unser Lager eingedrungen waren. Falls meine Einschätzung zutraf, war er ein besserer Wächter, als ich gedacht hatte. Ich hatte geglaubt, er und Ellis könnten es kaum erwarten, dass ich ihnen den Rücken zudrehte und sie endlich Rache an mir nehmen konnten. Natürlich hatte ich genau das bisher vermieden, also konnte ich nicht sicher sein, ob meine Theorie zutraf.
    Â» Heißt das, Frank und Bleich sind noch am Leben?«, fragte Ellis.
    Pirscher zuckte die Achseln. » Schwer zu sagen. Könnte ein Raubtier gewesen sein, das die Freaks angegriffen hat, weil sie von der Schlepperei geschwächt waren. Könnte aber auch sein, dass einer der beiden aufgewacht ist und sich gewehrt hat. Um das zu erfahren, werden wir warten müssen, bis wir sie finden.«
    Bis , und nicht falls . Ich hätte ihn küssen können für dieses Wort, aber das hätte Miles und Ellis nur auf falsche Gedanken gebracht. Schweigend reihte ich mich hinter ihnen ein und hielt die Augen offen.
    Der Ärger ließ nicht lange auf sich warten und griff uns aus der Deckung des Unterholzes an. Doch bevor wir etwas tun konnten, drückte Miles ab, und der Schuss hallte durch den Wald. Ich hätte schreien können. Jetzt wusste jeder, wo wir waren.
    Das Tier brach in Todeszuckungen vor unseren Füßen zusammen, und ich sah, dass es bereits verwundet gewesen war. Die Spuren der Freak-Klauen an seinen Flanken waren unverkennbar. Das Tier hatte braun geflecktes Fell und spitze Ohren. Es sah flink und geschmeidig aus, wie ein geschickter Räuber.
    Â» Idiot«, fauchte Pirscher. » Ich hätte es ohne den Lärm erledigen können.«
    Miles grinste. » Du warst eben nicht schnell genug, Junge. Erinner dich beizeiten daran.«
    Am liebsten hätte ich ihn an Ort und Stelle erstochen, aber ich musste warten, bis er mich angriff, damit ich ihn in Selbstverteidigung töten konnte. Ich konnte es kaum noch erwarten.
    Â» Was ist das für ein Tier?«, fragte ich und überlegte, ob es essbar war. Nicht dieses hier natürlich. Nie im Leben würde ich etwas essen, das ein Freak berührt hatte. Nicht einmal Feuer konnte den Gestank aus dem Fleisch brennen.
    Ellis warf mir einen spöttischen Blick zu. » Ein Rotluchs. Kein besonders gefährlicher Räuber, aber vielleicht war er ausgehungert und hat sein Glück bei den erschöpften Stummies versucht. Manchmal haben sie auch schon Hirsche angefallen.«
    Â» Also sind sie tatsächlich geschwächt«, überlegte Pirscher. » Und der Luchs hat ihnen noch weiter zugesetzt.«
    Â» Beeilen wir uns«, drängte ich.
    Jedes Rascheln, jeder Windhauch klang in meinen Ohren wie eine potenzielle Bedrohung. Wahrscheinlich hatte

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