Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)
ja schon fast an Bösartigkeit.“
„Mama, bitte!“
„Nein! Deine Brüder fragen mich auch dauernd,
ob ich auf ihre Gören aufpassen kann. Es reicht. Jetzt bin ich dran, und damit
Schluss. Möchtest du noch einen Kaffee, bevor du gehst?“
Nein, er wollte keinen Kaffee mehr, bevor er
ging. Stattdessen sah er auf seine Armbanduhr. Fünf nach acht. In knapp
anderthalb Stunden war Dienstantritt. Wenn er den Hund bis dahin noch irgendwo
unterbringen wollte, wurde es allmählich Zeit.
Als er das Haus verließ, blieb er einen Moment
stehen und dachte nach. Dann hatte er eine Idee.
Um Viertel vor neun suchte er Nadine in ihrem
Kindergarten auf und fing an, sie zu bequatschen. Wenn sie Frau Meyer für drei
Wochen übernähme, könne sie den Kindern alles über Hunde beibringen. Sie wolle
doch auch immer, dass die Kleinen eine Wechselbeziehung zwischen sich und der
Umwelt aufbauten. Hier sei ein Stück davon, und es könne herrlich ausgelassen
toben. Die Kinder würden einmalige Erfahrungen machen.
„ Biiiitte “, sagte er zum Schluss und winselte wie ein
Welpe.
„Die Eltern würden mich umbringen“, sagte
Nadine. „Ich hab eh schon Ärger mit denen.“
„Aber die haben hier doch nichts zu melden.“
„Du manipulierst mich, Jonas. Leute
beeinflussen, das kannst du, jawohl.“
„Und warum kann ich meine Hundesitterin nicht
zum Hundesitten bewegen? Wieso lass ich mich von meiner Mutter mit Kaffee
abspeisen? Und warum schaff ich es nicht, mir einen Job herbeizuzaubern?“
Nadine presste die Finger an die Stirn und
machte ein angestrengtes Gesicht. „Ich muss erst die Chefin fragen“, sagte sie
dann und ließ die Hände sinken.
„Du kannst ihr das Ganze ja als Experiment
verkaufen. Sag ihr, dass Frau Meyer ein Therapiehund ist, der wahnsinnig schwer
zu bekommen ist und den man wochenlang im Voraus buchen muss.“
„Frau Ebeling ist eine Sache, ich bin die
andere. Ich bin zu gutmütig, wie immer.“
„Genau das hab ich an dir geliebt“, sagte
Jonas.
„Wie praktisch für dich“, sagte Nadine und sah
ihn halb verbittert, halb amüsiert an. „Aber okay, ich geh jetzt und frag sie.
Du wartest hier, bis ich wieder da bin. Rühr dich nicht von der Stelle, hörst
du? Sonst überleg ich es mir doch noch anders.“
Kapitel
5
Der Mai verging im
ständigen Wechsel zwischen Arbeit und Freizeit. Wobei Marie weder das eine noch
das andere genießen konnte, denn ihr Knie machte immer noch einen Riesenärger,
trotz Bandage.
Aber damit nicht genug. Jetzt ging ihr auch
noch das Geld aus. Da Frau Weber ihren Jack Russell Terrier Krümel abgemeldet
hatte, musste sie zurzeit nur fünf Hunde betreuen: Othello und Otto sowie die
Hunde Schorsch, Daisy und einen Cocker Spaniel namens Hasso vom Grünen
Schlierbachtal, der von ihr nur Adeliger genannt wurde. Ihre Miete war gerade
abgebucht worden, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie in der nächsten Zeit ihr
Essen bezahlen sollte und das Benzin für den Bus.
Als sie die Hunde eines Morgens einsammelte,
war sie so deprimiert über die Umstände, dass sie Bullis Otto einfing, hochhob
und an ihren Busen drückte, als er ihr auf dem Flur entgegengeflitzt kam. Das
machte sie wie üblich mit gekrümmtem Rücken. In die Hocke gehen konnte sie
schon lange nicht mehr.
„Was ist denn los?“, fragte Bulli, der mit
einem ölverschmierten Blaumann am Leib und schwerem Gerät in den Händen aus der
Werkstatt kam.
„Ach, nichts. Ich muss nur wieder so tun, als
hätte ich keine Knieschmerzen. Dabei tut das Ding scheißweh. Vielleicht ist ja
doch ein Stück vom Meniskus abgerissen. Ich weiß nicht, wie ich den Tag
überstehen soll. Bücken ist schwierig bis unmöglich.“
„Du solltest dich endlich operieren lassen. Das
ist doch eine schnelle Sache, und die Ergebnisse sind meistens gut.“
„Und wann soll ich das machen lassen, bitte
sehr?“
„Im Urlaub.“
„Mein Knie fragt aber nicht danach, ob ich
Urlaub brauche oder krank bin“, sagte Marie. „Genauso wenig wie mein Vermieter
und mein Kühlschrank. Außerdem war ich letztes Jahr schon beim Arzt, und der
hat auf Innenbandzerrung beharrt. Eine MRT wollte er auch nicht machen. Also
kann das Ganze nicht so schlimm sein. Ich bin nur froh, dass der Bus ’ne
Automatikschaltung hat. Im Moment könnte ich echt keine Kupplung treten.“ Dann
setzte sie den Hund wieder auf den Boden und sagte: „Ich muss jetzt los. Bis
nachher, Bulli.“
Als sie später auf dem Freilaufgelände
angekommen war, scheuchte sie die
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