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Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Titel: Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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hin. Genauer gesagt nahm er Witterung von
dem auf, was sich dahinter versteckte: irgendeine aufregende Spur, der er gern
gefolgt wäre, irgendein Tier, das er gern erbeuten, verschleppen, vergraben
oder bei seiner Rudelführerin abliefern würde. Wenn die ihn lassen würde.
    Am Sonntag besuchte Marie ihre Freundin Daniela
Ohm im botanischen Institut der Uni.
    Wenn alles nach Plan verlaufen wäre, hätte
Danny ihre Doktorarbeit schon vor eineinhalb Jahren abschließen und
zusammenschreiben können. Aber sie quälte sich immer noch mit irgendwelchen
Testreihen herum, die einfach nicht klappen wollten.
    „Ihr guckt ja schon wieder Musikvideos“, sagte
Marie, als sie das Büro der Doktoranden betrat und Danny und ihre Kollegin
Silke vor einem Notebook sitzen sah.
    „Na und?“, sagte Danny, ohne den Blick vom
Bildschirm abzuwenden.
    „Es ist Sonntagmittag, ihr müsst arbeiten, wie
jeder anständige Biologe um diese Zeit“, sagte Marie.
    „Sonntags haben wir wenigstens Ruhe vor
Moritz“, sagte Danny.
    Marie beugte sich vor und fragte: „Ist das die
Lady-Gaga-Parodie?“
    „Ja“, sagte Danny.
    „Lass mich auch mal ran“, sagte Marie, rückte
einen Stuhl näher und drängte sich zwischen die beiden Frauen. Dann sahen sie
gemeinsam zu, wie ein wild kostümierter Lady-Gaga-Verschnitt durch eine sterile
Laborlandschaft tänzelte und sich mit klagendem Singsang über sein verpfuschtes
Forscherleben ausließ. Danach stellten die drei den Rechner aus und lehnten
sich zurück.
    „Die Frau bringt es mal wieder auf den Punkt“,
sagte Danny. „Sie laboriert, sie plagt sich herum, sie steckt in einem bad project fest, genauso wie Silke und ich. Wir wollen
auch raus aus der Forschung, wir wollen auch frei sein und tolle Jobs haben.“
    Einen Moment lang war es still.
    „Und? Wie geht’s sonst so?“, fragte Marie.
    „Weiß nicht“, sagte Danny.
    „So lala“, sagte Silke.
    „Ach, doch so gut“, sagte Marie.
    „Was hat die Frau eben gesungen?“, fragte
Danny. „ I want a job?  Das will ich auch, und einen gut
bezahlten, bitte schön. Außerdem möchte ich endlich mal wieder ein Wochenende
freihaben. Das ist doch nicht normal, dass ich mich rund um die Uhr und sieben
Tage in der Woche abquälen muss und nur für eine halbe Stelle entlohnt werde.
Ich bin so was von urlaubsreif …“
    „Ich hab auch nie Urlaub“, sagte Marie.
    „Außer im Dezember, wenn du zu deinem
Taka-Tuka-Fest nach Hause fährst“, sagte Silke.
    „Es heißt Chanukkafest“, sagte Marie.
    „Wie auch immer“, sagte Silke.
    „Irgendwie hab ich heute meinen Moralischen“,
sagte Danny. „Als ich vorhin in den Spiegel geschaut hab, ist mir bewusst
geworden, dass ich 30 Jahre alt bin und noch nichts habe: keinen Beruf, keinen
Mann, keine Kinder, kein Haus, keine Freizeit … Was ist das bloß für ein Leben?“
    „Was soll ich denn sagen?“, fragte Silke. „Ich
bin schon 32, und solange ich kein zweites Erstautorenpaper vorweisen kann,
will Moritz mich nicht gehen lassen. So einen Chef können auch nur wir haben.“
    „Meine Mutter hat immer gesagt: Augen auf bei
der Berufswahl“, sagte Danny.
    „Mein Vater hat immer gesagt: Was man anfängt,
muss man auch zu Ende bringen“, sagte Silke.
    „Immerhin sind eure Aussichten besser als
meine“, sagte Marie. „Und im Übrigen hab ich auch noch kein Haus …“
    „… und der einzige Mann, mit dem du zurzeit in
der Kiste liegst, ist Othello“, sagte Danny.
    „Ja, aber du solltest nicht Kiste sagen. Das
klingt so nass-kalt und dunkel.“
    „Versteh ich nicht“, sagte Danny.
    „Ich auch nicht“, sagte Silke.
    „Außerdem hast du die Kinder vergessen“, sagte
Danny. „Jede Frau wünscht sich Kinder. Die eine gibt’s zu, die andere nicht.
Ich sag nur eins: ticktack, ticktack, ticktack …“
    Marie schwieg.
    „Job, Haus, Mann, Kinder“, fuhr Danny fort.
„Was sind wir doch für Spießer, dass wir das alles haben wollen. Demnächst
träumen wir noch von goldenen Verlobungsringen und beleuchteten
Vitrinenschränken mit Kristallgläsern drin.“
    „Vor zehn Jahren hätte ich mir das auch noch
nicht vorstellen können“, sagte Marie. „Immerhin hat’s mit dem Job schon
geklappt.“
    „Wie viele Schützlinge hast du denn?“
    „Fünf, nein, sechs.“
    „Und was verdienst du so?“
    „Brutto 1800 Euro und netto … Lass mich mal
nachrechnen.“
    „Moment. Zählst du Othello etwa mit? Für den
bekommst du doch kein Geld.“
    „Wenn ich ihn weggeben würde, müsste ich

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