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Die Zukunftsmacher

Die Zukunftsmacher

Titel: Die Zukunftsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haining
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wieder spielte er die Melodie.
    Die Berge nahmen den Gesang der Flöte auf. Doch nur so zart wie der letzte sichtbare Stern in der Dämmerung.
    Die Schwarze Rasse antwortete und ließ die Erde erzittern. Kerac wußte jedoch, daß sie nicht auftauchen würden, solange die innen verhaßte Sonne schien.
    Sie hörten sein Lied und wurden dadurch erregt. Dies stimmte ihn zuversichtlich. Er würde immer wieder auf die Kam-Vögel lauschen und versuchen, sich ihre Melodie zu eigen zu machen. Seine Interpretation müßte noch ausdrucksvoller und drängender werden. Und dann, wenn die Nacht hereinbrach ...
    Im beginnenden Zwielicht stieg Kerac wieder zum Fuß des Berges hinunter. Er spielte seine Musik und übertrug sie dem leichten Wind, der an den schiefergrauen Felswänden zu den Löchern hinabwehte, wo die Kreaturen zusammengekauert hockten und zu ihm emporstarrten.
    Die Musik, die sie hörten, bezwang sie. Sie kamen in Knäueln herausgestolpert, ihre feuchten Füße tappten über die Steine. Sie gestikulierten schwerfällig und stießen urweltliche Laute aus.
    Kerac lief ein Stück weiter, um eine andere Position einzunehmen. Die Wesen kamen langsam hinter ihm her, wie hypnotisiert von der Melodie, die der Windhauch über die engen Gänge die Klippen hinunter trug.
    »Kommt, meine Brüder«, rief Kerac wild. »Kommt! Tötet die Jupitermenschen!« Er spielte eine höllische Musik. Sie stieg bis zu den Sternen hinauf und ließ sie in ihren Kreisbahnen wanken.
    Kerac stieg vorsichtig die Berghänge immer weiter hinunter. Die aufgewühlte Horde folgte seiner Musik. Doch plötzlich kam ein starker Windstoß aus der Richtung der Jupiter-Stadt, der andere Musik mit sich brachte: Jupiter-Musik, jener wahnsinnige Krach, der den Ohren weh tat.
    Er verschlang Keracs zartes Lied, hieb wie mit Hämmern auf die Schwarzen Geschöpfe ein und ließ sie wimmernd zurück in ihre Höhlen fliehen, zurück in die Dunkelheit der Unterwelt.
    Kerac verstummte besiegt. Über ihn dröhnte die scheußliche Jupiter-Musik hinweg und schien ihm die Luft zu nehmen. Die Musik, die von den Lautsprechertürmen ausgesandt wurde, bemächtigte sich des Ostwinds, löste Echos aus und verlangte gebieterisch Aufmerksamkeit. Verlangte sie und errang sie auch.
    Kerac steckte die Flöte weg. Sein schmales Gesicht war gezeichnet von der Niederlage. Die letzte Hoffnung, sein Plan war zunichte gemacht durch den Ostwind und durch die Musik vom Jupiter.
    Er stand eine Weile bewegungslos. Der Wind spielte mit seinem Umhang und wehte Staub in sein Gesicht.
    Der Wind.
    Der Wind!
    Kerac machte eine rasche Bewegung. Ihm war eine neue Idee gekommen. Er sprang die Felsen hinunter, stemmte sich gegen den Wind und kehrte zum letztenmal in die Jupiter-Stadt zurück.
     
    Kerac eilte durch enge Straßen und grübelte dabei über seinen Plan nach. Durch eine direkte, unmittelbare Aktion konnte nichts gelöst werden. Er mußte vorsichtig und psychologisch geschickt vorgehen. Dann würde er so lange keinen Verdacht erregen, bis es für die anderen zu spät war.
    Ein schwerfälliges, zwanzigrädriges Erzfahrzeug kam neben ihm zum Halt. Ein bulliges »Jupiter-Gebirge« schob sich heraus und brüllte: »Heda, Marsmensch.«
    Es war Brondar, der von der Arbeit in den südlichen Bergen zurückkehrte. Er lächelte.
    Sein gewaltiger Arm schoß nach vorne und packte Kerac bei seinem Umhang. »Ich habe dich seit heute morgen, als du weggerannt bist, gesucht. Ich brauche dich und deine Flöte. Komm!«
    Er schritt davon und zerrte Kerac hinter sich die verwinkelte Gasse entlang.
    »Laß mich los!« forderte Kerac ärgerlich. »Ich bin ein Schützling der Regierung.«
    »Schützling?« Ein schnaubendes Lachen legte das blutunterlaufene Gesicht in tausend Fältchen. »Regierung? Hier gibt's keine Regierung. Geh weiter!« Und er stieß Kerac vor sich her durch die dämmerigen Sträßchen.
    »Wir werden miteinander Geld machen, Marsmensch«, sagte er. »Nachdem du heute morgen weggerannt bist, kam der Programmleiter der Musikstationen in die Utana-Kneipe. Ich habe ihm von deiner Musik erzählt. Er ist sehr daran interessiert. Er hält genau nach jemandem wie dir Ausschau. Jetzt habe ich dich wieder aufgegabelt und ich werde eine gute Belohnung dafür verlangen, daß ich dich und deine Flöte entdeckt habe. Hier herum!«
    Kerac wurde um eine Ecke auf einen Platz geschubst, in dessen Mitte ein gelbliches Gebäude stand, das die Riesenaufschrift »Audio« in krakeligen Jupiter-Buchstaben quer über das

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