Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
kunstvoll gewundene Pfeife zwischen die noch von Brühe triefenden Zähnesteckte. „Wenigstens könntest du dir den Mund abreiben und dein Bartgemüse säubern, bevor du uns mit deinem Qualm erstickst!“ Während der Gerügte noch verblüfft um die richtigen Worte rang, war die blondhaarige Frau bereits aufgestanden und hatte sich so weit entfernt, dass ihr der Rauch nichts mehr anhaben konnte.
„Oh, das bin ich gewohnt“, sagte der Zwerg zu seinen grinsenden Begleitern. „Unsere Frauen sind oft genauso empfindlich. Und noch viel gröber und unflätiger in ihrer Ausdrucksweise, wenn sie erst einmal in Fahrt sind!“
„So wie damals, als du so volltrunken warst, dass du dich nicht mehr auf den Beinen halten konntest, und deine Freundin dir mit der Bratpfanne eins überzog, Freund Dwari?“, fragte Braccas, während er Rauch aus er Nase blies. Dabei runzelte er seine faltige Stirn und sah seinen deutlich kleineren Freund mit unschuldigen Augen an.
„Braccas, du alter Rotbart, wir waren uns einig darüber ...“, begann Dwari, doch ging er unter im allgemeinen Gelächter.
„Ich denke, wir sollten diese Geschichte und andere, die ähnlich amüsant sind, bei einer Gelegenheit zum Besten geben, bei der wir mehr Zeit zur Verfügung haben“, sagte der Rotbärtige schmunzelnd, als sich der Geräuschpegel wieder etwas gesenkt hatte.
„Untersteh dich!“, ließ der Zwerg daraufhin ernstlich erschallen.
Als sie wieder aufbrachen, hatte sich der Niederschlag längst gelegt. Es trieben zwar noch immer einzelne Wolken umher, doch waren diese nicht so dunkel wie ihre Vorgänger und behielten ihren nassen Inhalt für sich. Die Sonne stand hoch und unverhüllt am Horizont und sorgte mit ihrer strahlenden Pracht für eine angenehm warme, nicht zu heiße Witterung.
Die Angehörigen der Gemeinschaft ritten sogleich wieder etwas schneller über das Land, das in der folgenden Zeit gemächlich anstieg. Bald kamen sie an eine sich nach Norden dahinwindende Hügelkette, die ihnen den Weg versperrte und mit einigen kargen Bäumen bewachsen war. Dahinter hing ein nebliger Dunst, durch welchen hindurch sich noch weitaus höhere, dunklere Erhebungen abzeichneten. Im Süden hingegen erkannten sie einen lichten Waldstreifen, von dem lautes Vogelgezwitscher zu ihnen herdrang und zwischen dem sie den Glanz von Wasser hindurchschimmern sahen. Sie hatten nun Hoffnung, endlich aus dem unwirtlichen, schwer zu durchstoßenden Gebiet, in dem sie sich seit dem Verlassen der Einöde befanden und in dem man sich leicht verirren konnte, heraus an den Fuß des großen Gebirges zu gelangen. Darum beschleunigten sie ihren Ritt und schwenkten geradewegs nach Süden, den Baumreihen entgegen.
Sie hatten den Waldwuchs kaum betreten, da hatten sie ihn auch schon durchquert. Unversehens standen sie nunmehr unmittelbar vor einem breiten, nach Süden hin strömenden Gewässer. Das Brausen und Tosen des Flusses war enorm und dröhnte in ihren Ohren. Dennoch belebte jener Anblick das Herz von jedem der Gefährten, denn es war überaus erquickend, nach den vielen Tagen in der Einöde und inmitten des Gewirrs aus Wald, Anhöhen und Schluchten ein solch kraftvolles, lebendiges Wasser zu erschauen.
Strahlend brach sich das Sonnenlicht auf der Oberfläche des Gewässers und enthüllte, wie sich auf dieser unzählige schäumende Wellen bildeten, zwirbelnde Kreise in das Nass gezeichnet wurden und dampfende Wölkchen tanzend nach oben stiegen. Kein Stein ragte weit und breit aus der Mitte des Stromes empor und weckte Hoffnung, dass dieser an jener Stelle wenig tief und möglicherweise passierbar wäre. An seinem Rand war er von dornigen, blaue und rote Beeren tragenden Sträuchern gesäumt. Einzelne Hölzer und auch größere Äste trieben auf ihm und verschwanden mit ungeheurer Geschwindigkeit hinter der nächsten Windung.
Nicht weit jenseits des anderen Ufers türmten sich schwarze und graue Felsen auf, die so mächtig wie gigantische Bastionen erschienen und so hoch, steil und zerklüftet waren, dass sieunmöglich begangen werden konnten. Das dunkle Massiv reichte nach Norden und Süden soweit das Auge reichte.
„Dies ist der Silberstrom, den die Elben Althundel nannten“, sagte Braccas. „Er verbindet sich im Südwesten Rhodrims mit dem Barno, der weit aus dem Osten kommt und dann eine gewaltige Kraft erhält, bis er schließlich ins südliche Meer mündet. Die einzige sichere Brücke über ihn ist der Stromsteig, über den wir unser Land verließen,
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