Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Hände und Schultern verfügte. Rechtzeitig war dieser einen Schritt nach hinten getreten und dem feindlichen Angriff ausgewichen. Allerdings war er somit gezwungen, den Tod seines Kameraden mit hilflosem Entsetzen mitanzusehen, woraufhin ein lautes „Nein!“ seiner Kehle entfuhr. Vermutlich war der Getötete auch sein persönlicher Freund gewesen. Anschließend zögerte er nicht und rannte mit einem deutlich auf sein Gesicht gezeichneten, bebenden Zorn nach vorne.
Die kampferprobten Orks wussten, dass ein wütender Feind, gerade was eine spontane Äußerung von Kraft und Schnelligkeit anbelangte, niemals zu unterschätzen war. Andererseits neigte ein solcher auch dazu, leichte Fehler zu machen, sich Blößen zu geben und sich allzu rasch zu verausgaben. Folglich vermied man in einem solchen Fall eine offene Konfrontation vorerst und zögerte das Geschehen für eine Weile hinaus. Uchnoth jedoch schien die Herausforderung, die sich ihm nunmehr stellte, in besonderem Maße zu genießen und sich um derartige taktische Gedankenspiele nicht weiter zu scheren. Er grinste in freudiger Erwartung – manche hätten seinen Blick auch als Aufleuchten von Wahnsinn verstehen können – und warf sich seinem ihm an Größe annähernd gleichkommenden Widersacher entgegen.
Beide Krieger teilten im Folgenden einen Hagel von Schlägen und Hieben aus. Finesse und Überraschungsmomente ließen sie dabei vermissen, sondern zogen es dafür vor zu versuchen, ihren Gegner durch schiere Kraft zu fällen. Anfangs zeigte keiner der beiden ein Anzeichen von Schwäche, und ihr jeweiliger Wille war so zielgerichtet, entschlossen und unbeherrscht, sodass es schien, als könnten sie jene kraftraubende Prozedur noch für eine lange Zeit weiterführen. Dann aber erlahmten die Bewegungen des Menschen mit einem Male, sein Schwertarm wurde schwerer, und die überlegene Stärke des gewaltigen, grünhäutigen Wesens setzte sich durch.
Mit jedem neuerlichen Hieb von Uchnoth sank dessen Gegner nunmehr weiter in sich zusammen. Schließlich gelang es ihm, Schwert und Schild des Mannes durch seinen herabsausenden Stahl ein gutes Stück nieder zu drücken und für einen Augenblick in jener Position zu fesseln. Mit brachialer, unwiderstehlicher Wucht stieß er seinen eigenen, klobigen Schild daraufhin nach vorne und bohrte dessen grau nach außen ragende, metallene Spitze seitlich in die Schläfe des Gegners.
Schmerzerfüllt heulte der tapfere Kämpe, der auf diese Weise getroffen wurde, auf, während sich sein blondes Haar dunkel verfärbte. Hernach brach er mit einem Stöhnen zusammen. Dieses hielt an für einen lange währenden Augenblick und verebbte erst dann, als er mit dem Rücken hart aufschlug und sein triumphierender Widersacher ihm mit seinem rechten Kampfstiefel hernach fest ins Gesicht stampfte.
Am anderen Flügel der Schlachtformation hatte es Ogrey mit einem Soldaten zu tun, der beinahe noch jugendlich wirkte. Allerdings übertraf dieser ihn an Größe und wusste seine Hellebarde, die er in beiden Händen hielt, nicht ungeschickt zu führen. Eine scharf geschliffene Hiebklinge und ein spitz zulaufender Dorn ließen von der Waffe eine tödliche Gefahr ausgehen, während der lange Schaft seinem Träger einen deutlichen Distanzvorteil einbrachte. Im Nahkampf hingegen würde sich derselbe als eher hinderlich erweisen.
Beide Streiter pflegten einen abwartenden Stil und belauerten sich zunächst. Den Blick ließen sie dabei nicht voneinander ab, um dem Gegner in jenem tödlichen Ringen keinesfalls einen Vorteil zu gestatten.
Plötzlich holte der Mensch aus und schleuderte seine Waffe mit einem kräftigen Wurf in Richtung seines Kontrahenten. Die Attacke kam völlig unerwartet, und der Ork musste seinen ovalen, dunkelgrünen Schild fest unklammern, um dem krachenden Aufprall des Stahles zu widerstehen. Dies gelang ihm zwar, doch riss die Spitze der Hellebarde eine tiefe Kerbe in das Eichenholz und bohrte sich darin fest. Gleichzeitig erkannte Ogrey, dass der Soldat inzwischen ein Schwert gezückt hatte und eilig auf ihn zugelaufen kam.
Die langjährige Erfahrung und Routine des ältesten der Befehlsgeber der Ashtrogs reichte jedoch allemal aus, um jenen Moment der Überraschung und Verwundbarkeit, in welchen ihn der Angriff versetzt hatte, schnellstmöglich zu überwinden. So bereitete es ihm keine Mühe, rechtzeitig einen Schritt nach links zu tänzeln und die nach vorne tastende Waffe des Heranstürmenden ins Leere sausen zu lassen. Seinen
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