Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Piratenküste gewonnen, denn deren Bewohner pflegten an den südlichen Meeresufern Arthiliens ein Leben bar von Zivilisation und Recht und Gesetz und wurden darum allseits verabscheut und gemieden.
Der gegenwärtige Herrscher Lemurias war König Kheron, den man Kheron den Strengen nannte. Er entstammte aus dem Geschlecht Orons des Alten, den man viele Jahre zuvor in einer Zeit großer Zwistigkeiten als vermeintlich leicht zu beeinflussenden Kompromisskandidaten an die Macht gehievt hatte. Er hatte sich danach allerdings als rüstiger erwiesen als vermutet und die Geschicke seines Landes bis zu seinem einhundertsten Lebensjahr bestimmt. Zu seinen bedeutendsten Hinterlassenschaften zählte die Tôl Womin, deren Bau allerdings erst in den Amtsjahren seines Sohnes Oron II. vollendet wurde.
Ähnlich wie seine Vorfahren besaß Kheron eine mürrische und verschlossene Art und empfand unverhohlene Geringschätzung für alle Wesen und Dinge außerhalb seines Reiches. Selbstverständlich verlangte er von seinem Gefolge unbedingten Gehorsam und Unterordnung, doch hatte er andererseits einen berechnenden Verstand und war klug genug, seinem Volk genügend an Freiheit und Spielraum zu lassen. Dessen ungeachtet wurden unter seiner Herrschaft die Zahl der ständig unter Waffen gehaltenen Soldaten deutlich vergrößert und außerdem die Herstellung neuer und besserer Kriegsgeräte, Waffen und Rüstungen gefördert. Man hatte den Eindruck, dass er mit der Zurschaustellung der militärischen Stärke Lemurias den Führungsanspruch jenes in seinen Augen großartigsten aller unter der Sonne Mundas erblühenden Reiche unterstreichen mochte. Und was könnte hierzu besser geeignet sein als die stattlichste Armee, welche die Lebewesen, die das wunderbare Arthilien bewohnten, allenthalben aufzubieten hatten?
Das Volk liebte Kheron nicht, doch achtete es diesen als starken Führer, der ihm als Garant für Sicherheit und Freiheit erschien. Dies war der Fall, obgleich nur die wenigsten ihn in den letzten Jahren zu Gesicht bekommen hatten, da er seinen Palast in der Hauptstadt Pír Cirven ** , der Himmelblauen Stadt, kaum mehr verlassen hatte. Überhaupt erzählte man sich über ihn, dass ihn während der gesamten Zeitdauer seines Lebens noch keine einzige Reise nach außerhalb der Grenzen seines geliebten Landes geführt hatte.
Der alternde Herrscher hatte zwei Kinder, die ganz nach seinem Wunsch geraten waren, und so schien er für seinen Lebensabend alles in seinem Sinne bereitet zu haben. Wäre da nicht jener plötzliche, seine Zufriedenheit in ihren Grundfesten erschütternde Tag gewesen, welcher mittlerweile einige Wochen zurücklag.
Es war ein bislang geruhsamer Nachmittag gewesen, an welchem Beregil, der Oberkommandierende der königlichen Wachen und Streitkräfte, aufgelöst vor Aufregung vor den Thron trat und Bericht über etwas fürwahr Ungeheuerliches erstattete. In seinem Beisein befanden sich zwei Abgesandte aus Rhodrim, welche die Geschichte, die der Offizier anschließend selbst erzählte, zuvor als Botschaft überbracht hatten.
Man hatte Kheron berichtet, dass Orks, mit denen die Menschen Lemurias niemals zuvor in Kontakt gestanden hatten, ungehindert den Südwesten des Kontinents durchstreiften und dabei rücksichtslos Überfälle verübten. Ein einsames Gehöft hätten sie beispielsweise überfallen und niedergebrannt, wobei sie den Bauer und einen Knecht, als diese sich zur Wehr setzten, töteten. Die Frau des Bauers hingegen hatten sie gemeinsam mit deren drei Kindern am Leben gelassen und fortgeschickt, vermutlich damit diese die Geschehnisse verbreiten würden und die Orks auf diese Weise Furcht und Schrecken zu ihren Verbündeten machten. Nachdem die Geflüchtetenmit ihren letzten Kräften die Grenze Rhodrims erreicht und dort Hilfe gefunden hatten, war aus der rhodrimischen Siedlung Torfhut ein bewaffneter Reitertrupp aufgebrochen, um den Brandschatzern nachzustellen.
Als die Männer das völlig zerstörte Gut passiert hatten und den Spuren der Täter immer weiter nach Westen gefolgt waren, waren sie schließlich bis in Sichtweite einer Befestigung gelangt, die ihnen zuvor unbekannt war. Unmittelbar an der Küste des Onda Marën, des westlichen Meeres, war es, wo sie aus sicherer Entfernung und dem Schutz eines bewaldeten Hügels heraus zahlreiche Wesen erblickten, welche, wie sie mit Sicherheit sagen konnten, keine Menschen waren. Vielmehr erinnerten die grünhäutigen Geschöpfe an das, was in den alten
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