Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Betroffene unter dem ausgelassenen Brüllen einiger Zuschauer ächzend zu Boden plumpste.
„Es mag sein, dass er kein Ork ist und manche Rätsel aufgibt, doch seine Gefolgsleute sind nun einmal Orks, und zu jenen gehören Takskalls und Angehörige anderer Clans, die wir kennen und die uns in der Vergangenheit bei vielen Gelegenheiten beigestanden haben. Sie sind es, denen unsere Hilfe gelten sollte“, sagte Ogrey.
„Ich denke, die entscheidenden Frage sind“, sagte Panca, „wie sehr unsere Brüder und Schwestern unsere Hilfe benötigen, ob sie tatsächlich in großer Not und Bedrängnis sind und ob unser Beistand eine wirkliche Chance für sie bedeutet. Wenn das, was uns der Bote berichtethat, wahr ist und ein unbegründeter Angriff der Menschen auf ihr Leben unmittelbar bevorsteht, dann werden wir Ashtrogs unsere Waffenhilfe kaum verweigern können, ohne für Generationen unser Gesicht zu verlieren!“
Bullwai sah zu der Orkin hin und nickte anerkennend. Sie hatte die Lage auf den Punkt gebracht und seine ureigenen Gedanken trefflich ausgesprochen.
Dennoch war damit das Problem noch nicht gelöst.
„Zuzutrauen ist so etwas den Menschen allemal“, sagte Ugluk. „Sie waren schon immer eingebildet und denken, Nordamar wäre allein ihr Land, ihr persönliches Besitztum! Dabei kamen sie erst viel später als die Elben und wir hierher! Vielleicht denken sie aber auch einfach, dass sie uns Orks mit Leichtigkeit überlegen sind, nur weil dieser Theron Goldklinge einstmals die Takskalls und deren Verbündete besiegte. Dabei bin ich mir sicher, dass es umgekehrt ausgegangen wäre, hätten die Menschen den Norda-Por überquert und uns in unserer Heimat angegriffen.“
„Ja, ja, aber wir schweifen ab“, unterbrach ihn Ogrey. „Ich schließe mich Panca an und meine, dass wir auf jeden Fall in Erfahrung bringen müssen, wie die Dinge in Nordamar bestellt sind, denn ohne eine schlüssige Begründung und ein Zeichen unseres guten Willens können wir unsere Hilfe schlecht ablehnen. Dabei bleibt uns nichts anderes übrig, als den Worten unserer Artgenossen im Zweifelsfall zu glauben, und zumindest im Moment haben wir auch keinen Grund, an diesen zu zweifeln, denn der Bote gab sein Wort und wirkte insgesamt glaubwürdig, soweit man das sagen kann.“
„Ihr habt ja alle Recht!“, stieß Bullwai nun aus, von einem lauten Atemstoß begleitet. „Ich sehe, auch wenn ich kein Freund von solch unbestimmten Wagnissen bin, komme ich nicht umhin, den baldigen Befehl zum Aufbruch zu geben, um tatsächlich auszuziehen nach Nordamar, das wir Orks solange gemieden haben! Dort werden wir uns dann nicht mehr auf die dürftigen Schilderungen von irgendwelchen Abgesandten verlassen müssen, sondern können uns selbst ein Bild über die Lage machen und vor allem mit den Anführern dieser berüchtigten Stadt reden! Danach werden wir uns erneut beraten und entscheiden, ob wir in den Kampf eintreten wollen! Und sollte sich letztlich erweisen, dass die Angehörigen unseres Volkes tatsächlich von den Menschen bedroht werden, so werden wir ihnen selbstverständlich beistehen mit all unseren Kräften!“
Er machte eine Pause, in der alle schwiegen, was unmissverständlich Zustimmung bedeutete. „Ugluk, du schaust, dass du gefälligst wieder nüchtern wirst! Danach, wenn diese Kindsköpfe sich genügend ausgetobt haben und auf jeden Fall noch vor dem Abendessen, trommelst du gemeinsam mit Uchnoth alle Einwohner des Dorfes zusammen! Dort werde ich dann verkünden, dass wir bereits in zwei Tagen in der Frühe losmarschieren werden, wobei nur die Frauen, Kinder und Alten zurückbleiben werden!“
Der noch junge Häuptling sah sehr wohl, dass Ogrey bei der Bezeichnung „die Alten“ missbilligend die Stirn verzog. In dieser Hinsicht schien sein väterlicher Freund zusehends empfindlicher zu werden. Doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen und ließ sich nichts von dieser Erkenntnis anmerken. „Heute Abend machen wir eine kleine Abschiedsfeier, ehe morgen alle nötigen Vorbereitungen getroffen werden. Ich denke, dass dieser eine Tag dafür reichen müsste.“
Alle nickten nach dieser Rede und stimmten ehrlichen Herzens zu. Zwar waren Ogrey, Ugluk und Panca ein wenig überrascht, dass plötzlich alles so schnell gegangen war, denn schließlich waren seit dem Besuch des Boten bereits drei Tage vergangen, ohne dass sie zu einer Entscheidung gelangt waren. Doch Bullwai war mittlerweile ein starker Führer, von dem sie wussten, dass
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