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Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Dantar-Mar bekanntlich lang und grausam wüteten. Wenn man in die Ferne hinausschaute, hatte man sich sicher sein können, dass der erste Schnee unmittelbar bevorstand.
    Im Gegensatz zu den immergrünen Ländern Nordamars herrschten in diesen Breiten nur selten sternenklare Nächte, sodass auch damals zu später Stunde eine beinahe vollständige Dunkelheit hereinbrach. Verstärkt wurde diese noch durch die bedrohlichen, riesenhaften Schatten der nahen Gebirgszüge sowie einen milchigen, gespenstischen Nebel, dessen tastende Finger in dichten Schwaden über die Bergwipfel und durch die Klüfte und Felsspalten hindurch ins Tal hinunter krochen.
    Die Angehörigen seines Stammes konnten kaum noch ihren Nebenmann erkennen, als sie sich fröstelnd um ein großes Feuer, das sie in der Mitte ihres Dorfes entfacht hatten, versammelten. Niemand erzählte die üblichen Witze und Märchen, es gab kein Gezeter und keine trunkene Heiterkeit. Vielmehr wurden selbst sie als Orks trotz deren sprichwörtlichen Leidensfähigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod immer wieder eingeschüchtert von jener unzähmbaren, lebensfeindlichen Umwelt, welche über den südlichen Halbkontinent schon seit ewigen Zeiten herrschte. Und dies, obwohl ihr Volk jenes Land nunmehr seit weit mehr als zweitausend Jahren kannte und bewohnte, nämlich seitdem die Naorrh, von dem Willen Gords geführt, an den westlichen, steinigen Gestaden Dantar-Mars gestrandet war und ihnen der Engel Melchidaël daraufhin ihre neue Heimat gezeigt hatte.
    Plötzlich tauchte ein Fremder auf. Mit einem Male stand er da, ein wenig abseits des Kreises, den die Orks um das Feuer gebildet hatten. Wie aus dem Nichts erklang seine Stimme, die mit der Unschuld eines Kindes fragte, ob er sich für kurze Zeit wärmen und zu den Dorfbewohnern hinzugesellen dürfe.
    Die Verwunderung der Angehörigen des Stammes war kaum zu überbieten, als sie die Gestalt erspähten, welche, von ihren Blicken unbemerkt, bis in ihre Nähe gelangt war. Gleichwohl zeigte der Ankömmling keinerlei Anzeichen von Feindseligkeit oder Hinterlist, und überdies handelte es sich bei diesem unzweifelhaft um einen ihrer Artverwandten. Deshalb gewährten sie ihm selbstverständlich einen Platz in ihrer Mitte, woraufhin alle stillschweigend darauf zu warten anfingen, welche Geschichte er wohl zu berichten hatte.
    Auffallend war die eigentümliche Kleidung des Fremden, denn dieser war mit zahlreichen, skurril anmutenden Ketten und Ringen behängt und hatte auf seinen grauen Überwurf bizarre Muster gestickt. Der Stoff, den er trug, wirkte im Übrigen viel zu dünn für die vorherrschende Witterung. Dennoch klagte er mit keiner Silbe über die widrigen Verhältnisse und machte auch keineswegs einen hungrigen, verfrorenen oder anderweitig geschwächten Eindruck.
    Zunächst spannte er seine Gastgeber durch sein schweigsames Lächeln für einige Zeit auf die Folter. Nachdem er dann endlich zu reden begann, nannte er zuallererst seinen Namen. Einen Namen, den beinahe alle der Zuhörer schon einmal vernommen hatten.
    Er nannte den Namen Zarr Mudah .
    Ob er der Zarr Mudah sei, fragte man ihn sogleich. Der Fremde bejahte.
    In dem Maße, in welchem ihr Erstaunen zunahm, verringerte sich die Zurückhaltung der Anwesenden, und man überhäufte den Gast mit weiteren Fragen und erzählte Geschichten, die man mit ihm in Verbindung brachte. Mit Freundlichkeit und viel Geduld bestätigte dieser vieles, das er sich geduldig anhörte, so wie er an anderer Stelle Klarstellungen traf, Ergänzungen anmerkte und sich zuweilen auch zu längeren Erläuterungen hinließ. Auf jeden Fall wirkte alles, was er sagte, letztendlich einleuchtend und glaubhaft.
    Wie die meisten Angehörigen des Clans wussten, trug jener Ork den Namen des berüchtigten Schamanen, der dem ruhmreichen Ashtrog Warkai und den anderen heldenhaften Verteidigern ihres Volkes bei der entscheidenden Schlacht gegen die Oger in der Gauragar-Schlucht so tatkräftig beistand. Damals hatte er mit seinen Zauberkräften einen nicht unerheblichen Beitrag zum letztlich siegreichen Ausgang geleistet. Den Überlieferungen war weiterhin zu entnehmen, dass Menoth, der Anführer des beinahe ein Jahrtausend später erfolgenden Sturmes auf Nordamar, als die orkischen Bewohner Dantar-Mars das erste Mal den Norda-Por überquerten, angeblich von haargenau dem gleichen Zerk-Gur beraten und in seinem Tun unterstützt wurde.
    Nach eigenen Angaben war Zarr Mudah beinahe eintausendfünfhundert

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