Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
Jahre alt. Er wurde geboren noch ehe die Wut der Oger losbrach, diese die Macht über Nordamar übernahmen und die Elben vom Angesicht des nördlichen Kontinents vertrieben. Als einziger Ork, von dem man wusste, habe er es durch seine Zauberkunst verstanden, den Elben, Greifen und Drachen gleich das Altern seines Körpers und damit den Tod zu überwinden. Zudem brüstete er sich damit, dass er seine Kräfte im Laufe der zahlreichen Jahrhunderte mittlerweile so weit entwickelt habe wie kaum ein anderes Lebewesen zuvor. Selbst unter den Zauberern der Menschen oder der längst verschollenen Elben gäbe es heute niemanden mehr, dem die magischen Energien Mundas treuer gehorchten als ihm.
Niemand widersprach dem Schamanen. Nicht einmal der Häuptling des Stammes, welcher der stärkste und unerschrockenste aller versammelten Orks war, für gewöhnlich vor niemandem Ehrfurcht zeigte und selbst gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand.
Fünf Tage blieb Zarr Mudah im Folgenden zu Gast. Während dieser Zeit setzte ein starkes Schneetreiben ein und ließ viele Alte, Kranke und unlängst Geborene trotz aller Bemühungen ihrer Stammesbrüder und -schwestern jämmerlich erfrieren. Der geheimnisvolle Zerk-Gur verbrachte derweil viel Zeit mit dem Anführer des Clans und berichtete diesem vom bevorstehenden Anbeginn eines neuen Zeitalters, des Zeitalters der Orks, welches die Herrschaft der hochmütigen, selbstherrlichen Menschen über Nordamar ablösen würde. Er gebrauchte dabei großartige, bildhafte und von purer Verzückung und Euphorie getragenen Worte, denen nur schwerlich zu widerstehen war. Vor allem dann, wenn jene Verheißung auf fruchtbare Herzen und Gemüter traf. Und welcher Ork verspürte angesichts der widrigen Lebensbedingungen, welche das karge Dantar-Mar ihnen bot, insgeheim keine Versuchung, sich eine neue, weitaus angenehmere Heimat für sich und seine Nachfahren zu suchen?
In ihren langen Gesprächen gestand der Schamane dem Häuptling, dass er seit dem Tag, an welchem die Orks von den Menschen über den Norda-Por zurückgetrieben wurden, unermüdlich an einer Rache gefeilt habe. Nunmehr – so versicherte er – sei endlich alles dafür vorbereitet! Und wer könnte besser geeignet sein dazu, in die Fußstapfen des verwegenen, damals unglücklicherweise gescheiterten und gefallenen Menoth zu treten als dessen leibhaftiger Nachfahr? Denn ein solcher war das Oberhaupt des Clans, bei welchem Zarr Mudah zu Gast war, in der Tat, wie jedermann wusste.
Weiterhin verkündete der Besucher, dass er und diejenigen, die ihm bei jener Aufsehen erregenden Vorhabung mitnichten allein seien, sondern auf ihrer Seite ein großer Führer stehe, der alle Heimtücke der Menschen kannte und dessen Macht im Kriege niemand zu widerstehen vermochte. Würde man sich diesem einzigartigen Wesen anschließen, so bestünde kein Zweifeldarüber, dass die grünen, fruchtbaren Weiden und Felder Nordamars bald schon den tapferen und fleißigen Orks gehören würden, was sich diese durch ihre jahrhundertelangen Entbehrungen auch redlich verdient hätten.
Jenen Anführer, von dem er auf diese Weise in den höchsten Tönen schwärmte, nannte er schlicht den Schwarzen Gebieter. Dies wurde von da an von jedermann übernommen.
Über die Identität und die Art jenes von Geheimnissen umwobenen Individuums schwieg sich der Schamane hingegen beharrlich aus, obwohl er höchstwahrscheinlich mehr darüber zu sagen wusste.
Schließlich hatte der Häuptling keine Zweifel mehr. Er machte sich daran, seine Gefolgsleute von den Plänen des Zerk-Gurs zu überzeugen und traf schon bald auf ungeteilte Zustimmung. Unbändige Vorfreude und Kriegslust brachen daraufhin aus, und voller Ungeduld ärgerte man sich über das winterliche Klima, das eine sofortige Reise entlang der Gebirgshänge und - schluchten unmöglich machte. Immerhin beschloss man, sich sogleich nach dem Einsetzen milderer Bedingungen zum Aufbruch anzuschicken. Nicht nur die kampffähigen, männlichen Orks, sondern alle Angehörigen des Clans sollten daran teilnehmen, da man nichts zurücklassen, sondern das Wagnis eines gänzlich neuen Leben anfangen wollte.
Zarr Mudah lächelte zufrieden, als er dies hörte. Vor den vor Freude leuchtenden Augen der Stammesangehörigen ernannte er deren Oberhaupt zum Befehlshaber der künftigen Horde. Einzig dem Schwarzen Gebieter und ihm selbst sollte dieser fortan Gehorsam schulden. Danach gab er einige Hinweise für die Reise gen Norden, verabschiedete
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