Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
dieser vorgerückten Stunde immer langsamer und weniger ordentlich voran.
Auch dem Befehlshaber der Siedlung blieb dies nicht auf Dauer verborgen. So ertönte schließlich seine laut brüllende Stimme, die den Orks in knappen, befehlenden Worten auftrug, die Hämmer und Äxte fallen zu lassen und sich in ihre Lager zu begeben.
„Seht zu, dass die Wachablösung pünktlich erfolgt, sonst gibt es morgen zum Frühstück für alle nur die halbe Ration!“, fügte der Ork, der alle anderen an Größe und Körpermasse deutlich übertraf, hinzu. Wer ihn kannte, der wusste, dass es nicht den geringsten Anlass gab, an seiner Drohung zu zweifeln.
Ohne Anzeichen von Genugtuung, sondern mit der Selbstverständlichkeit von jemandem, der zu befehlen gewohnt war, betrachtete Darrthaur, wie die ihm Unterstehenden seinen Anweisungen augenblicklich gehorchten. Dies taten sie mit einer Disziplin, zu welcher unter dem Himmel Mars seiner Ansicht nach einzig die Angehörigen seiner Art fähig waren.
Darrthaur * hatte sich seinen jetzigen Namen vor einiger Zeit selbst gegeben. Dies war zum einen aus dem Grunde geschehen, da er mit seinem früheren Dasein abschließen und ein neues Kapitel seines Lebens anfangen wollte. Zum anderen war er sich sicher, dass jene der orkischen Sprache entlehnte Bezeichnung, die er nach einigem Nachsinnen unter mehreren sich bietenden Möglichkeiten ausgewählt hatte, große Autorität und Furcht ausstrahlte, was er in seiner neuen Funktion als Kommandierender über tausende Orks zweifellos gut gebrauchen konnte.
Mindestens ebenso viel Respekt wie mit seinem Namen und seinem Rang flößte er einem Betrachter jedoch fraglos allein durch seine Gestalt ein. Er war nämlich leicht so groß gewachsen wie die größten unter den Menschen und überdies erheblich breiter und massiger in seinem Körperbau als jeder derselben. Sein Haupt war kahl, und die leichten Schnittwunden an seinem wuchtigen grünen Schädel ließen vermuten, dass er sich die Haare eigens abgeschoren und sich dabei wenig um kosmetische Feinheiten gekümmert hatte. Ganz im Gegensatz dazu bescheinigte ihm eine Vielzahl von Ketten, Bändern und Ringen, die er an Hals, Armen und Fingern trug, eine gewisse Eitelkeit. Vielleicht wollte er anhand des Schmuckes auch seinen Stolz darüber demonstrieren, dass er es war, dem eine herausragende Position innerhalb der Horde Durotars, der schon bald größten orkischen Streitmacht aller Zeiten, zukam.
Der schwergewichtige Körper des Befehlshabers war mit schwarzgefärbten Tierfellen bekleidet, die absichtlich dick gefertigt waren und aus ausgewählt robusten Stücken bestanden. Orks trugen für gewöhnlich keine Rüstungen, was damit zusammenhing, dass sie einerseits mit ihren klobigen, ungelenken Fingern nicht in der Lage waren, filigrane Kettenhemden herzustellen, und sie sich andererseits mit schweren Plattenpanzern noch niemals hatten anfreunden können. Letzteres war wohl vor allem deshalb der Fall, da schwere Harnische ihre ohnehin nicht sehr ausgeprägte Beweglichkeit noch weiter eingeschränkt hätten.
Dessen ungeachtet kann gesagt werden, dass die Bewohner Dantar-Mars die Schmiedekunst recht gut beherrschten und darin etwa den Angehörigen des Volkes der Menschen nicht nachstanden.
An der Seite des Orks war ein langes Schwertgehänge befestigt, aus der ein mit braunem Leder umwickeltes Heft und ein Knauf, der wie ein Totenschädel gestaltet war, ragten. Auf seinem breiten Rücken baumelte ein weiterer Gegenstand, der zweifellos ebenfalls ausschließlich zu kriegerischen Zwecken diente, wenn er auch selbst unter Orks aufgrund seines Gewichtes selten gebräuchlich war. Es handelte sich um eine unförmige, aus dem massiven, kaum zerstörbaren Teak-Holz geschnittene Keule. Das dunkle, klobige Holz hatte an seiner dicksten Stelle den Umfang eines menschlichen Oberschenkels und verjüngte sich zum Schaft hin nur so weit, dass es lediglich mit ausnehmend großen, prankenhaften Händen umschlungen und geführt werden konnte. Indes traf dies auf den Träger jener brachialen Waffe unzweifelhaft zu.
Der gewaltige Ork war einst der Häuptling eines der vielen, für sich allein wenig bedeutsamen orkischen Stämme des südlichen Kontinents gewesen, ehe er dem Ruf des Schamanen gefolgt und nach Nordamar gekommen war.
Mehr als ein Jahr war es nun bereits her, dass er an der Spitze seines einstigen Clans gemeinsam mit einigen weiteren Orks den Norda-Por überquert hatte. Damals hatte an derjenigen Stelle, an
Weitere Kostenlose Bücher