Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
handwerkliche Tätigkeiten wenig Muße und Verständnis aufbrachten. Zudem erschien ihnen die Gleichheit innerhalb ihrer Gemeinschaften als ein so hohes, für den Frieden unabdingbares Gut, dass sie sehr darauf achteten, dass niemandem unter ihnen ein wesentlich größerer Besitz als den anderen zukam. Eben dies wäre jedoch zweifellos der Fall gewesen, wenn einige von ihnen – Häuptlinge oder Zerk-Gur beispielsweise – mehrstöckige Häuser ihr eigen nennen gedurft hätten.
Darrthaur stapfte mit seinen schweren, gefutterten Kampfstiefeln über die aus frischem Holz gezimmerte, knarrende Treppe nach oben. Schließlich hatte er die obere Schwelle der breiten Stiege passiert und fand sich in einem Korridor wieder, der verlassen und völlig frei von Zierrat war. Einzig eine vereinsamte Fackel prangte in einem Eisengestell an der linken der Wände und warf einen schwachen Lichtkegel. Drei jeweils verschlossene Türen zeichneten sich darin auf der gegenüber liegenden Flurseite ab.
Zielsicher wandte er sich nunmehr nach links und trat an den mittleren der drei Zugänge heran. Danach ergriff er den dort außen angebrachten Griff und drückte dagegen. Das durch zwei breite Metallstreben verstärkte, unsauber zusammengefügte Holz, welches die Tür bildete,schleifte daraufhin am Boden und verursachte ein polterndes Geräusch. Dennoch öffnete es sich bereitwillig und ließ den riesenhaften Ork in den dahinterliegenden Bereich eintreten.
Der Raum, in dem er sich nunmehr befand, war deutlich weniger geräumig als die nahezu den gesamten Gebäudegrundriss ausfüllende Empfangshalle, doch war er immer noch groß und bot bei Bedarf zahlreichen Personen Platz. Auch dieses Zimmer wirkte – wie ganz Durotar – unfertig und unvollständig, doch konnte man es immerhin bereits als wohnlich bezeichnen. Auf jeden Fall erfüllte es den ihm zugedachten Zweck, als Beratungsraum zu dienen, in welchen man sich ganz und gar ungestört dem Gedankenaustausch hingeben konnte.
Ins Auge eines soeben Eingetretenen fiel sogleich die dominierende, durchgehenden Fensterfront, die sich an der dem Eingang gegenüber liegenden Wand erstreckte. Sie begann mehr als einen Schritt oberhalb des Fußbodens und reichte bis dicht unterhalb der Decke. An insgesamt vier Stellen war die weite Öffnung durch eckige Pfeiler unterbrochen, sodass auf diese Weise im Ganzen fünf verschiedene Elemente geschaffen wurden. Die Balken unterteilten das freie Feld nicht nur optisch, sondern hatten auch eine stützende Funktion und ermöglichten überdies, dass an ihnen Fensterklappen befestigt werden konnten, von denen nach Bedarf jede einzeln nach außen hin geöffnet oder verschlossen werden konnte.
Die Blenden bestanden aus an klobigen Scharnieren hängenden Verschlussbrettern, die keinen schönen, aber einen zweckmäßigen Eindruck machten. Zwei Schichten Holz waren hierzu miteinander vernagelt und auf beiden Seiten mit Eisenbeschlägen verstärkt worden. Da diese im verschlossenen Zustand einen bedeutenden Teil der Außenwand einnahmen, sollten sie offenkundig möglichst robust und wehrhaft beschaffen sein.
Gegenwärtig standen die beiden mittleren Teile der Front offen und gaben den Blick nach Osten frei, weit über die flachen, oft erst halbgedeckten Dächer der das Haupthaus säumenden, deutlich niedrigeren Bauten hinweg. Hätte nicht Dunkelheit geherrscht, so wäre die Sicht noch weitaus weitläufiger gewesen und hätte bis deutlich über die Grenzen Durotars hinaus gereicht.
Im Vergleich zu Dantar-Mar roch es an diesem Ort von draußen her angenehm frisch und lebendig. Und da es eine laue Sommernacht war, war die in die vier Wände hineinströmende Luft besonders wohltuend und belebend. Die alles durchflutende Stille wurde lediglich unterspült vom Plätschern des Meeres, dessen Küste sich bald westlich jenes Gebäudes erstreckte, sowie den dezenten Lauten, welche kleine, offenbar bestens gelaunte kleine Tiere verursachten. Folglich hätte jener Augenblick sicherlich eine vollkommen beruhigende, friedliche Atmosphäre verströmt, hätten sich in dem Raum nicht noch andere Eindrücke befunden.
Auf dem Boden lagen als Teppiche mehrere Tierfelle, an denen teilweise – so bei demjenigen eines beeindruckenden Wargen – noch die ausgestopften, drohend ihre Zähne bleckenden Köpfe vorhanden waren. An der rechts der Tür befindlichen Wand heftete lediglich eine übergroße, auf gelblichem Pergament aufgemalte Karte des nördlichen Kontinents, auf welche
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