Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
insbesondere die menschlichen Siedlungen und die für den Reiseverkehr bedeutsamen Straßen und Wege eingezeichnet waren. Die Orks hatten den Plan bei einem ihrer jüngsten Überfälle auf einzelne Höfe und Kleindörfer erlangt und mitgenommen, da sie ihn wohl für nützlich hielten.
An der ein gutes Stück entfernten, zur linken Hand des Eingetretenen vorhandenen Wand prangten hingegen zahlreiche Waffen, wie Speere, Lanzen, Schwerter, Säbel, Dolche und Bogen. Die meisten derselben schienen nicht aus orkischer Herstellung herzurühren, da sie in ihrer Art und Beschaffenheit untypisch dafür aussahen. Der Verdacht lag somit nahe, dass es sich hierbei um die Waffen von bisherigen, menschlichen Gegnern der Horde und damit – ebenso wie die Landkarte – um Trophäen handelte. Die teilweise Leere in dem Raum ließ auf jeden Fall noch genügend Platz für weitere Zeugnisse solcher Art.
Unmittelbar vor jenem linken Raumende saß, ein wenig nach rechts versetzt und damit nahe der Fensterreihe, ein Ork. Dieser sonnte sich im Schein einer wuchtigen, auf einem Beistelltisch stehenden roten Kerze, während er tief in einem mit schwarzem Leder gepolsterten, recht bequem anmutenden Sessel saß.
Der Ork hatte eine normale Größe, doch zeigte seine wenig muskulöse Statur, dass er sich wohl noch selten mit harter körperlicher Arbeit, der sein Volk üblicherweise ausgesetzt war, abgeplagt hatte. Sein tiefschwarzes Haar war zu einem langen Schopf geknotet und mit mehreren eingeflochtenen Spangen versetzt. Der silbern glänzende Stirnreif, der seinen Kopf umfasste, wies gezackte, unregelmäßige Einprägungen auf, die instinktiv Abstoßung hervorriefen. In der Mitte des Diadems prangte ein im Halbdunkel schwach schimmernder Stein, ein feurig-roter Rubin, der sicherlich einigen Wert hatte und unweigerlich als Blickfang diente.
Die Gesichtszüge des männlichen Orks ließen jemanden, der ihn nicht kannte, ein Alter von irgendwo zwischen zwanzig und dreißig Jahren vermuten. Vor allem jedoch drückten sie, im Einklang mit seinen braunen, unlesbaren Augen und den dünnen, stets zu einem Lächeln gekrümmten Lippen, große Erfahrung, Wissen und eine aus Überlegenheit resultierende Arroganz aus.
Seine Kleidung ließ weiterhin rasch erahnen, dass es sich bei ihm um einen Zerk-Gur handelte, einen Schamanen der orkischen Rasse. Er trug keinerlei Rüstung, sondern lediglich verschiedene Kleidungsteile aus Baumwolle, die überwiegend grau gehalten und sichtlich fein gewebt war. Verschiedene Stickereien waren auf ihr aufgebracht, deren Sinn – wenn sie denn einen hatten – sich einem nicht darin eingeweihten Betrachter jedoch nicht erschloss. Zusammengehalten wurde sein Gewand von einer breiten, dunklen Schärpe, in welcher an der rechten Körperseite ihres Trägers ein armlanger Stab steckte. Jenes Utensil bestand aus einem robusten, weißen Material und erinnerte aufgrund Farbe und Formung an einen Knochen. Seine Spitze enthielt ebenfalls einen Schmuckstein, nämlich einen Onyx von violetter Farbe. Aus irgendeinem Grund gelang es diesem, einen besonderen Respekt zu erwecken.
Zusätzlich trug der Ork einen dunkelgrauen Überwurf, der einige auffallend große, schwarze Zeichen als Bemalung zeigte und an seinem unteren Ende mit einer aufwändigen Quaste abschloss. Schließlich baumelte um den Hals des Schamanen eine lange Kette, die aus einer soliden schwarzen Schnur und einer Reihe von kleinen, daran aufgefädelten Schädeln bestand. Es waren Schrumpfköpfe, über deren einstigen Besitzer man nur mutmaßen konnte. Sie untermauerten den Gesamteindruck jener Person, die Abscheulichkeit spielerisch paarte mit einer gewissen Eitelkeit. Bei einem viele Jahrhunderte alten Magiekundigen von erstaunlicher Macht wie Zarr Mudah konnte jene Kombination allerdings nicht weiter überraschen.
Darrthaur hatte nun die Mitte des Raumes erreicht und war, mit dem Gesicht zu den anderen Anwesenden hin gewandt, stehengeblieben. „Die Soldaten schlafen oder sind auf dem Posten, Gebieter!“, sagte er nicht in der orkischen, sondern in der Gemeinsamen Sprache. Seine Stimme war dabei gewohnt ausdrucksstark, wirkte jedoch zugleich auch ein wenig müde nach dem langen Tag. „Morgen schon erwarten wir einen Nachschub an Kräften, sodass wir uns in den nächsten Tagen zuerst darum kümmern sollten, neue Wohnhäuser zu errichten, um alle Neuankömmlinge unterzubringen.“
Abwartend blickte er in Richtung des Individuums, das mittig vor den vielen, an der
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