Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
die hoch zu Pferd befindlichen Menschen einstellten und sie mit langen Speeren und ausreichend Geduld bedrängten.
Gerade als sich der Ring der Durotarer um die Lemurier zuzuziehen begann und sie wie in einer Schlinge zu ersticken drohte, kamen die verbündeten Fußsoldaten durch das zerstörte Tor der Tôl Womin gelaufen und drängten von Norden her gegen die gegnerische Horde vor. Auch Obron und diejenigen, die zuvor als Bogenschützen auf dem Wall eingeteilt waren, eilten nun auf den längst blutdurchtränkten Boden hinunter und kamen ihren Kameraden bei der verzweifelten Verteidigung des Reiches zu Hilfe. Die Orks aber waren stark und wild und hatten die zahlenmäßige Überlegenheit auf ihrer Seite. Als das Gefecht sich dann auf Messers Schneide bewegte und rasch nach beiden Seiten hin kippen konnte, setzte sich vom nördlichen Saum der nahen Bewaldung her, wo die Belagerer ihr Feldlager aufgeschlagen hatten, der Nachschub der Streitmacht Durotars in Bewegung. Tausende weitere der grünhäutigen Krieger marschierten in Richtung des Schlachtfeldes, und kein Zweifel konnte darüber bestehen, dass diese den Kampf zu ihren Gunsten entscheiden würden.
Dann aber geschah etwas völlig Unerwartetes, was selbst die bis dahin siegessicheren Orks in Verblüffung und Unruhe versetzte. Eine neue Macht erschien im Südosten und kündigte ihren Eintritt in die Auseinandersetzung mit dem Stoß eines Hornes an, dessen Stimme volltönend war und in einer unsagbar klaren und leuchtenden Klangfarbe über die von Wind und Regen heimgesuchten Lande hallte. Viele der Männer, die für das größte der menschlichen Königreiche Arthiliens fochten, hatten gehört von jenem ruhmreichen Instrument, auch wenn sie dessen Klang noch niemals selbst vernommen hatten. Es war Siegschall, das Horn Rhodrims, welchesTheron Goldklinge und die Seinen bliesen, ehe sie vor etwa vierhundertundsiebzig Jahren eine große, auf dem Kriegspfad befindliche orkische Horde über den Orkland-Pass zurück auf den südlichen Kontinent trieben. Auch bei den Nachfahren der einstigen Verlierer dieser Fehde schien jener Schlachtenruf keineswegs in Vergessenheit geraten zu sein, denn alle derselben zuckten in sich zusammen und benötigten einige Zeit, um die plötzliche Klammheit und Unsicherheit, die in ihre Glieder gefahren war, von sich abzuschütteln.
Dies gab den Soldaten Lemurias Gelegenheit, sich einen Vorteil zu verschaffen, und sie nutzen die Gunst der Stunde. Obron, der nach dem verschollenen Beregil älteste und erfahrenste der Heeresmeister, brach mit einem der ihm nachfolgenden Regimenter durch die Reihen der Orks, die in Richtung der Befestigungsmauer strömten, hindurch und vereinte seine Mannen schließlich mit der bislang eingeschlossenen Reiterei. Dies wirbelte die Schlachtenordnung der Angreifer durcheinander und drängte sie nach allen Richtungen auseinander. Auch blieb deren erwartete Verstärkung fern, denn diese wurden von der neu auf dem Schlachtfeld erschienenen Streitmacht in einen harten Kampf verwickelt. Zur grenzenlosen Überraschung aller der in die Auseinandersetzung Verwickelten – insbesondere aber der Belagerer – wurden die Reiter Rhodrims, die in die Kriegshandlungen eingriffen, ausgerechnet durch einen Trupp Orks unterstützt! Allein die Nennung des Namens jenes Stammes sorgte für Bestürzung bei den Bewohnern Orgards, was der Sache der Menschen sehr dienlich war. Irgendwann, als die Lemurier den Feind bereits deutlich dezimiert hatten, machte zudem die Nachricht die Kunde, dass Darrthaur, der Befehlshaber der Durotarer, gefallen war. Dies nahm den Orks den Rest ihres Mutes.
Wie zwischen Hammer und Amboss wurde die Horde hernach aufgerieben und zerschlagen, und bald erkannten diejenigen, die für die Sache Durotars stritten, dass die Schlacht nicht mehr zu gewinnen war. Denn auch von ihrem schwarz gewandeten Heeresführer und dem Schamanen an dessen Seite war nichts mehr zu sehen. So nahm ihr Schicksal seinen Lauf und sie begannen, wie Tierherden, die ob der Aussichtslosigkeit jedweden Widerstandes vor Jägern oder Raubtieren davonpreschen, ihr Heil in der Flucht vor den wütenden Klingen der Menschen zu suchen.
Als die Hufe der Pferde kaum noch Halt auf den Leichen von Freund und Feind fanden, war Falmir, der junge lemurische Heeresmeister, von seinem Pferd gesprungen und hatte sich fortan zu Fuß in das noch immer anhaltende Getümmel gemischt. Obwohl die Schlacht zu den eigenen Gunsten entschieden schien und viele der
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