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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Schmerzen nur wieder vergrößern würde?
    Arnhelms Lider flackerten, als er seinen Mut zusammennahm und sich bemühte, sie zu öffnen. Dann riss er sie plötzlich auf und wurde von einem grellen Licht geblendet. Zwischen der unbeschreiblichen Helligkeit meinte er, die verwischte Silhouette einer Person zu erblicken, die dicht neben ihm saß. Obwohl er diese nicht genau erkennen konnte, meinte er doch, sie von irgendwoher zu kennen.
    Merian ließ die Hand ihres Geliebten los und zuckte vor Schreck zurück, als sie sah, dass er mit einem Mal die Augen aufschlug und sie blinzelnd anblickte. Der Augenblick, auf den sie und mit ihr viele andere seit vier Wochen gewartet hatten, war nun Wirklichkeit geworden und hatte sie völlig unerwartet ereilt.
    „Arnhelm, bist du wirklich wieder bei mir? Kannst du mich sehen, mein Herz?“, sagte sie und ergriff seine rechte Hand, die unter der Decke hervorragte, erneut und dieses Mal mit beiden Händen. Vor Freude liefen ihr augenblicklich Tränen über die Wangen, während sie die Hand des Fürstensohnes so fest drückte, dass es schien, als wolle sie ihm mit ihrer Berührung weiteres Leben einhauchen.
    „Merian ...“, sagte er noch schwach. „Jetzt erkenne ich dich endlich, meine Angebetete! Warst du der Engel, dessen Singen ich die ganze Zeit über hörte?“
    „Ja, ich habe gesungen während den endlos langen Tagen, an denen ich an deiner Bettstatt wachte. Ich sang zu Aldu und den Engeln, auf dass sie dir mit ihrer Güte hold wären und dir die nötige Kraft geben würden, um deine schlimme Krankheit zu überstehen.“
    „Schlimme Krankheit? Was ist mit mir geschehen? Ich erinnere mich nur noch dunkel an einen Kampf. Und da war ein schwarzes Schwert, das mich ...“
    Er brach wieder ab, als wenn die Erinnerung an die Vergangenheit in seinem geschwächten Zustand noch zu viel für ihn wäre. Dann öffnete sich die Tür, und eine merkwürdige Gestalt trat herein. Es war ein alter Mann, der nicht sehr groß war und dessen langes, weißes Haar ihm bis weit über die Schultern fiel. Es sah staubig aus und hatte es offensichtlich dringend nötig, gründlich gewaschen und gekämmt zu werden. Die Augen, die über der schmalen und ein wenig zu langen Nase saßen, wirkten wach und verströmten eine große Ruhe. Sein ebenfalls lang herabfallender, schneeweißer Bart war mit vielen Silbersträhnen durchzogen und wies überdies Flecken auf, die nach blauer Tinte aussahen.
    Das Gewand des Mannes bestand aus einer Robe, die von einem zerfledderten, braunen Gürtel zusammengehalten wurde und ihm sichtlich zu lang war, da sie ein gutes Stück über seine Knöchel auf den Boden hing. Die Farbe des Leinens war wohl einstmals hellblau gewesen, doch nun wirkte sie eher grau. Das bequem anmutende Kleidungsstück war außerdem durch Flickstücke in allen möglichen Farben und Mustern ausgebessert worden. Seine Füße schließlich steckten in hellbraunen Filzpantoffeln, die verschlissen wirkten und zweifellos auch schon bessere Tage erlebt hatten.
    „Ah, Herr Arnhelm, wie ich sehe, seid Ihr endlich zur Besinnung gekommen! Ihr glaubt nicht, wie sehr ich darüber erleichtert bin, auch wenn ich niemals daran gezweifelt habe, dass Ihr es schaffen würdet, denn Euer Körper ist jung und robust, und Euer Wille zu leben ist ungebrochen und stark.“
    Fragend suchten die Blicke des Rhodrims die sanften Augen der lemurischen Prinzessin. Wer war dieser alte Kerl, und was hatte dieser hier verloren? Doch noch ehe Merian, die immer noch von der Freude über das Erwachen Arnhelms ergriffen war, zu einer Erklärung ansetzen konnte, fuhr die seltsame Person in der abgetragenen Robe fort.
    „Aber verzeiht, junger Herr, ich vergaß, mich zu erklären“, sagte der ältere, weißhaarige Mann mit einer ruhigen, ein wenig kratzigen Stimme. Seine Sprechweise wirkte außerdem bedacht und zeugte von einer antiquierten Höflichkeit, die in diesen Tagen nicht mehr häufig anzutreffen war. Offenbar war er erheblich gebildeter und gewählter in seinen Umgangsformen, alses seine durchaus schludrige Erscheinung erahnen ließ. „Man nennt mich Lotan, Lotan den Heiler genaugenommen, wenn man meine bescheidenen Künste erwähnen mag. Vorausgesetzt, man erinnert sich meiner überhaupt, denn nicht mehr viele finden heutzutage den Weg zu mir, und es sind nicht wenige, die glauben, ich hätte bereits vor langer Zeit das Zeitliche gesegnet und mich zu den Ufern unserer Ahnen begeben, auf den Weg, den wir alle gehen müssen

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