Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Pflege ihrer langen Bärte zu legen, denn diese waren auf ganz unterschiedliche, allesamt bemerkenswerte Arten geflochten, und überdies sah man viele Schmucksteine und Zierspangen darin glitzern. Die meisten die Zwergenedelleute tummelten sich gemütlich auf einer der zahlreichen, mit Samt, Seide und Satin verkleideten Sitz- oder Liegegelegenheiten und unterhielten sich in einem gedämpften Tonfall. Wenn sie dem ungleichen Paar, das sich nunmehr zwischen ihnen hindurchbewegte, Aufmerksamkeit schenkten – was vermutlich der Fall war –, dann vermochten sie dies gut zu überspielen, denn ihre Mienen und Blicke blieben ungerührt und verrieten ihr Interesse mitnichten.
„Aufgeblasene, fett gefressene und unnütz gewordene Gesellen findet man hier“, sagte Dwari zähneknirschend. „Die meisten von ihnen gehören zu Bolomburs Verwandtschaft. Denke bloß nicht, dass diese Wohlstandsfaulenzer beispielhaft für den Großteil meines Volkes stehen, denn die meisten der unsrigen schuften nach wie vor unter Tage oder stählen ihre Arme durch Schmiedeeisen und Streitaxt.“
Soeben passierten sie, auf Höhe des Alabasterbrunnens, ein großes Tor zu ihrer Rechten, vor welchem mehrere bewaffnete Posten verharrten. Braccas wusste, dass sich dahinter ein Durchgang ins Freie verbarg, denn dort befand sich das große Plateau, das sie schon vom Fuß des Blauen Berges aus gesehen hatten und das den Bewohnern Zwergenauens als Aussichtspunkt und uneinnehmbare Verteidigungsterrasse diente. Wenige Schritt weiter erblickten sie schräg gegenüber, an der linken der den Raum flankierenden Wände, den Eingang zu einem prächtig gestalteten und beinahe übermäßig ausgeleuchteten Tunnelgang. Dieser führte in die edlen Wohnbereiche der reichsten und mächtigsten Bürger des Reiches.
Nach einer Weile gelangten sie endlich an das jenseitige Ende der Großen Halle und damit gleichzeitig an das riesenhafte, gewölbte Tor, welches den Eingang zum Gemach des Königs versperrte. Zwei Zwergenwachen mit knöchellangen Kettenhemden und langen Piken standen davor, und in ihrer Gesellschaft weilte der junge Wächter, den sie als Bote vorausgeschickt hatten und der noch immer ein wenig außer Atem war. Dwari nickte ihm als Zeichen seines Dankes zu, woraufhin er dies ebenfalls mit einem Nicken quittierte und sich anschließend wieder davonmachte, froh darüber, seine Aufgabe zur Zufriedenheit erledigt zu haben.
„Ihr könnt eintreten, König Bragi erwartet Euch bereits“, sagte der eine der beiden Bewaffneten. Er ergriff einen der beiden an der Pforte verankerten Silberringe und klopfte mit diesem zwei Mal gegen den schweren Stahl. Hernach schickte er sich an, den rechten Torflügel nach innen aufzudrücken, sodass bald ein großer Spalt klaffte.
Ohne zu zaudern, schlüpfte Dwari in den Thronsaal hinein, und sein menschlicher Freund musste sich eilen, mit ihm Schritt zu halten. Die Unterredung, die über das Schicksal Rhodrims, Lemurias und ganz Arthiliens entscheiden konnte, stand ihnen nunmehr unmittelbar bevor.
„Seid gegrüßt allesamt! Wie Ihr seht, bin ich nach langer Zeit und weiter Reise wieder nach Hause zurückgekehrt! Es ist kaum zu glauben, wie wenig heutzutage an einem Jahr noch dran ist! Als kleine Überraschung habe ich meinen guten Freund Braccas aus dem Menschenreich Rhodrim mitgebracht, den alle Rotbart nennen und den Ihr bereits von seinen früheren Besuchen her kennt“, rief Dwari aus.
„Der Bote hat mir bereits darüber berichtet, und da unsere Späher Euch bei Eurem Aufstieg außerdem die meiste Zeit über verfolgt haben, ist dir die Überraschung leider genommen, mein lieber Vetter. Weitaus erstaunlicher fand ich jedoch die Kunde, dass du offensichtlich auf einem Pferd gereist bist, was ich kaum glauben konnte und mich reichlich amüsiert hat, da ich deine Abneigung gegenüber den Langnasen gut kenne. Aber setzt Euch doch zu uns, wir sind nur zu dritt, und in einer größeren Runde lebt es sich zweifellos geselliger!“, sprach Bragi daraufhin, und die beiden Eingetretenen freuten sich über die Einladung und traten näher.
Sie befanden sich in einem ausgedehnten Gewölbe, das sich trotz seiner beachtlichen Größe geradezu winzig gegenüber der Großen Halle ausnahm. Der Boden unter ihren Füßen zeigte ein farbenprächtiges Mosaik, während die Seitenschiffe an vielen Stellen mit Tüchern und Wandteppichen verhangen waren. Dort, wo der Fels nackt war und in einem glattgeschliffenen Marmor erstrahlte, verflochten
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