Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
sich eingravierte Runen und Sinnbilder als weitere Zeichen der zwergischen Meisterschaft in der Steinmetzkunst. Eckige Säulen, die mannigfaltig bearbeitet waren und in deren Kapitelle Figuren und die Köpfe von vielen Tieren und anderen Lebewesen eingemeißelt waren, stützten die nicht allzu hohe Decke.
    Im rechten, hinteren Bereich des Saales brannte in einem großen Kamin aus grauschwarzem Marmor ein helles, laut knisterndes Feuer. Rauchschwaden stiegen von dort nach oben hin auf, kletterten an der Wand empor und erreichten dicht unterhalb der Decke einen schmalen Öffnungsschlitz, durch den der dünne Qualm gemächlich abzog. Ein Fetzen des blassblauen Himmels war bei genauem Hinsehen durch den Spalt zu erschauen und verriet, dass es sich bei der Wand um eine der Außenmauern handelte.
    An der entgegengesetzten, linken Raumseite führte eine Flucht enger Stufen, die in einem Alkoven verborgen war, bis zu einer unscheinbaren Tür hinab. Diese stellte neben dem Haupttor den einzigen weiteren Ein- und Ausgang dar. Hierdurch konnte der König in einem Notfall rasch in das Berginnere und über geheime Wege und Pfade, die alleinig ihm und Dwari als seinem engsten Verwandten bekannt waren, nach außerhalb des Gebirges gelangen. Außerdem befand sich in den dortigen Katakomben die Königsgruft, in welcher die Gebeine der verstorbenen Zwergenherrscher und deren Angehörigen ruhten.
    Als spärliche Beleuchtung dienten einige in die Wände eingelassene honigfarbene Barinsteine, die ein angenehm warmes Licht verströmten, ein sechsflammiger Lüster, der von der Decke herabbaumelte, sowie vier umfangreiche eckige Stumpenkerzen, die auf der großen Tafel in der hinteren Raummitte brannten.
    Alles in allem vermochte das Gemach einen überaus feierlichen, edlen und jedwedem Herrscher angemessenen Eindruck zu vermitteln, wenn es auch nicht ansatzweise dem Prunk HêledKalûms oder den privaten Wohnräumen einiger sehr begüterter Zwerge gleichkam. Dies wareine Tatsache, über die viele der Edelleute Zwergenauens unverhohlen den Kopf schüttelten, die jedoch vom König selbst ausdrücklich geduldet wurde. Als Zwerg war Bragi durchaus kein Verächter von Reichtum und Schätzen, doch verwehrte er sich stets gegen eine übermäßige Zurschaustellung derselben und suchte stattdessen, sich seinen Untertanen als der einfache, genügsame und arbeitsfreudige Zwerg zu zeigen, welcher er im Grunde seines Herzens auch tatsächlich war.
    An dem massiven, länglichen Granittisch, der von dem Thronsitz, einer Bank und mehreren ungepolsterten Stühlen umstanden war, saßen drei Gestalten, zu denen sich die beiden Gefährten hinzugesellten. Vor dem Wandfries Borgins des Großen saß auf seinem Thron aus Malachit König Bragi in seiner stolzen und eindrucksvollen Erscheinung, während hinter ihm seine Insignien auf einem gemauerten Sockel ruhten. Zum einen war dies sein längst schon legendärer Kriegshammer, dessen Stahl so schwer war, dass kaum einer außer ihm befähigt war, ihn auch nur um ein Weniges zu bewegen. Der Schlagkopf war leicht gerundet, seine Seitenflächen wiesen verästelte Runen auf, und kleine Edelsteine und Diamanten waren als Intarsien mit seinem Griff verschmolzen. Daneben stand eine eiserne und mit Bronze beschlagene Truhe, die verschlossen war und deren Griffe aus Messing waren. Die meisten der Bewohner des Reiches wussten zwar, was sich in dem Behältnis befand, welches im Laufe der Jahrtausende von Herrscher zu Herrscher weitergereicht worden war, doch hatten sie noch niemals selbst ein Auge darauf geworfen. Es enthielt den Kriegsgürtel Zwergenauens, der mit Flammenranken versehen war und auf dessen steinerner Schnalle ein einzigartiges Kleinod angebracht war:
dibil-nâla *
, ein Tigereisen von rötlich-goldener Farbe, das dem Zwergenvolk einst von einem von Aldus Engelswesen persönlich ausgehändigt wurde und welches der Sage nach über gewaltige magische Kräfte gebot.
    Rechts neben Bragi saß in edler, geziemender Kleidung Mellwin, dem man nachsagte, dass er der älteste Bewohner Zwergenauens sei. Entsprechend war sein wallend weißer Bart, dessen Zipfel zu einem merkwürdigen Knoten geflochten war, der längste, den es im Milmondo Auron zu bewundern gab. Schließlich hieß es bei den Zwergen, dass ein langer Bart für ein langes Leben stand. Sein gelassenes, von einem unvergleichlichen Erfahrungsschatz kündendes Gebaren ließ ihn wie den König einer alten Sage erscheinen, während er andererseits, wie Braccas

Weitere Kostenlose Bücher