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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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vermochten ihre Augen erst wieder abzuwenden, als die beiden kräftig gebauten Gehilfen den mächtigen Streithammer, der neben der Schatulle seit vielen Tagen geduldig auf seinen Gebrauch wartete, aufnahmen und dem König reichten. Selbst die beiden offenkundig vor Kraft strotzenden Burschen hatten große Mühe, den überaus schwer wiegenden Gegenstand gemeinsam über eine kurze Strecke zu befördern. Bragi hingegen, dessen muskelbepackten Arme unter seinem Kettenhemd anschwollen, war es ein Leichtes, die Waffe, deren Schlagkopf wie mondbeschienenes Silber glänzte, in die Lüfte zu recken und damit als Vorbild an Kraft für sein ganzes Volk zu dienen.
    Als sich die Aufregung in der Halle endlich wieder gelegt hatte und Ruhe und Besinnung eingekehrt waren, bedeutete der König Dwari, seinem Vetter, und Braccas Rotbart, dem Menschen aus dem Reich Rhodrim, vorzutreten. Abwechselnd sollten sie den vielen Zuhörern berichten, was ihnen während der vergangenen Monate widerfahren war und was sie in den vorangegangenen Tagen schon einmal im kleineren Kreis geschildert hatten.
    So stellten sich die beiden Gefährten vor die Menge und erzählten, welches Anliegen sie gegenüber dem König vorgebracht hatten und wie dessen Vorgeschichte aussah. Sie erzählten von den Orks aus Durotar und deren beiden dunklen Anführern sowie von den Ghuls, deren Scheu vor dem Tageslicht und anderen Wesen sich zusehends in Aggressivität und Blutlust wandelte. Sie ließen auch nicht die Geschehnisse um Aurona und Radament oder um die Elben und den Vancor, soweit sie davon Bescheid wussten, unerwähnt, doch legten sie den Schwerpunkt ihrer Rede auf die Bedrohung durch die Mächte Utgorths, von welcher sie erfahren hatten. Ganzoffensichtlich lag Dirath Lum bereits längst im Bann des Feindes, und Arnhelm, der Thronerbe des Menschenreiches, befand sich in Gefangenschaft, wenn er denn überhaupt noch am Leben war. Der letzte, endgültige Angriff der Heerscharen des Bösen jedoch würde sich vermutlich erst zur Wintersonnwende vom kalten Norden her über Pír Cirven und alle anderen noch freien Teile der Welt ergießen. Und es war wahrlich töricht zu glauben, dass die gierigen, jedwede Schöpfung des Einen hassenden Augen Tuors ausgerechnet Zwergenauen auf die Dauer übersehen würden, wenn alles andere Leben bereits geendet haben würde …
    *
    Wenige Tage später waren alle Vorbereitungen für den bevorstehenden Aufbruch getroffen, und nichts stand dem Beginn des Marsches mehr im Wege. Von der flachen Ebene, in welcher sich die Armee Gâlad-Kalûms gesammelt hatte, aus betrachtet, wirkten die Berge entflammt von der morgendlichen Sonne, die wie ein gelber Ball zwischen den die Gipfel verhüllenden daunigweißen Wolken hing. Wie als Abschiedsgruß an die Krieger überschüttete eine gewaltige Farborgie die Felsen und sorgte für einigen Wehmut unter den Versammelten.
    Braccas Rotbart führte Blitzhuf, das treue Pferd, das man ihm in Obhut gegeben hatte, neben sich an den Zügeln, als er an der Spitze der Formation losstapfte. Neben ihm gingen Bragi, Dwari, Bolombur und Bloîn, deren Plattenrüstungen, Panzerhemden und knielangen Röcke aus eisernen Kettengliedern unentwegt wie in einem Takt schepperten. Die Disziplin und die Ordnung, mit welcher sich die etwa zweitausend Zwergensoldaten im Folgenden voranbewegten, waren ebenso erstaunlich wie bezeichnend für ihre Art.
    Viele Frauen, Alte, Kinder und solche Zwerge, die entweder für den Schutz des Reiches oder zur Bewältigung der unverzichtbaren Arbeitsaufgaben zurückbleiben würden, säumten die nahen Klippen und blickten den Dahinschreitenden stumm und ernstlich hinterher. Unter ihnen befand sich auch Mellwin, der altehrwürdige Zwerg mit dem ausnehmend langen Bart. Schweren Herzens hatte der König ihn, seinen engsten Berater, zurücklassen und mit den Aufgaben seines Stellvertreters betrauen müssen, denn die Mühen, die zu erwarten waren, mussten für jeden, der nicht mehr bei bester Gesundheit war, als zu enorm und zu gewagt befunden werden.
    Die ersten Tage der Reise verliefen ereignislos. Die Mehrheit der Teilnehmenden an dem Marsch hatte jene Gegend fernab des heimischen Gebirges noch niemals zuvor oder wenigstens für eine sehr lange Zeit nicht gesehen, sodass es für manch einen viel zu bestaunen hab. Man verfolgte im Großen und Ganzen den Weg, den auch Braccas und Dwari genommen hatten, um von der Ostpassage aus Zwergenauen zu erreichen. Wo die beiden seinerzeit allein reisenden

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