Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
und hohe Offiziere in seinen Thronsaal geladen, was dazu führte, dass der Platz in dem nicht übermäßig großen Raum ein wenig eng wurde. Zudem hatten sich die meisten der Anwesenden bereits in ihre dicken Harnische geworfen und trugen Streitaxt, Hammer oder Schwert an ihrer Seite. Dies mochte in Anbetracht der zu verkündenden Entscheidung wie eine Art vorauseilender Gehorsam erscheinen, gründete in Wahrheit jedoch vielmehr darauf, dass Zwerge es liebten, sich mit schwerem Eisen und Stahl zu umgeben und sie den Geruch eingefetteter, glänzender Waffen allzu lange vermisst hatten.
„Ich habe lange nachgedacht und es mir fürwahr nicht leicht gemacht“, hatte Bragi zu sprechen begonnen, während neben ihm Mellwin stand, sein betagter, gerne als weise und erfahren bezeichneter Vertrauter, dessen Meinung und Rat wohl letztendlich den Ausschlag in jener Angelegenheit gegeben hatten. „Wir haben schon zu lange gesäumt, einen regen Kontakt zu anderen Völkern wiederherzustellen, so wie es früher einmal gewesen war, und in der Zwischenzeit Reichtümer und Schätze gehortet, die unser Volk selbst in mehreren Generationen niemals wird vollständig aufbrauchen können. Nun aber, da ich alle Tatsachen, die bei meiner Entscheidung zu berücksichtigen waren, ausführlich vernommen habe, sehe ich, dass es an der Zeit ist, unseren Beistand zu leisten gegenüber denjenigen, die auf diesem Kontinent bedroht werden von Mächten, die in Bälde auch für uns zur Gefahr werden können. Niemand soll angesichts dessen verkünden, dass wir Zwerge zaudern, wenn unsere Freunde in Not sind, und niemand unserer Nachfahren soll später sagen, dass wir zu blauäugig und zu schwerfällig waren, um zu handeln, als die Zeit und die Gelegenheit noch recht dafür waren!
Es ist lange her, seitdem sich die Sonne das letzte Mal in den Schneiden unserer Waffen außerhalb des Goldenen Gebirges widerspiegelte, und die Geschichten, die man sich über unsereletzten Schlachten erzählt, sind nicht die ruhmreichsten. Gerade darum lasst uns gegenüber allen anderen Völkern und dem Einen und seinen Engeln überdies den Beweis erbringen, dass die Kirin Dor, die Nachfahren von Borgin und von vielen anderen unserer großen Ahnen, die nun allesamt auf uns herabsehen in dieser Stunde, nichts verlernt haben im Umgang mit Axt und Schild und Schwert! Ebenso sollen sie sehen, dass wir sehr wohl zu unterscheiden wissen, gegen welchen Feind wir unsere Waffen erheben sollten und wen wir hingegen als unsere Freunde bezeichnen wollen! Lasst uns, gleich was die bevorstehende Reise uns auch bringen wird, fürderhin aufmerksam nach Westen und Norden und Süden schauen und diejenige Verantwortung tragen, die uns unsere Rolle als eines der ersten und bedeutsamsten Völker Arthiliens gebietet!
Mêlca-Druîn
, der
Krieg der Gerechtigkeit,
soll nicht stattfinden ohne uns, und keiner soll in künftigen Zeiten Lieder darüber singen und dabei den Mut der Zwergenkrieger vergessen! Der Marsch der Kirin Dor soll beginnen, und sei dies die letzte unserer Taten, da der Eine will, dass wir hernach verschwinden im Dickicht der Zeit!“
Anschließend brachten zwei gestreng aussehende Diener, die ausnehmend starke Arme besaßen, einen kunstvollen Schlüssel und schlossen damit die mit Bronze beschlagene Truhe auf, die auf dem steinernen Sockel hinter dem König stand. Unter den staunenden Augen der Anwesenden, die nach dem Verhallen des Beifallssturms nun vorübergehend schwiegen, entnahmen sie dem Behältnis den Kriegsgürtel des Herrschers, das Wahrzeichen der Macht Zwergenauens. Jeder Zwerg wusste, dass jene Kostbarkeit an diesem Platz verwahrt wurde, und doch erschien sie den meisten Bürgern des Reiches wie eine Legende, da die meisten von ihnen sie noch nimmer erschaut hatten. Flammenranken, die so lebensecht wirkten, als ob sie jede Person, die ihnen zu nahe kam, auf der Stelle verzehren würden, schmückten das mit vielen Nieten beschlagene, doppellagige Leder und rahmten die Schnalle ein. Diese wiederum wurde von einem einzigartigen Kleinod geziert, nämlich von dibil-nâla, einem Tigereisen, welches einer der drei magischen Steine Aldus war. Dieses leuchtete in seinem eigenen, inneren Licht, doch nahm es gleichfalls jeden Strahl auf, der auf es fiel, und verwandelte diesen zu einem aus tausend tanzenden Funken bestehenen, goldenen Widerschein, welcher vom Glitzern der Farben des Regenbogens durchsetzt war.
Alle, die dies sahen, fühlten sich von dem Zauber angezogen und
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