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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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zuzuschreiben sein, die mit der Zeit eine immer größere Macht über sie gewannen.
    Nicht lange, nachdem die Zwerge und der menschliche Waldläufer an einem der kalten Tage, die zu zählen sie längst aufgehört hatte, zu Mittag gegessen hatten, änderte sich die Umgebung endlich. Vor ihnen wurde der Wuchs geringer und gab den Blick auf eine breite, durch häufige Beanspruchung niedergetretene Straße frei, die von Westen herkam und an dieser Stelle eine Windung nach Norden beschrieb. Jenseits dieses weitgehend flachen Landes erhoben sich einige stattliche Hänge, die rot in der Nachmittagssonne erglühten.
    Die aus Zwergenauen Ausgezogenen hatten die Ostpassage erreicht.
    Die Zuversicht in den schwer bewaffneten Kriegern wuchs um einiges an, und so beschleunigten sie ihre Schritte und ließen, nun von Dickicht unbehelligt, ein gutes Stück Weg hinter sich, bis die Dunkelheit hereinbrach. Als sich die Sonne geradewegs vor ihnen in einer raschen Bahn vom Himmel hernieder neigte, erschien ihnen das Gestirn für eine Weile wie ein rotes Feuer, das irgendwo weit entfernt in ein unerreichbares Meer eintauchte und schließlich der Welt entschwand.
    Während die Marschtage andauerten und der kalte Atem des Winters immer gegenwärtiger wurde, verringerte sich der Umfang des Mondes zusehends, bis eines Nachts schließlich der Neumond an einem nebligen Himmel schimmerte. Es gab nur wenig Licht, und die übrigen Sterne blieben verschleiert.
    Als die Zwerge und ihr rotbärtiger menschlicher Führer und Freund am darauffolgenden Tag, bald nach einem vergleichsweise mäßigen Frühstück, aufbrachen und die Ostpassage weiter nach Westen begingen, zog abermals kaltfeuchter Nebel herauf. Nördlich von ihnen erkannten sie im blassen Purpur des Morgens eine Hügelkette, von der ihnen Braccas berichtete, dass sie namenlos war und dass sich ein gutes Stück in ihrem Rücken die Waidland-Moore und der Ered Fuíl erstreckten. Der Fuß der Berge wurde von vielen Baumzeilen gesäumt, doch schon in einiger Höhe wurden diese ausgedünnt, und nur mehr verstreute Gruppen von Birken, Erlen und Ulmen waren zu erblicken, ehe sich darüber noch kahlere Hänge mit wenigen hageren Tannen anschlossen.
    Während der nächsten Tage verblieben sie entlang des Gebirges, bis sich irgendwann über den Nadelbäumen des letzten Höhenzuges scharf und grauweiß der Gipfel eines noch deutlich weiter im Westen befindlichen, enormen Berggipfels abzeichnete. Dieser war ein Teil der Ostflanke des Milmondo Mirnors, was ihnen zeigte, dass ihr verbleibender Weg nicht mehr sehr weit sein konnte.
    Noch am selben Tag begann der Wind sich stärker als zuvor zu regen. Er blies von Norden her, seufzte in den Zweigen der benachbarten Bäume und ließ die dort verbliebenen, braun gewordenen Blätter wispern. Bald darauf wurde die Luft plötzlich trüb, obgleich die Zeit des Abends noch nicht gekommen war, und eine von den Landschaft immer mehr Besitz ergreifende Dunkelheit wälzte sich über den Himmel. Blitze zuckten inmitten des enormen schattigen Gebildes und stießen irgendwo in der Umgebung nieder. Dann erreichte die Schlechtwetterfront endgültig ihre Position und fiel mit einem heftigen Donner und Regentrommeln über sie her.
    Die Krieger suchten Schutz unter der überstehenden Kuppe einer nahen Anhöhe, und von dort aus konnten sie beobachten, wie der Regen durch die lichten Kronen der Bäume wie durch ein Sieb fiel und den Untergrund binnen geringer Zeit flutete. Bald war nicht mehr zu erkennen, wo sich zuvor eine gut ausgebaute Straße und wo sich der daran angrenzende, von Bächen, Löchern, Hecken und Geröll zerfurchte Streifen Land befunden hatte. Alles verschwamm zu einem grauen Einerlei, und während der nächsten Stunden gab es keine Möglichkeit, an eine Fortsetzung der Reise zu denken.
    Als das Unwetter endlich nachließ und die Wolke über ihnen nach Norden und Osten weiterzog und ihre nasse Ladung mit sich nahm, sahen sie, dass vor ihnen die Sonne schon am Untergehen war und die ersten Fledermäuse im Schutz der natürlichen Dämmerung hervorkamen. Es dauerte nicht lange, da ging der Abend in eine schwarze Nacht über, die sie willig umfing. Zu dieser Zeit wurde wenig gesprochen unter den Angehörigen des Heeres, denn die Welt erschien so trist und leer zu sein wie noch niemals zuvor, und es gab wenig, das erquickend war und für eine auch nur geringe Aufmunterung sorgen konnte.
    „Ich habe gesagt, dass wir Zwergenauen niemals hätten verlassen

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