Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
tief hinab und mündete in einen von einer starken Strömung umspülten Strand. Etwas nach links versetzt, ragte eine grüne, an den Rändern mit kantigen Steinen übersäte Landzunge in das weite Gewässer hinaus. Die stahlgrauen Wellen, die sich an dem Kap brachen, waren angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit mit einem rötlichen Gluthauch überzogen und rollten mit ihren schäumenden Mähnen dorthin, wohin der stetige Wind sie trieb.
    Was Braccas und Dwari vor sich sahen, war der östliche Ozean, von welchem niemand zu sagen wusste, was sich jenseits seiner Fluten erstreckte.
    Sie selbst befanden sich auf einer Anhöhe, die trotz ihrer Stattlichkeit lediglich als Sattel zwischen zwei noch deutlich höheren Bergen taugte. Zu ihrer Rechten schloss sich ein Gebirgspfad an, dessen poröses, löchriges Gestein ihn für einen Wanderer nur mäßig einladend machte und der zu einer etwas tiefer liegenden, ausgedehnten Hochebene hinführte. Dort wuchsen einige weiße Blumen zwischen dürren Grashalmen, und selbst einige Bäume – Pappeln und Föhren – standen umher. Dazwischen graste eine Herde Gämsen und trotzte unbeschwert der zügigen Kälte, die an diesem Ort herrschte. Dahinter wiederum, an einem Punkt noch weiter südlich der friedlichen, auf der Weide stehenden Tiere, stürzte ein breit gefächertes Band sprudelnden Wassers unter einem großen Tosen und Sprühen über ein Gefälle aus grüngefärbtem Stein in eine tiefe Schlucht hinunter. Der untere Teil der schäumenden Kaskade wurde durch Felsvorsprünge verdeckt, doch wussten die Zwerge, dass es sich derart verhielt, dass die Fälle in ihrem weiteren Verlauf zu einem reißenden Gebirgsbach wurden, der am Fuß des Milmondo Aurons zunächst ein steiniges Tal durchpflügte und anschließend seine Arme um steile Ufer schlang, um sich von dort aus mit dem Meer zu vereinen.
    „Diese Stelle nennt unser Volk
melda-nabûl
, den
Blick in die Wolken
, und ich dachte, ich sollte sie dir nicht vorenthalten“, sagte Dwari. „Wie du siehst, sind die Küsten auf der rückwärtigen Seite des Gebirges steiniger und schroffer als die sandigen Buchten des Onda Marëns, das an Lemuria und den Westen des Kontinents angrenzt. Alles ist an diesem Ort so, wie es das Herz eines Zwerges begehrt. Du musst wissen, dass unsere Vorfahren einst sogar überlegten, an jener östlichen Gebirgsflanke, die den meisten Wesen Arthiliens zeitlebens verborgen bleibt, sichtbare Zeichen unserer Herrschaft zu errichten und prächtige Türme und Terrassen auf ihren Hängen zu erbauen. Jedoch entschied man sich schließlich dagegen und bemühte sich stattdessen, unsere unterirdischen Hallen und Minen zu erweitern, sodass von außerhalb weiterhin nichts auf die Gegenwart meines Volkes hinweist.“
    „Es ist das erste Mal, dass ich den östlichen Ozean vor meinem Angesicht sehe, und ich muss zugeben, dass ich solch einen einzigartigen Anblick nicht erwartet hatte. Die lange Reise und die Wanderung durch das Gebirge haben sich wahrlich bezahlt gemacht.“
    Sie überlegten zunächst, ob sie sich über den Klippenweg bis zu der Hochweide hin aufmachen sollten. Schließlich aber kamen sie überein, an dem Platz, an welchem sie sich gerade aufhielten, zu verweilen und nichts anderes zu tun, als das reichhaltige, sich ihnen darbietenden Panorama zu genießen. So saßen sie da, ohne viele Worte zu gebrauchen, während die Stunden verrannen und die untergehende Sonne im Westen, fernab von ihnen, in Wolken versank. Grüner Meeresdunst zerstob zu leuchtendem Nebel, und die gischtende, rollende Brandung tief unter ihnen entzog sich immer mehr ihren umherschweifenden, faszinierten Blicken.
    Die Nacht kam rasch, und Mondschein überzog das felsige Land mit einem weißen Licht. Die sternenbeschienene Umgebung wurde völlig beherrscht von den unzähligen Felsen, von denen viele hell schimmerten, sowie den in Schwarz getauchten Fluten, deren Plätschern wie ein regelmäßiges Atmen bis zu dem hohen Standort der beiden Gefährten reichte.
    „Es sieht so aus, als würden wir hier die Nacht verbringen“, sagte Braccas irgendwann. „Immerhin haben wir gut schützende Kleider mit uns, doch wundert es mich schon, dass du dir ein gutes Abendmahl im Blauen Bart entgehen lässt.“
    „Du scheinst uns Zwerge auch nach deinen wiederholten Besuchen in unserer Heimat noch immer nicht gut genug zu kennen, Braccas Rotbart“, sagte Dwari und kramte aus seinem umfangreichen Rucksack, den er den ganzen Weg über geschultert

Weitere Kostenlose Bücher