Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
deutlich gesehen zu werden.
„Seht mich an, und erkennt, wer es war, der das große Volk Zwergenauens aus dem Milmondo Auron an diesen Ort geführt hat, denn kein geringerer als Braccas Rotbart steht nunmehr vor Eurem Angesicht, Ihr Krieger Rhodrims! Niemand, der mich kennt, sollte daran zweifeln, dass ich zu jeder Zeit meines Lebens einer der treuesten Diener der Fürstin und Arnhelms, des Thronerben, war; und ebenso gewiss ist, dass diejenigen, die ich mit mir brachte, als Freunde kommen, um uns Menschen beizustehen in der Not!“
Der rotbärtige Haudegen sah forschend in die Gesichter der zumeist berittenen Soldaten, die ihm von dem menschlichen Heer am nächsten waren, und er fand große Verwirrtheit und Zweifel darin. Dann erblickte er Ulmer, den Heeresmeister, der in der schweren Zeit, welche der Niederlage gegen Durotar nachgefolgt war, einen solch großen Mut offenbart und zu einem der wichtigsten Garanten des Sieges bei der Verteidigung Lemurias geworden war. Sein einstiger Stolz jedoch schien Geschichte zu sein, denn nunmehr zeichneten seine eingesunkenen Schultern, sein nach unten gewandtes Gesicht und seine halb geschlossenen Lider einen Mann, der gebrochen war oder den man zumindest seiner inneren Überzeugung und Entschlusskraft beraubt hatte.
„Ulmer!“, fuhr Braccas fort. „Wie kann es sein, dass ich einen der großartigsten Offiziere des Reiches vor mir sehe und doch nur einen von vielen Menschen in ihm erkenne, denen es an Beherztheit mangelt, für das Wohl seines Volkes einzustehen? Und wie kommt Ihr dazu, diejenigen, die Euch aus freien Stücken ihr Schwert reichen wollen zu einem Bund, mit Schimpf und Hohn zu empfangen? Ist es soweit schon gekommen, dass Ihr das Offensichtliche verkennt?
Eine schreckliche Gefahr schwebt über diesem herrlichen Land, und ihr Ursprung wohnt in Dirath Lum zu dieser Stunde, sodass wir uns gemeinsam dorthin begeben und nach der Wahrheit suchen müssen! Was gibt es für eine andere Wahl, wollen wir diese Felder auch noch unseren Nachkommen in Freiheit vermachen? Daher gebraucht Euren Verstand, und sagt mir, dass Ihr die einzige Hoffnung, die wir haben, zurück nach Hause schicken oder gar mit Kampf bedrohen wollt! Ist nicht genügend Blut geflossen, seitdem die beiden verhängnisvollen Schwerter wieder aufgetaucht sind in der Welt und die bisherige Ordnung verkehrt wurde?“
„Ein netter Versuch, Eure Haut zu retten, alter Mann, doch Eure große Zeit ist um, und niemand legt weiterhin Wert darauf, Eure Lügen und Eure Selbstsucht noch länger zu ertragen! Ihr habt Euer Leben verwirkt, als Ihr Euch in Luth Golein der Obrigkeit widersetzt und Euch mit Dieben und Piraten gleichgestellt habt! Die Fürstin wird froh sein über die Nachricht Eures Todes und rasch vergessen, dass sie einem Halunken wie Euch jemals Glauben und Vertrauen schenkte!“ Boldred lachte höhnisch. „Aber damit sei genug der langen Rede! Ihr Zwerge habt Zeit, bis die Sonne über dem Wächtergebirge steht, um ohne Verzögerung nach Osten abzuziehen und uns außerdem Euren rotbärtigen Helfershelfer zu übergeben! Wenn dies geschehen ist, will ich im Namen des Reiches Milde walten lassen und über eine gerechte Strafe hinwegsehen!“
Eine scheinbar unendlich lange Zeit der Stille setzte ein. Selbst der Atem der Anwesenden schien in der eisigen Anspannung jenes frühwinterlichen Tages zu bitterem Frost zu gefrieren.
„Ich war es, der Braccas und Dwari, seinen zwergischen Freund, in Luth Golein aus der Gefangenschaft befreite!“, rief ein einzelner Soldat auf Seiten der Rhodrim plötzlich aus. Die Worte gerieten, trotzdem sie klar gesprochen und nicht lauthals geschrieen waren, wie ein tosender Lärm, der jedermann aus seinen Gedanken aufschreckte. Ohne innezuhalten jedoch trabte Rigon, der flinke und gelenke Reiter, auf seinem roten Pferd, welches eine Schwester von Blitzhuf war, nach vorne und wandte sich dann zu seinen Kameraden um. „Und ich tat es aus gutem Grund, denn diese beiden sind Ehrenleute und wurden, trotzdem sie all ihre Kräfte gaben, um dies Land zu schützen, zu Unrecht verfolgt, wie viele unter uns schon längst vermuten, doch sich nicht zu sagen getrauen! Und Braccas hat Recht, wenn er eine Warnung vor dem Untergang Rhodrims ausspricht, denn es sind Dinge geschehen, die nicht anders zu erklären sind, als dass sich ein Feind, der vorläufig noch unsichtbar ist, des Willens unserer Herrscherin bemächtigt hat und Befehle gibt, die uns einfachen Bürgern nur Schaden und
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