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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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eines mitleidlosen und kalt berechnenden Feindes gefallen war.

Zweites Kapitel: Die Belagerung von Dirath Lum
    Die Menschen und Zwerge, die sich in den Weiten Rhodrims zu einer gemeinsamen Streitmacht vereinigt hatten, hielten auf das Gebirge zu, welches im letzten Schein des schwindenden Tages rot schimmerte. Schließlich versank die Sonne endgültig hinter dem dunklen Bergrücken vor ihnen, und eine graue Dämmerung brach herein.
    Die Krieger schickten sich im Schutz der südöstlichsten Pfeiler des gewaltigen Milmondo Mirnors zu einer letzten Rast an, ehe sie sich am nächsten Morgen in die Fürstenklamm zu begeben und sich ihrem Schicksal zu stellen trachteten. Als sie sich an ihrer Lagerstelle niederließen, begrüßte sie das Tosen eines Sturzbaches, dessen Wassermassen unweit nördlich von ihnen zunächst über mehrere Gesteinsstufen brausten und schließlich das letzte Stück geradewegs in die Tiefe stürzten.
    Die Bewohner Gâlad-Kalûms setzten sich ein wenig abseits der Einheimischen, die noch für eine Zeitlang ihre Pferde umsorgten, und betrachten mit großem Verzücken den groben Fels,den ihre Vorfahren dereinst bewohnt hatten. Einige von ihnen zog es zu dem Wasserfall, von dessen Gischt sie sich den Staub von Kleidung und Harnisch waschen ließen. Andere von ihnen wurden nicht müde, Vergleiche mit dem Milmondo Auron anzustellen, doch hätte es, um dergleichen zu überprüfen, zweifellos einer längeren Verweildauer im Innern des größten aller bekannten Gebirge bedurft.
    Nach der Abendmahlzeit verharrten die Rastenden weitgehend schweigend im Schutz des Steilhangs und suchten dem Wind zu trotzen, der an diesem Ort noch kälter und rauer als auf ihrem bisherigen Weg zu sein schien. Das dumpfe Pfeifen von Luft, die zwischen steinernen Mauern eingefangen war und wie durch verstopfte Nasenhöhlen wimmerte und röchelte, stellte fortan ihre einzige Unterhaltung dar. Ansonsten war die Umgebung leer und karg und wenig erfreulich, und das einzig bemerkenswerte stellten einige kleine Pflanzen dar, die in der Nähe aus dem Fels keimten und deren Blätter sich allmählich öffneten, so als ob der Winter bereits dem Frühling gewichen wäre.
    Plötzlich wühlte rascher Flügelschlag die Stille auf. Ein kleiner Schwarm von etwa zehn ausgesucht großen Kolkraben flog, den letzten Lichtstrahlen des Abends folgend, von einem hohen Berg herab und ließ sich in wenigen Schritt Höhe auf einem Felsvorsprung nieder. Diesen Platz hatten sie wohl mit Bedacht so gewählt, dass sie Bragi und dessen Vertrauten möglichst nah gerieten und alle Zwerge sie erschauen konnten.
    „Wie ich erfahren habe, bist du Bragi, den man Stahlhammer nennt, der König des Reiches der Zwerge im Innern des Goldenen Gebirges“, sprach eines der gefiederten Tiere.
    Der Vogel gebrauchte dabei eine krächzende, kehlige, aber gleichfalls auch gemächliche und gut verständliche Stimme. Er war der mit Abstand größte seiner Art, den alle Anwesenden jemals in ihrem Leben gesehen hatten, und er war so altersgrau und stolz in seiner Haltung und Statur, dass man unweigerlich Respekt gegenüber ihm aufbringen musste. Hätte ein Mensch, der etwa in einer der Metropolen Lemurias aufgewachsen war, einen solchen Auftritt wohl zunächst für einen durchdachten Scherz gehalten, so wussten die Zwerge sehr wohl, dass es seit jeher kluge Vögel gab, die zu sprechen verstanden und die in ihrer Weisheit den meisten anderen Geschöpfen überlegen waren. Die Drosseln, mit denen Dwari sich vor seiner Rückkehr nach Zwergenauen verständigt hatte, gaben nur ein Beispiel hierfür.
    „Da wir uns nicht kennen und uns noch niemals begegnet sind, sollst du wenigstens wissen, dass mir Borgin, dein Ahn, bestens bekannt war und wir sehr häufig freundschaftliche Unterredungen miteinander führten“, fuhr der Rabe fort. „Ich bin Hugrin, der älteste meines Schwarmes, und ich habe mehr Winter im Wächtergebirge erlebt, als ich zu zählen vermag.“
    Viele der Angehörigen des Zwergenheeres und insbesondere die Menschen, die jene Begegnung aus einiger Entfernung mitverfolgten, verharrten wie angewurzelt vor Erstaunen oder aber scharrten, ängstlichen Pferden nicht unähnlich, nervös mit den Stiefeln in der Erde, so als befürchteten sie in Bälde einen weiteren, noch größeren Zauber, dem sie nicht gewachsen sein würden. Bragi aber, der König des Reiches Gâlad-Kalûm, erhob sich, verneigte sich zur allgemeinen Überraschung und erbot dem stattlichen, schwarzgefiederten

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