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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Volk und all unsere Verbündeten mit Freude folgen wollen dorthin, wo das Ende sie erwartet, dann ist diese Aufgabe dir und keines anderen, Arnhelm, mein Herz.“
    Der Fürstensohn ergriff die weißen, zarten Hände der lemurischen Prinzessin, betrachtete ihr Antlitz und erkannte erfreut, dass ihre weichen Lippen ein Lächeln zeichneten. Gleichwohl entging ihm nicht, dass ihre Augen Seen waren, in denen Kummer schwamm, und dass bleiche Tränen heiße Furchen in ihre Wangen gebrannt hatten.
    Dann endlich ließ sie los, gab ihre aufrechte Haltung auf und schmiegte sich an die Brust ihres Geliebten, über dessen spätes Kommen sie so unsagbar dankbar war, dass sie dies am liebsten allen Engeln Aldus zugleich zugerufen hätte.
    Während er Merian für eine Weile in seinen Armen hielt, blickte Arnhelm unwillkürlich durch das hohe Fenster, dessen er sich gegenüber sah, nach Westen, wo in nicht allzu weiter Entfernung das ewige Onda Marën gegen seine Ufer rollte. Mit scharfen Augen konnte man dort schreiende Möwen ausmachen, welche die dahinsegelnden flaumig-weißen Wolken mit ihren Flügeln wie mit scharfen Messerklingen zu scheren schienen. Darüber stand eine kupferfarbene Spätmittagssonne über dem Meer. In der näheren Umgebung des Wolkenturmes hingegen war von jener hohen Warte aus das alltägliche Leben der großen Stadt zu verfolgen, das sich in trägen, vielspurigen Bahnen durch die verschneiten Wege, Straßen und Plätze drängte. Ein Wind, der von Nordwesten blies, schüttelte derweil Schneeflocken von den Blättern der ordentlich angepflanzten Bäume des Luth Cirvens und rührte die stillen und kalten Wasser dessen Brunnen, sofern diese noch nicht von einer Eisdecke versiegelt waren.
    „Schach und Matt! Herrje, jetzt hab’ ich doch schon wieder gegen mich selbst verloren!“, sagte plötzlich eine Stimme, die Arnhelm nicht unbekannt war.
    Ganz im rechten Teil des Raumes saß Lotan der Heiler über ein Schachbrett gebeugt. Auf dem Tisch befanden sich zudem eine große Teekanne aus Ton und eine Kerze aus braunem Wachs,die jedoch nicht entzündet war. Zwischen jenen Gegenständen war der alte Mann mit dem langen, schlohweißen Haar- und Bartwuchs die ganze Zeit über nicht aufgefallen, zumal die Ecke verdunkelt war und er sich durch keine Laute verraten hatte. Hinter ihm gähnte ein breiter Erker, auf den eine Tür hinausführte, die nicht ganz geschlossen war und einen deutlich wahrnehmbaren Schwall kühler Luft in das Rauminnere ließ. Wie man auf diese Weise in östlicher Himmelsrichtung sehen konnte, lagen weit jenseits von Stadt und Land die riesenhaften Gipfel des Wächtergebirges kaltglänzend unter den Strahlen der nördlichen Sonne.
    Arnhelm fühlte auf jeden Fall sogleich ein wohliges Gefühl in sich aufsteigen, als er den Zauberer, der ihn vor kurzem noch gesund gepflegt hatte, gewahrte, denn dieser vermittelte ihm auf eine unbeschreibliche Weise sowohl Hoffnung und Sicherheit als auch schlicht und ergreifend gute Laune.
    „Ihr solltet bei Gelegenheit gegen unseren Braccas spielen, Meister Lotan, denn er war als der findigste Schachspieler am Hof meiner Mutter bekannt. Und damit es bei Euch beiden an Einsatz nicht mangelt, sollte der Verlierer sich erbieten, seinen Bart für eine Weile zu stutzen“, sagte der Rhodrim, der erheitert schmunzeln musste, als er sah, dass Lotans Bart noch immer ähnlich viele Tintenflecken aufwies wie bei seinem Aufenthalt in dessen Hütte.
    „Aber, aber, einen alten Mann, der ich nun einmal bin, bei dieser Kälte um seinen Bart zu bringen – das könnte Euch so passen! Aber immerhin macht Spielen hungrig, und das Frühstück liegt schon seit längerem zurück. Demnach schlage ich vor, dass ich mich in mein Gemach zurückziehe und Euch einstweilen allein lasse. Nach dem Nachmittagstee sollten wir dann ausreichend gestärkt sein und uns wieder hier versammeln“, sprach die in eine zu lange, an den Ecken ausgefranste und zu einem blassen Grau verwaschene Robe gehüllte Gestalt und sprang von ihrem Sitz auf. „Vielleicht hättet Ihr noch die Güte, nach einem der Diener zu läuten, Prinzessin, denn ohne einen solchen werde ich Gefahr laufen, mich in diesem Turm, dessen Konstruktion für mich immer ein Rätsel bleiben wird, zu verirren, wie ich zu meiner Schande gestehen muss.“
    „Chamod wird es Freude bereiten, Euch zu Diensten zu sein“, sagte Merian. Danach ging sie zu einer roten Kordel, in die Goldfäden eingewoben waren, und läutete damit eine Glocke, die

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