Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
schwindelnden Höhe, froren wohl, doch waren sie wie gewohnt zahlreich und zeigten, dass die Wachsamkeit der stark befestigten Stadt auch nach dem Dahinscheiden des Königs nicht gelitten hatte.
    Als er die Königsstraße zur Hälfte durchreist und den Luth Cirven erreicht hatte, hatte goldgelber Sonnenschein die Umgebung noch immer fest im Griff. Beinahe war es, als ob die Dunkelheit der äußeren Welt aus
der Himmelsblauen
, wie man die immense Siedlung im Nordwesten Lemurias gerne bezeichnete, ausgesperrt sei.
    Schließlich begrüßte Chamod, der langjährige Haushofmeister und persönliche Diener Kherons, den weitgereisten Gast persönlich an der Pforte des Wolkenturms. Auch wenn die Stunde zweifelsohne keine freudige für ihn und seine Haltung von der Last des jüngsten Unbills niedergedrückt war, lächelte er leicht in seiner gewohnt pflichtbewussten, freundlichen Art, als er den Sohn Imalras erschaute. Danach ging er voran über die aus erlesenem, türkisfarbenem Marmor gefertigte Wendeltreppe und erwies sich in einer, angesichts seines auch schon fortgeschrittenen Alters, blendenden Verfassung. Er führte den Mann, der ihm nachfolgte, in ein höheres Geschoss bis an eine Tür, die dieser noch niemals durchschritten hatte. Als die Pforte geöffnet wurde, sah Arnhelm, dass sich dahinter ein ausgedehntes Gemach verbarg, welches sich, ähnlich wie der Thronsaal, der sich unmittelbar darüber befand, über die gesamte Breite und Höhe des Stockwerks ausdehnte. Zahlreiche Fenster und Erker sorgten für eine beträchtliche, hineinflutende Helligkeit und verrieten den ursprünglichen Zweck jener Räumlichkeit. Einstmals hatte es sich dabei nämlich um eine der bevorzugten Beobachtungswarte gehandelt, zu denen das einfache Volk zur damaligen Zeit freien Zutritt besaß. Erst von Oron dem Alten war er in einen Ratsund Versammlungssaal umgewidmet worden, und bisweilen gebrauchte man ihn seither als Stätte größerer Empfänge und Bankette.
    „Ich habe diesen Raum als denjenigen Ort gewählt, an welchem wir bis zum Ende des Krieges, in dem wir uns befinden, Rat halten und unsere Entscheidungen treffen wollen. Auch wäre der Thronsaal zu diesem Zweck in Frage gekommen, doch ist noch immer zuviel von der Trübseligkeit, die meinen Vater bis zu seinem Tod niederbeugte, zwischen dessen Wänden eingefangen, sodass ich mich unwohl fühle, wenn ich ihn auch nur betrete“, sprach die in ein dunkelblaues Gewand gehüllte, schwarzhaarige Frau, die, einem seltenen, unnahbaren Nachtfalter gleich, vor einem der mittleren Fenster stand und den Eingetretenen ansah.
    „Merian ...“, war alles, was Arnhelm in den nächsten Augenblicken zu erwidern vermochte. Langsam durchschritt er im Folgenden den Saal, der mit wenigen Tischen, Kommoden und Stühlen möbliert und nur spärlich dekoriert war, aber dennoch freundlich wirkte. „Unser Wiedersehen könnte kaum unter einem Stern stehen, der noch weniger erfreulich ist, denn nicht nur hast du deinen Vater und Lemuria seinen König verloren, auch meine Mutter wurde jüngst getötet durch den Speer eines mörderischen Ghuls. Nichts ist mehr so, wie es noch ein Jahr zuvor gewesen war, unsere Länder haben viel Leid erfahren und viel von ihrem Glauben und ihrem Mut eingebüßt. Und nun, da der Winter so unerbittlich tobt, steht uns das Schlimmste erst noch bevor. Arthilien steht am Rande des Abgrunds, und es scheint, dass unsere Zeit verrinnt. Dennoch betrübt es mich mehr als vieles andere, dich in Fesseln der Trauer zu sehen wie eine Blume, die der Frost allmählich erfriert.
    Noch ist nicht die letzte Entscheidung in jener Auseinandersetzung gefallen, noch stehen die Mauern Pír Cirvens und schenken uns und allen anderen friedfertigen Völkern Zuversicht. Und auch wenn diese letztendlich versiegen und zu Scherben zerfallen sollte, sollten wir ein wenig Trost darin finden, dass wir uns bis dahin wenigstens den Anschein von Hoffnung und Unbeschwertheit bewahren und uns erinnern an fröhlichere Tage, die einst waren, oder uns freuen auf glücklichere Tage, die vielleicht einmal Wirklichkeit werden können.“
    „Allein dein Hiersein spendet mir mehr Trost als die Waffen aller Soldaten, die nunmehr so plötzlich unter meinem Befehl stehen, dies gemeinsam vermögen. Außerdem verraten mir deine Worte, dass all das, was man dir in der jüngsten Zeit zu erdulden auftrug, dich in keiner Weise gebrochen, sondern dich in deiner Verantwortung nur bestärkt hat. Wenn es einen Mann gibt, dem unser

Weitere Kostenlose Bücher