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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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dem Untergrund lange und dünne Schatten warfen. Tatsächlich schien die meiste Zeit des Tages von irgendwoher eine Art gespenstischer Rauch aufzusteigen und die Sonnenscheibe zu verdunkeln. Die Welt der Menschen, die seit beinahe fünfhundert Jahren so stolz und überlegen über den Westen Arthiliens herrschte, erschien mit einem Male nur noch brüchig, schwach und verwundbar zu sein.
    Der vorletzte Tag, ehe Arnhelm die geraden Linien der wieder instand gesetzten Tôl Womin erblicken konnte, erwies sich als besonders ungemütlich. Am frühen Morgen hatte er einen Hohlweg zwischen zwei Anhöhen passiert, die von der im Osten stehenden Sonne so rot schimmerten, dass sie die Farbe von Blut angenommen hatten oder aber den Eindruck erweckten, dass die Erde unter der lückenlosen Schneedecke in Brand gesteckt war. Noch vor dem Mittag, als er sich wieder in offener Umgebung befand, traten anschließend Eisregenschauer und schneidende Sturmböen auf und kamen und gingen ohne jede Vorankündigung und wie es ihnen beliebte. Bis spät in die Nacht hinein hielt das Unwetter an und hätte den Reisenden, dessen Pferd sich zeitweise kaum noch voranzubewegen vermochte, am Erreichen seines Ziels sehr zweifeln lassen, wäre sein Wille nicht von einer solch unbeugsamen Natur gewesen.
    Auch in Lemuria war das Leben aufgrund des frühen und harten Winters nahezu zum Stillstand gekommen, sodass Arnhelm auf seinem Weg nach Norden nur wenige andere Reiter, Wanderer und Reisende, die mit Fuhrwerken unterwegs waren, begegneten. Die Stunden, an denen Helligkeit herrschte, waren schnell gezählt, das wenige Licht, das die ferne Sonne spendete, war kraftlos und trüb, und die klamme Kälte hielt den ganzen Tag unvermindert an. Allenfalls stellte er fortan fest, dass die Heftigkeit des Wetters nicht noch weiter zunahm und von nun an gleich blieb.
    Den letzten Abend, ehe er Pír Cirven erreichen sollte, verbrachte der rhodrimische Fürstensohn in einem kleinen Dorf zwischen Fallura und der Hauptstadt des Königreiches. Früh kroch das letzte Tageslicht über den Horizont, und schon bald darauf erschienen die ersten bleichen Sterne wie kleine weiße Löcher am Himmelszelt. Als einige Zeit später der Mond im Westen in dicken Wolken verschwand und sich in dieser Nacht nicht mehr sehen ließ, lag Arnhelm noch immer wach und dachte an die Begegnung mit der Prinzessin, die ihm bevorstand. Längst hatte er mittlerweile erfahren, dass Kheron getötet worden und seine Geliebte damit ebenso unerwartet wie ungewollt zur höchsten Würdenträgerin des Reiches geworden war, da ihre Mutter, um deren Verfassung man sich ebenfalls sorgen musste, für die Wahrnehmung der Staatsgeschäfte nicht in Frage kam. Er hatte kaum glauben können, als er hörte, dass Obron, der hohe Offizier,der für Engstirnigkeit, Ehrgeiz und vor allem seine Gesetzestreue berüchtigt war, zum Mörder geworden war. Dies offenbarte auf erschütternde Weise, wie weit der Arm Utgorths schon reichte.
    Mindestens ebenso sehr getroffen hatte ihn des Weiteren die Kunde über den Untergang Engat Lums, der die Stärke der feindlichen Streitkräfte erstmals vermuten ließ. Zahlreiche Menschen waren jenem Überfall der Ghuls und Crefilim zum Opfer gefallen, und auch Sanae, seine Gefährtin bei der Suche nach dem Goldenen Schwert, zählte zu den Vermissten. Nach dem, was man sich erzählte und das vornehmlich auf Amfred, den nach Lemuria geflüchteten Neffen des toten Benelots, zurückzuführen war, hatte niemand anderes als der Schwarze Gebieter und sein schurkischer Kumpan, der orkische Hexer Zarr Mudah, die schwarzen Kreaturen angeführt. Auch dafür, ebenso wie für den Tod seiner Mutter, würde er seinen Großvater, der von den Pfaden des Guten abgefallen war, zur Rechenschaft ziehen!
    Kühler Wind ließ die Blätter der mager wirkenden Bäume wispern, als Arnhelm und Windspiel sich dem Eingang zur größten Stadt Arthiliens näherten. Der Morgennebel war Regen gewichen, der zwar nicht mehr als ein feines Nieseln war, jedoch genüge, um den zum großen Portal empor führenden Steilweg glitschig werden zu lassen. Ansonsten dämmerte der Morgen überraschend hell und schön, und die Luft war rein und klar an dem vom gefallenen Wasser reingewaschenen Himmel.
    Während der Rhodrim den Ring zwischen den beiden unsagbar hohen Wällen in gesetztem Tempo beschritt, wanderte sein Blick die Mauerkronen entlang, die von Schnee überschüttet waren. Die Wächter, kleine bläuliche Punkte in der

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