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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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folglich eine Steigung empor, die sie schnellen Schrittes nahmen und auf deren Kamm sie nichts weiter fanden als ein paar knorrige und verkrüppelte Bäume, größtenteils Birken und Tannen. Diese waren abgestorben und dürr, von erbarmungslosen Winden bis aufs Mark zerfressen. Hernach fiel das Land wieder ab bis in eine sehr tiefe, karge Ebene, die von verwittertem Fels, einigen steinernen Senken und gefährlich tiefen, grabenartigen Rinnen geprägt war. Dort erkannten sie nach langer Zeit wieder eine Art befestigten Pfad, auf dem Spuren von Tieren und Wanderern zu sehen waren. Der Weg kreuzte ihre bisherige Marschroute, und sie folgten ihm und bogen nach links ab, da Braccas Rotbart sich sicher zeigte, dass sie auf diese Weise ihr Ziel in nicht allzu ferner Zeit erreicht haben würden. Wie der Mensch anmerkte, war dies ein alter elbischer Pfad, der denjenigen, der ihn gebrauchte, entweder nach Norden zurElbenspitze oder aber nach Süden zur Ostpassage und damit zu den Leuchthainen geleiten würde.
    Vom Fuß des mittlerweile ein gutes Stück links von ihnen befindlichen großen Gebirges aus schlängelte sich eine neuerliche Nebelzunge über ihren Marschweg. Gleichzeitig ging die Sonne unter und sorgte dafür, dass sich der rauchige Dunst, der über dem Gelände ringsum wogte, in einer tieferen Dunkelheit verlor, die auf raschen Schwingen herbeieilte.
    Mit einem Mal, als die Angehörigen des zwergischen Heeres gerade dabei waren, einen Platz für ihre Nachtruhe auszukundschaften, sahen sie hinter einer Kuppe Bäume vor sich auftauchen und den Pfad überwölben. Es waren Stechpalmen, die von manchen Völkern auch Hulstbäume genannt wurden und mit ihren schwarzgrauen Borken und ihren mit Stachelzähnen bewehrten Blättern im leise heulenden Wind wie grausige Nebelgespenster wirkten. Da das heraufgezogene Nachtgestirn gerade mit einem weißen Feuer leuchtete und sie einigermaßen sehen ließ, gingen sie noch weiter und schauten sich neugierig um. Der ihnen unbekannte Wald erwies sich als licht und nicht sehr groß, und in seinem nördlichen Teil zeichneten sich die Umrisse vieler umgestürzter Bäume ab, dunkle Rechtecke, die man in dem träge wogenden Nebel mehr ahnen denn sehen konnte.
    Im Schein der Fackeln und der Laternen der Krieger, die einen gezackten Korridor aus Licht warfen, wurde als nächstes eine Rodung sichtbar, deren Anblick alle Anwesenden augenblicklich erstarren ließ. Es schien, dass eine Horde böser, gespenstischer Unholde auf der Lichtung umherwanderte und sie erwartete, denn sie sahen in dem herrschenden Dunst zunächst nur unkenntliche Traumgebilde, so düster und unheimlich wie Sarkophage auf einem Friedhof. Erst bei genauerem Hinsehen erkannten sie, dass es sich bei den vermeintlichen Wächtern um enorme, aufrecht stehende Steinquader handelte, die tief in der Erde verankert waren und eine kreisförmige Anordnung bildeten. Manche derselben ragten einsam und allein in die Höhe, während andere sich – vielleicht aus Absicht, vielleicht aus Zufall – wie zu Dreiecken aneinander lehnten. Wieder andere hingegen bildeten gar mächtige Torpfosten, denn in diesen Fällen wurde ein dritter Steinpflock von zwei weiteren getragen und ahmte auf diese Weise einen massiven Türsturz nach. Die meisten der insgesamt sechsunddreißig steinernen Objekte ruhten indes mit dem Großteil ihrer Fläche im frostigen Sand, denn sie waren umgestürzt im Laufe der Zeit, und auch die übrigen zeigten unübersehbare Zeichen von Moder, Flechten und Verfall.
    „Es besteht kein Zweifel darüber, wo wir uns hier befinden“, sagte Braccas Rotbart mit einer so gesetzten Stimme zu seinen Begleitern, als wolle er die Ruhe der Toten nicht stören oder fürchte gar, irgendein schlafendes Übel zu erzürnen. „Dies hier ist
Minoshad Nalën *
oder schlicht
Had Nalën
oder auch
Nalënor
, und der Wald, den wir durchwanderten, ist der geheimnisvolle
Halith Fuíl
, der Hulstwald! Die Nalën waren ein uraltes Volk, das angeblich den Elben sehr ähnlich war, wenn sie auch etwas geringer in ihrer Größe und kräftiger in ihrer Statur waren. Es heißt, dass sie sowohl zwischen den Bäumen des nahen Waldes als auch in steinernen Höhlen und Bauten bei den nahen Bergen lebten und sich gegenüber allen anderen Geschöpfen sehr scheu verhielten, sodass sie nur selten gesehen wurden. Da sie und ihr Wohnort außerdem als unheimlich verschrieen waren, wurde dieser allgemein gemieden, was ihre Einsamkeit und die vielen Mythen,

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