Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
Gegner sich tatsächlich untereinander befehden und ihnen damit nur umso mehr in die Karten spielen!
    Und was deinen Einwand bezüglich des Ered Fuíls anbelangt, so besteht mein Ratschlag ohnehin darin, dass unser Heer den Hain verlassen und den Angreifern auf freiem Felde begegnen soll. Zwar würden die alten Bäume mit ihrer Stärke und ihrer Magie uns zunächst womöglich einige Vorteile bringen, doch wären diese irgendwann aufgebraucht, da Meloro und die anderen Kriegsfürsten Tuors nicht blindlings in ihr Verderben rennen und mit Feuer, Axt und Ausdauer bald den Forst lichten und seiner Macht berauben würden. Sich hinter den Bäumen zu verstecken, würde das Ende demnach nur hinauszögern und das Schicksal mitnichten zu unseren Gunsten beeinflussen, wie ich glaube. Und außerdem kann es nicht recht sein, dass wir Vello Wisantor und seine Verwandten, die uns seit langer Zeit so selbstlos Obhut gewähren, mit hineinziehen in jenen blutigen, verlustreichen Zwist, der allein uns Elben gilt.
    Ihr habt meine Worte vernommen, und ich bitte Euch, sie auf dem Weg zurück ins Dorf zu bedenken und alsdann zu Eurer eigenen Einschätzung zu gelangen. Tulorin, du sollst Eldorin, Thingor, meinen Gemahl, und alle anderen über die neuen Wendungen der Ereignisse, die ich jüngst als erste unseres Volkes erfuhr, unterrichten, sodass für ein zeitnahes Handeln Sorge getragen werden kann. Ich hingegen will noch einen oder zwei Tage hier, wo mich die Stimmen meiner Boten und die Ratschläge der ganz weisen Wesen am besten erreichen können, verweilen und danach rechtzeitig zum Platz um Minoshir zurückkehren, wo die Weichen für unsere Zukunft gestellt werden. Ulven und Marcius, Ihr sollt Euer Bestes tun, um dem Bündnis zwischen den Streitern von Elb und Zwerg, wenn dies das Anliegen beider Seiten sein sollte, zuträglich zu sein. Mehr vermag ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu sehen und nicht zu raten.“
    Als die Unterredung beendet war, verließen die beiden Rhodrim und ihr elbischer Freund und Führer die Behausung der Fürstin der Nolori und fingen an, sich auf den Rückweg zu machen. Begleitet wurden sie hierbei von Stille und einer großen Nachdenklichkeit. Unter anderem ließ sie der Hinweis Nimroëls, dass die Macht des Bösen sich Aím Tinnod schon außerordentlich weit genähert hatte, die ganze Zeit über nicht ruhen und haftete ihren Gedanken wie ein unheilsamer Makel an. Mit einem Mal nämlich erschien ihnen ihre wunderbare Umgebung weitaus weniger hell, strahlend und unversehrbar zu sein. Und als der Abend schließlich aschgrau über die Hügel und Ebenen kroch, schienen alle Farben und Formen trüb, befleckt und rissig zu werden, und selbst die schönsten Bäume und Büsche verblassten und wurden durch schemenhafte, glanzlose Umrisse ihres einstmaligen Selbst ersetzt.
    *
    In der stahlgrauen Morgendämmerung ergoss sich ein kühler Regen, von den Sonnenstrahlen noch nicht erwärmt, über die Zwerge. Kein Weiß, kein Farbtupfer durchbrach die dunkle Starre des Horizonts, und nur allmählich wurden Formen an den Rändern ihres Marschweges sichtbar. Erst zu vorgerückter Stunde, als die Zeit, die unter gewöhnlichen Umständen einem freudigen Mittagsmahl vorbehalten gewesen wäre, schon nicht mehr fern war, gelang es der Sonne, den Untergrund und die Umgebung mit einem rötlich-gelben Schimmer zu sprenkeln.
    Dafür hielt die Kälte unvermindert an, denn der warme Wind, den es kurz vor dem Morgengrauen gegeben hatte, hatte nur eine kurzzeitige Entspannung gebracht. Diejenigen, die das Wetter beobachteten und dafür ein Gespür besaßen, zeigten sich überzeugt davon, dass ein harscher Schneefall einsetzen würde, noch ehe sie den Ered Fuíl erreichten.
    Dann, gleichfalls an jenem zweiten Tag, seitdem das Heer die Ostmark Rhodrims hinter sich gelassen hatte, kam Regen auf, der den Kriegern bitterkalt in die bärtigen Gesichter peitschte und mit harten Hagelkörnern vermischt war. Der Wind, der ihn trieb, trug ein noch fernes Donnergrollen mit sich, und das Tageslicht, das ohnehin kaum nennenswert gewesen war, nahm mit dem Nachmittag schon wieder ab.
    So kam es ihnen vor, als wären sie an diesem Tag noch nicht weit gegangen, als die Sonne versank und große Schatten über die westlichen Berghänge gekrochen kamen. Im Osten, wohin sie wanderten, lag das Abendlicht blass auf undeutlich erkennbaren Ebenen und minderen Anhöhen, während die Dämmerung ihre Füße einzuhüllen begann. Schließlich verschlang

Weitere Kostenlose Bücher