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Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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denen man den hernieder stoßenden Harpyien einigen Schaden zuzufügen hoffte, hatten sich seit dem Abend des neunzehnten Tages seit Bragis Tod die Verteidiger versammelt. Geradezu einträchtig standen Zwerge, Elben und die drei Menschen aus dem Reich Rhodrim einher und harrten den Geschehnissen, die unvermeidlich waren.
    Als sich der Abend zu dämmern anschickte, schwebte Nebel über dem schneeweißen Feld zwischen den Bäumen im Osten und dem nicht sehr fernen Gebirge im Westen. Der Horizont aber war klar, und einige helle Sterne kamen hervor, während die Halbmondsichel die Ränder der vorüberziehenden Wolken beleuchtete. Ansonsten lag ein kaltes, graues Licht über dem winterlichen Land, und die Schatten der umliegenden Felsen und Bäume waren schwarz.
    Der nächste Morgen zog mit Regen herauf, der von einem rauen Wind über die weiten, gefrorenen Wiesen getrieben wurde. Das wenige Licht, das durch das Nass hindurchfiel, genügte indes, um den Spitzen der zahlreichen Speere feurige Funken zu verleihen, so als handelte es sich um ein Heer von winzigen Sternen, die zur Erde gekommen waren, um dort von ihrer ewigen Reise Rast zu nehmen.
    Ein langer, vorläufig ereignisloser Tag schloss sich an, den die Elben ungerührt und stumm ertrugen, während dies den Zwergen deutlich schwerer fiel, da es nicht eben zu ihren Stärken zählte, sich untätig in Geduld zu üben. Neugierig beäugten sie immer wieder ihre elbischen Kampfgenossen, die sie noch vor kurzer Zeit als ihre Erbfeinde betrachtet hatten. Sie sahen, dass die hohen, an den Seiten rundlich eingekerbten Schilde der Elben ebenso wie ihre langen Harnische grün und blank geputzt waren und an schönen Tagen den Widerschein der Sonne als einziges Wappen trugen. Ihre Gesichter waren so stolz und starr wie Bildnisse aus Porzellan, während ihre Augen zu keiner Zeit verrieten, welche Gedanken sie bewegten. Die Zwerge fielen ihrerseits dadurch auf, dass viele von ihnen Masken aus Ton bei sich hatten, die sie bei der Schlacht zu tragen gedachten. Jene althergebrachte Gewohnheit entstammte der Zeit, als ihre Vorväter in stetigen Auseinandersetzungen mit den Drachen von Kull-Falûm standen und diese Sitte zum Schutz ihrer Gesichter gegen das feindliche Feuer ersonnen.
    Als die freudlosen Schatten des frühen Abends hernieder sanken, stieg im Norden ein schwadiger Dampf auf und legte Düsternis über das Weiß des Schnees und das wenige Grün, welchesin der Gegend verblieben war. Wolkenfetzen jagten dunkel und niedrig über die Köpfe der harrenden Krieger hinweg und sammelten sich über dem offenen Feld zwischen Gebirge und Wald. Die Abenddämmerung zog sich immer dichter zusammen und erstickte den Tag, während der bleierne Himmel tief und schwer über dem weiten Land hing. Baum und Strauch und Fels und all das, was zuvor schlafend und zufrieden ruhend erschien, wirkte nun lediglich noch kalt und tot.
    Dann stiegen noch dunklere Schatten in der Ferne auf, streckten von Norden und Osten her lange Arme aus und ließen das letzte Licht der im Westen verschwundenen Sonne vergessen. Bald war über den Elben, Zwergen und Menschen nur noch ein schwarzer, gestirnter Himmel, begleitet von einer beängstigenden Stille und der Abwesenheit vom Wispern des Windes und jeglichem anderen Laut.
    „Standhaft zu sein, das ist das Gebot der Stunde, meine bärtigen Brüder!“, sagte Dwari mit belegter Stimme zu einigen seiner Gefolgsleute, die in seiner Nähe standen.
    „Trotz der Fackeln, die wir zwischen den Speeren an Stämmen entzündet haben, können wir kaum etwas sehen. Ich wäre dankbar darüber, jetzt die Sehschärfe eines Elben zu haben“, grantelte Boîmbur, der Sohn Bolomburs, der inzwischen die Aufgabe des Mittlers zwischen seiner und der Sippe Dwaris übernommen hatte.
    „Der Stärkere hat die Wahl, ob er ein Risiko eingehen mag, um eine Schlacht für sich zu entscheiden. Der Schwächere aber muss dies tun, will er sich eine kleine Chance bewahren“, sagte Braccas. „Ob wir für unseren Mut belohnt werden aber, das wird sich erst am Ende der Geschichte zeigen.“
    Der Abendstunden waren noch kaum in die Nacht übergegangen, als plötzlich der Donner eines Wintergewitters mit einem wütenden Wind dröhnend heranrollte. Die erste Welle schlug von Norden her nach Südwesten und zerschellte an den Flanken der hohen Berge, wobei viele Blitze die von einem rauchigen Dunst besiedelten Gipfel kurzzeitig aufleuchten ließen. Danach aber wanderten die Blitzstrahlen, als

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