Die Zwei Schwerter, Band 3: Der Marsch der Zwerge (German Edition)
Beklemmung, die er noch kurz zuvor empfunden hatte, als das Moor ihn mit seinen unwiderstehlichen Armen umschlungen hielt, von ihm ab. Dies verschaffte ihm ein Gefühl unbeschreiblicher Befreiung, ein Gefühl, dem schon sicher erscheinenden Tod von der Schippe gesprungen und in die Welt der Lebenden zurückgekehrt zu sein.
Es war Windspiel, der den Menschen an den eigenen Zügeln aus dem klammen Sumpf gezogen und ihn errettet hatte. Nun stand der Hengst hoch erhobenen Hauptes nahe bei ihm, stolz und besorgt, wie ein treuer Wächter, der seinen verwundeten Herrn beschützte.
Der Fürstensohn war gerade im Begriff, sich aufzurichten, wobei er jeden Augenblick fürchtete, dass seine wackligen Knie ihm einen Strich durch die Rechnung machen würden, als ihn ein lautes, warnendes Schnauben seines Pferdes aufschauen ließ. Wie er zu seiner Bestürzung, wenn auch nicht wirklich zu seiner Überraschung, erkannte, hatte kaum ein Dutzend Schritt von ihm entfernt eine große Schar Ghuls einen Halbkreis um ihn gebildet. Betrachtete man dies in Verbindung mit dem Moor, das in seinem Rücken nach wie vor auf weitere Opfer wartete, die dem versunkenen Werwolfhäuptling in die Tiefe folgen mochten, und das ihm den einzigen Fluchtweg abschnitt, saß er in einer wahrlich ausweglosen Falle.
Wenigstens werde ich mein Ende in der Schlacht finden!,
dachte der blondhaarige Rhodrim bei sich und nahm langsam sein Schwert vom Boden auf, um sich für den naheliegenden Angriff zu rüsten.
Die schwer bewaffneten Kreaturen Utgorths durchbohrten den feindlichen Heeresführer mit ihren Blicken, denn aus jenen sprach ein solch abgrundtiefer Hass, wie ihn kein Mensch oder Elb oder Zwerg jemals zu empfinden vermochte. Doch noch hielt irgendetwas sie davor zurück, ihrer Angriffslust freien Lauf zu lassen und sich um die ersehnte Genugtuung, mit welcher der Tod ihres Gegners sie beschenken würde, mit Nachdruck zu bemühen.
„Es ist noch nicht zu spät, Arnhelm!“, sagte plötzlich eine metallisch klingende Stimme, deren Urheber zwischen den sich lichtenden Reihen der Ghuls daherkam. Die sich nähernde Gestalt war in eine tiefschwarze Rüstung gehüllt und trug einen weiten Umhang, dessen Saum fast auf der weißen Erde schleifte, und einen Helm, dessen Front nur einen dünnen Sehschlitz aufwies. Das Gebaren des Schwarzen Gebieters wirkte gelassen und doch bestimmt, keinen Widerspruch duldend und zugleich weniger grausam denn berechnend. „Die Herrschaft der Menschen sieht ihre letzten Stunden, und von Pír Cirven wird wenig mehr übrig bleiben als einige geborstene Steine und Bohlen, die kaum ausreichen werden, um genügend Särge für die Gefallenen daraus zu erschaffen! Du aber kannst den Todeskampf unseres gemeinsamen Volkes beenden, und an meiner Seite über ein neues Reich herrschen, das wir beide erschaffen werden! So nur wird uns und unserer Familie Gerechtigkeit widerfahren, und das Opfer deiner Mutter wird nicht vergebens gewesen sein!“
Während der Heeresführer der dunklen Mächte sprach, zügelten die ihn Umgebenden mit wachsender Mühe nur ihre Ungeduld. Gurgelnde, zischende oder schnalzende Laute umgaben die grauschwarzen Krieger Utgorths wie eine giftige Wolke, und ihre großen Insektenaugen ließen für keine Sekunde von ihrem menschlichen Opfer ab.
Während des Schweigens, das sich an die Rede anschloss, schien einer der Ghuls, ein Wesen von hagerer Statur und mittlerer Größe, die Beherrschung zu verlieren. Er spannte den mit einem schwarzen Schaft und einem Widerhaken versehenen Pfeil straffer noch als zuvor in den Bogen, den er hielt, zielte damit auf den Menschen und ließ eine Art glucksenden Schrei vernehmen, der nach Vorfreude klang und hinsichtlich seiner Entschlossenheit keinen Zweifel aufkommen ließ.
Jählings fuhr der Schwarze Gebieter herum und bewegte sich dabei mit einer solchen Geschwindigkeit, dass das Antlitz des Goldenen Schwertes, das er zuvor hinter seinem Rücken gezogen hatte, wie ein eilig dahinziehender Kometenschweif wirkte. Noch ehe einer der Anwesenden sich versah, durchschnitt die Klinge aus Gold und Adamant und Stahl und vielen anderen, geheimnisvollen Stoffen den sehnigen Hals des Ghuls, auf den sie es abgesehen hatte, und trennte Kopf von Rumpf. Der verhinderte Bogenschütze brach kraftlos zusammen, nachdem das Leben mit einem Schwall brackigen Blut aus ihm geschwunden war, während sein behelmtes Haupt in einem weiten Satz zur Seite flatterte. Es landete schließlich inmitten einer Traube
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